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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hatte noch ein paar Stunden Zeit.
    Heute wollte er sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Schon auf dem Weg zurück zum Krankenhaus hatte er kurz an einem Supermarkt angehalten und eine Flasche Wein sowie die nötigen Zutaten für ein gemütliches Candle-Light-Dinner besorgt. Mit Blumen und Kerzen, einem netten Tischtuch, Servietten und ein wenig Deko konnte er unmöglich falschliegen – zumindest waren das die Dinge, die er aus dem Fernsehen kannte und die seiner eigenen Vorstellung am nächsten kamen. Das alles wartete jetzt im Wagen.
    In der Wohnung des Professors war ihm viel Zeit zum Nachdenken geblieben. Erstaunt hatte er festgestellt, dass er sich gar nicht mehr erinnern konnte, wie sein Leben ohne Alessa gewesen war – sich nicht mehr erinnern wollte. Die letzten Tage waren alles andere als einfach gewesen und trotzdem hätte er keine Sekunde davon missen wollen. Wenn das alles vorüber war, würde er sie darum bitten, bei ihm einzuziehen. Das würde zwar sein ganzes bisheriges Leben durcheinanderbringen und alles über den Haufen werfen, doch allmählich war ihm bewusst geworden, dass er nicht länger so weitermachen wollte wie bisher. Höchste Zeit, dass sich etwas veränderte!
    Er nickte Buckingham zu, öffnete die Tür und betrat das Krankenzimmer. Kent saß an Parkers Bett. Den Kartentisch hatten sie zur Seite geschoben, der Fernseher war aus und die beiden blickten ihm schweigend entgegen.
    »Wo ist Alessa?«
    Die Seher wechselten einen unbehaglichen Blick.
    »Sie musste mal kurz weg«, meinte Kent ausweichend.
    Logan zog eine Augenbraue in die Höhe. »Jede Antwort, die nicht sagt, dass sie sich nur einen Kaffee vom Automaten holt oder mal eben aufs Klo musste, wird bei mir nicht auf Begeisterung stoßen.«
    »Dann wechseln wir lieber das Thema.«
    »Kent!«, schnappte Logan. »Treib keine Spielchen mit mir! Wo ist sie?«
    Kent seufzte schicksalsergeben. »Sie hat einen Anruf von ihrer Freundin bekommen und wollte sich mit ihr treffen.«
    »Susannah?« Logan glaubte sich verhört zu haben, doch Kent nickte. »Wo treffen sie sich?«
    »Hat sie nicht gesagt«, meinte Parker. »Aber du brauchst dir keine Sorgen machen, Avery ist bei ihr.«
    Das war immerhin etwas. Trotzdem hatte er kein gutes Gefühl dabei. Vermutlich hatten sie sich in der Nationalgalerie verabredet, dort, wo Alessa sich schon an dem Abend mit Susannah treffen wollte, an dem der Maskierte sie das erste Mal angegriffen hatte.
    »Wie lange sind sie schon weg?«
    Parker warf einen Blick auf die Uhr. »Eine halbe Stunde.«
    Das war nicht allzu viel Vorsprung. Er machte kehrt und stürmte aus dem Zimmer, den Gang entlang. Den Aufzug ließ er links liegen, rannte die Treppen hinunter und raus auf den Parkplatz. Kurz darauf war er auf dem Weg in die Innenstadt. Auf der Princes Street entdeckte er Averys Wagen auf der Busspur. Er parkte den Defender dahinter und lief zur Galerie.
    Auf dem Vorplatz standen zwei Krankenwagen und ein Polizeiwagen. Alle mit eingeschaltetem Blaulicht, dessen Lichtreflexe sich kalt von der hellen Fassade der Nationalgalerie abhoben.
    Beim Anblick der Rettungswagen zogen sich Logans Eingeweide zu einem schmerzhaften Klumpen zusammen. Er stürmte über den Säulengang in die Galerie, bog nach links und lief in den Ausstellungsraum, in den er Alessa schon einmal gefolgt war. Den Blick fieberhaft nach allen Seiten ausgerichtet durchquerte er den Raum, auf der Suche nach Alessa. Im hinteren Teil blieben seine Augen an einer Blutlache hängen, die sich wie ein kleiner Teich über den weißen Marmor ausgebreitet hatte. Von Alessa keine Spur. Ebenso wenig von Avery.
    Dann sah er die Sanitäter und hielt abrupt inne. Die beiden Männer standen an einer Bahre, einer hielt einen Infusionsbeutel in die Höhe, von dem ein Schlauch nach unten hing, um zwischen den Männern zu verschwinden. Der andere stand mit dem Rücken zu Logan und versperrte ihm den Blick auf die Bahre.
    »Sie wird es nicht schaffen«, hörte er einen der Männer sagen.
    Der andere nickte. »Wir werden es trotzdem versuchen.«
    Die Worte brachten seinen Herzschlag aus dem Takt. Lass es nicht Alessa sein!
    Mit angehaltenem Atem umrundete er die Trage, bis er freie Sicht hatte … und in die Züge einer Fremden blickte. Doch beim Anblick der Frau mit dem kurzen Haar wollte sich keine Erleichterung einstellen. Auch wenn er ihr noch nie persönlich begegnet war und die Atemmaske, die ihr der Notarzt über Mund und Nase gelegt hatte, einen Teil ihres bleichen

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