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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Tür ansah, und eine Gruppe, bestehend aus vier Männern und einer hübschen Brünetten, die vor einem der Gemälde standen, es immer wieder betrachteten und sich Notizen machten. Einer von ihnen deutete mit seinem Stift auf eine Stelle des Bildes und diskutierte angeregt mit seinen Kollegen. Ansonsten war niemand zu sehen.
    Der Weg führte an einigen Raumteilern vorbei, die mit demselben roten Filz bespannt waren wie die Wände in den hinteren Teilen des Saals. Alessas Absätze klapperten bei jedem Schritt auf dem glatt polierten weißen Marmor. Je näher sie dem Treffpunkt kam, desto mehr wuchs ihre Aufregung. Avery hatte seinen Vorsprung vergrößert. Seine Runde durch den Saal war beinahe beendet und er war bereits auf dem Weg zurück zur Tür, um seinen Posten zu beziehen. In dem Moment jedoch, in dem sie Susannah sah, war ihr Beschützer vergessen.
    Nur mühsam gelang es Alessa, sich zurückzuhalten und langsam auf Susannah zuzugehen, obwohl sie am liebsten gerannt wäre.
    Ihr kurzes braunes Haar war strubbeliger als gewöhnlich und unter den großen, dunklen Augen lagen tiefe Schatten. Ihren schlanken Körper hatte sie unter einem grauen Wollmantel verborgen, aus dessen Taschen ein Paar Handschuhe herauslugte. Unablässig rieb sie sich mit den Fingern über den Handrücken, so heftig, dass die Haut bereits gerötet war. Als sie jedoch Alessa sah, hellte sich ihre Miene auf.
    Nun wurden Alessas Schritte doch schneller. Dann fielen sich die beiden um den Hals. Susannahs Umarmung ließ den Schmerz in ihrer Schulter aufflammen, trotzdem machte sich Alessa nicht von der herzlichen Begrüßung frei.
    »Ich hatte solche Angst um dich«, flüstere Alessa und drückte ihre Freundin noch fester. »Es ist so viel passiert in der Zeit, in der ich dich nicht erreichen konnte.«
    Sie wollte Susannah von den Freunden erzählen, die sie gefunden hatte und die ihnen helfen wollten, als diese sich versteifte.
    Den Blick über Alessas Schulter gerichtet, sagte sie leise: »Du musst von hier weg!«
    Alessa glaubte sich verhört zu haben. Sie löste sich aus Susannahs Umarmung, um sie anzusehen. Susannah schien es gar nicht zu bemerken. Ihr Blick ruhte auf einer Stelle in Alessas Rücken, das Gesicht kreideweiß, die Züge zu einer Maske erstarrt.
    »Es tut mir so leid. Ich habe einen Fehler gemacht«, flüsterte sie. »Bitte hau ab. Du bist in Gefahr!«
    Die Worte griffen wie eine eisige Klaue nach Alessa. Von einer schrecklichen Vorahnung erfüllt drehte sie sich um, in die Richtung, in die Susannah noch immer starrte.
    Das ältere Ehepaar war fort. Die vier Männer, die zuvor so hitzig mit der Frau über eines der Gemälde debattiert hatten, standen jetzt nicht mehr zusammen, sondern hatten sich im Raum verteilt, jeder von ihnen die Aufmerksamkeit auf ein anderes Werk gerichtet. Sie wirkten so entspannt und ruhig wie zuvor, mit dem einzigen Unterschied, dass sie ihre Notizbücher nicht mehr in Händen hielten. Die Frau konnte Alessa nirgendwo entdecken. Sie schien gegangen zu sein.
    Ihr war bewusst, dass etwas nicht in Ordnung war, doch sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte den Grund für Susannahs Furcht nicht entdecken.
    Alessas Blick schoss zu Avery. Auch ihm war aufgefallen, dass etwas nicht stimmte. Eine Hand hatte er in die Jacke geschoben und sie zweifelte nicht daran, dass sich seine Finger bereits um den Griff seiner Waffe schlossen. Sein Blick wanderte wachsam über die Männer und richtete sich dann auf Alessa. In seinen Zügen lag dieselbe unausgesprochene Frage, die auch Alessa beschäftigte: Was ist hier faul?
    Ich habe einen Fehler gemacht.
    Da erst wurde ihr bewusst, dass die Männer Handschuhe trugen. Eine Falle! Susannah hatte sie in eine Falle gelockt!
    »Wie konntest du das tun?« Alessa war nicht sicher, ob sie die Worte ausgesprochen oder lediglich gedacht hatte. Sie hätte Angst haben sollen, doch die Enttäuschung wog schwerer als ihre Furcht.
    Ich habe dir vertraut , wollte sie rufen. Am liebsten hätte sie Susannah gepackt und so lange geschüttelt, bis sie ihr erklärte, warum zum Teufel sie das getan hatte.
    Eine Bewegung hinter Avery zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. In seinem Rücken kam die Frau näher und hob die Hand. Im ersten Moment dachte Alessa, die Frau halte eine Fernbedienung, dann jedoch erkannte sie das kleine Kästchen: Es war ein Elektroschocker.
    »Avery!«, schrie Alessa. »Hinter dir!«
    Er wirbelte herum, die Pistole schon in der Hand, doch die Frau war bereits zu nah. Sie

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