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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Gesichts verdeckte, erkannte Logan sie sofort: Susannah Hensleigh.
    Er sah sich um. Wo war Alessa? Sollte sie nicht an der Seite ihrer Freundin sein?
    Nicht, wenn jemand sie davon abhält.
    »Bringen wir sie raus«, hörte er einen der Sanitäter sagen. Logan trat zu den Männern, zog seine Marke aus der Jackentasche und hielt sie vor ihnen in die Höhe. »Agent Drake, von der Behörde.« Der gewohnt geschäftsmäßige Ton half ihm nicht, vor Sorge durchzudrehen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren – herauszufinden, was geschehen war, und Alessa zu finden. »Ich muss mit dieser Frau sprechen.«
    Der Mann, der den Infusionsbeutel hielt, warf einen Blick auf den kleinen Monitor, der neben Susannah auf der Bahre lag und ihre Herzfrequenz anzeigte. »Diese Frau muss sofort ins Krankenhaus!«
    Unter anderen Umständen hätte Logan vermutlich nachgegeben und gewartet, bis die Patientin wieder ansprechbar war, doch Susannah war die Einzige, die womöglich wusste, was Alessa zugestoßen war.
    »Es ist dringend!«
    Der Mann machte einen Schritt zur Seite. Als Logan an die Bahre trat, war ihm klar, warum der Sanitäter ihn gewähren ließ. Susannahs Blick war unstet und verschleiert, ihr Körper wurde von Krämpfen geschüttelt und die Linie auf dem EKG war weit flacher, als sie sein sollte, Puls und Blutdruck viel zu niedrig. Sie würde es nicht bis ins Krankenhaus schaffen.
    »Susannah, können Sie mich hören?«
    Ihr Blick richtete sich auf ihn, versuchte ihn zu erfassen, doch Logan bezweifelte, dass sie ihn wirklich sah. Er konnte nur hoffen, dass sie ihn verstanden hatte.
    »Wo ist sie? Wo ist Alessa?«
    Schweigen folgte auf seine Frage, ehe Susannah unter unendlichen Mühen zum Sprechen ansetzte. Die Atemmaske verschlang ihre ersten Worte. Mit einem schnellen Griff zog Logan sie zur Seite.
    »Sie haben sie«, stieß Susannah so leise hervor, dass er sich dicht über sie beugen musste, um sie zu verstehen. »Lassen Sie nicht zu … keine weiteren Experimente … sonst ist … sie …tot …« Sie rang um Luft. Rasch legte Logan ihr die Maske wieder über Mund und Nase und ließ sie zwei Atemzüge tun, ehe er sie wieder wegnahm. »Holen Sie sie zurück«, keuchte Susannah. »Sagen Sie ihr, dass es mir … habe das nicht gewollt.«
    Sie schloss die Augen und Logan dachte schon, sie würde nichts mehr sagen, als sie sie noch einmal öffnete. »Sie wollten mir mein Leben zurückgeben, wenn ich …«
    »Wenn Sie Alessa dafür ans Messer liefern«, vollendete Logan ihren Satz grimmig.
    Susannah hörte ihn nicht mehr. Ihr Kopf fiel zur Seite und aus dem Monitor erklang ein Dauerpiepton.
    Nulllinie.
    Einer der Sanitäter schob Logan zur Seite. »Defi!«
    Sofort war sein Kollege mit dem Defibrillator zur Stelle. Logan wich zurück, um den Männern nicht weiter im Weg zu stehen. Er hatte erfahren, was er wissen musste. Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.
    Logan hörte das schrille Summen des sich aufladenden Defibrillators, gefolgt von einem dumpfen Schlag, als das Gerät seine Ladung abgab.
    Stille folgte, lediglich unterbrochen vom Dauerpiepton der Nulllinie.
    »Nichts«, rief einer der Sanitäter. »Noch mal!«
    Einen Moment noch stand Logan da und beobachtete die verzweifelten Bemühungen der Einsatzkräfte, die Frau, die einmal Alessas Freundin gewesen war, ins Leben zurückzuholen, ehe er sich abwandte und nach draußen eilte.
    Sie haben sie.
    Sie.
    Die Gemeinschaft.
    Bis zu einem gewissen Grad konnte er sogar verstehen, warum Susannah sich auf den Handel eingelassen hatte. Sie hatte gehofft ihr Leben zurückzubekommen und ihre verzweifelte Hoffnung mit dem Leben bezahlt.
    Jetzt lag es an ihm, zu verhindern, dass Alessa diesen Preis ebenfalls bezahlen musste.
    Er stürmte durch das Foyer, an der Garderobe vorbei, auf den Säulengang zu. Draußen fiel sein Blick auf die beiden Krankenwagen, die mit offenen Türen dastanden. Das eine Fahrzeug war verlassen, die Bahre fehlte. Auf der Ladekante des zweiten Wagens saß Avery. Ein Ärmel seines Pullovers war hochgeschoben und um seinen Arm lag eine Blutdruckmanschette. Eine Sanitäterin blickte auf ein kleines Display, das das Ergebnis der Messung anzeigte. Als Logan näher kam, löste sie mit einem lauten Ratsch den Klettverschluss der Manschette. Kaum hatte sie sie zur Seite gelegt, leuchtete sie schon mit einer kleinen Stablampe in Averys Augen und begutachtete seine Pupillen.
    Mit einem Nicken verstaute sie die Lampe in ihrer Tasche und hob den

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