Die Dämonenfalle
ein Säugetier erst einmal die Geschlechtsreife erreicht, nehmen seine Zellen eine solch radikale Veränderung nicht mehr hin.«
»Wir sind sehr zuversichtlich, dass Sie am Ende das Ergebnis erzielen werden, das wir alle uns wünschen.«
Ich wandte mich zu dem Kind und seinem Haustier um und war optimistischer als in den zurückliegenden drei Jahren zusammen. »Das werde ich«, presste ich zwischen den Zähnen hervor. »Das werde ich.« Rache, so dachte ich, ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird. Ich sah mich selbst auf die Gräber dieser Idioten von der Bioethik-Kommission hinabblicken in … sagen wir fünfhundert Jahren. Und da würden ihre Körper sehr, sehr kalt sein.
Joes leutseliges Lächeln fror plötzlich ein. Ich fuhr herum, dachte schon, die Polizei wäre hier aufgetaucht. Ich wurde immer noch sehr nervös bei Razzien.
Aber es war nicht die Polizei. Der weibliche Teenager, der nun aus dem Haus trat, trug einen winzigen Lederminirock und ein sehr enganliegendes rotes Shirt. Man hätte das junge Mädchen äußerst attraktiv nennen können, wäre da nicht der streitsüchtige Ausdruck in ihrem Gesicht gewesen, und auch die Tattoos wirkten alles andere als friedfertig. Die kurzen Ärmel ihres Shirts entblößten eine Reihe von Nadeleinstichen. »Ist das …«
»Saskia«, sagte Joe mit unverhohlenem Widerwillen.
Fast hätte ich seine ältere Tochter nicht wiedererkannt. Saskia war einmal ein reizendes Mädchen gewesen; doch dieses Geschöpf hätte Thema einer dieser Horrorstorys sein können, die auf den Titelseiten von Klatschzeitungen zu finden waren.
»Was glotzt du so blöd?«, verlangte sie zu wissen.
»Nichts«, sagte ich schnell.
»Ich brauch’ Geld«, ließ sie ihren Vater wissen.
»Geh arbeiten.«
Ihr Gesicht verzog sich zu einer wütenden Grimasse. Ich glaubte schon, sie würde jeden Moment auf ihn losgehen. Hinter ihr drohte Heloise in Tränen auszubrechen, während sie beschützend ihre Arme um das Kätzchen schlang.
»Du weißt, was ich mache, wenn du mir nichts gibst«, sagte Saskia.
»Gut«, schnappte Joe. »Das ist uns jetzt auch egal.«
Sie machte eine obszöne Geste und rannte zurück ins Haus. Einen Moment lang dachte ich, Joe würde ihr nachsetzen. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Stattdessen wandte ersich zu seiner Frau um, die wie vom Donner gerührt auf ihrem Stuhl saß und leicht zitterte. »Geht’s dir gut?«, fragte er zärtlich.
Sie nickte tapfer, dann verlor sich ihr Blick langsam im Nirgendwo.
»Was ist passiert?«, fragte ich.
»Ich weiß es nicht«, sagte Joe bitter. »Wir haben sie nicht verwöhnt, da haben wir immer drauf geachtet. Und dann hat sie vor etwa einem Jahr angefangen, sich mit den falschen Leuten abzugeben. Seitdem leben wir in einem Alptraum. Sie hat die Schule geschmissen, wurde drogenabhängig und bestiehlt uns die ganze Zeit. Ich weiß nicht mehr, wie oft sie schon wegen Auto- und Ladendiebstahl festgenommen wurde.«
»Das tut mir leid. Tja, die lieben Kinder, was?«
»Teenager«, meinte er bekümmert. »Fiona mussten zwei Prozac-Pumpen implantiert werden, damit sie diese Sache überhaupt bewältigt.«
Ich lächelte in Richtung Heloise, die wieder mit ihrem Kätzchen spielte. »Na ja, wenigstens haben Sie die Kleine.«
»Ja.« Es schien, dass Joe zu einer Art Entscheidung gelangt war. »Bevor Sie gehen, möchte ich Sie bitten, das zelluläre Stasisregenerationsverfahren für mich durchzuführen.«
»Ich verstehe nicht … Wie ich eben schon sagte, sind wir gerade im ersten Stadium der Kontrollroutine, was die überschreibende Sequenz betrifft, die wir entwickelt haben.«
Sein Lächeln wurde hart. »Und trotzdem werden Sie es tun. Denn ohne meine Hilfe werden Sie für eine lange Zeit zurück ins Gefängnis wandern.«
»Aber bei Erwachsenen wird es nicht funktionieren«, erwiderte ich hilflos. »Sie werden nicht wieder jung werden, ja, nicht mal Ihr gegenwärtiges Alter halten.«
»Nun, es geht gar nicht um mich«, sagte er.
»Aber wer …« Ich folgte seinem Blick hin zu Heloise. »Oh.«
»So wie sie derzeit ist, ist sie perfekt«, sagte er mit einem freundlichen Lächeln. »Und dies, Doktor, wird sie auch bleiben.«
Wenn Engel reisen
Als der Abend dämmert, verlässt Imelda das bescheidene Heim ihrer Familie und durchquert mit einem koketten Lächeln auf den weinrot geschminkten Lippen den Vorgarten. Sie wird ihren Geliebten treffen, eine Aussicht, die ihr das Herz leicht macht und ihre ohnehin fröhliche
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