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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Finger vor Averys Nase. »Folgen Sie meinem Finger.«
    Averys Blick folgte der Bewegung ihres Fingers – bis zu dem Moment, in dem er Logan entdeckte.
    Den Protest der Sanitäterin ignorierend stand er auf und ging an ihr vorbei, Logan entgegen. Der taxierte ihn mit einem raschen Blick. Averys Schritte wirkten unsicher und seine Hände zitterten, doch er schien keine äußerlichen Verletzungen zu haben. Obwohl alles in Logan drängte, sich auf die Suche nach Alessa zu machen, ging er erst zu seinem Mitarbeiter.
    »Was haben die mit dir angestellt?«
    »Elektroschocker.« Avery schnaubte. »Ich hätte sie kommen sehen müssen! Dieses Miststück hat sich von hinten an mich herangeschlichen und ich hab es nicht einmal gemerkt!«
    »Mr Avery.« Mit missbilligender Miene trat die Sanitäterin neben ihn und griff nach seinem Arm, um ihn zum Krankenwagen zurückzuführen. Davon, dass er doppelt so breit und mehr als einen Kopf größer war als sie selbst, ließ sie sich nicht abschrecken. »Sie sollten hier nicht herumlaufen, ehe wir nicht ausgiebig Ihre Vitalfunktionen gecheckt haben. Wir müssen Sie ins Krankenhaus bringen.«
    Avery streifte ihre Hand ab. »Dafür habe ich jetzt keine Zeit.« Als er seine Aufmerksamkeit erneut auf Logan richtete, schüttelte er hilflos den Kopf. »Es tut mir leid, Boss. Ich hab’s verbockt.«
    Es wäre leicht gewesen, Avery die Schuld zu geben, doch so einfach war es nicht. Logan kannte den blonden Hünen gut genug, um zu wissen, dass ihn jemand überrumpelt haben musste. Andernfalls hätte er nicht zugelassen, dass sie Alessa mitnahmen.
    »Ich hätte sie gar nicht aus dem Haus lassen dürfen.« Ebenso gut wusste er, dass er sie nicht ewig hätte einsperren können. Früher oder später wäre sie ihnen in die Hände gefallen, das hätte auch er nicht verhindern können. Jetzt war es geschehen, obwohl er ihr sein Wort gegeben hatte, sie zu beschützen.
    »Fahren wir in die Zentrale und mobilisieren die Jungs.«
    Logan schüttelte den Kopf. »Du fährst mit den Notärzten ins Krankenhaus und lässt dich durchchecken.« Er wandte sich an die Sanitäterin. »Stellen Sie sicher, dass auch wirklich alles in Ordnung ist, bevor Sie ihn wieder in die freie Wildbahn entlassen.«
    Dann machte er kehrt.
    »Was hast du vor, Boss?«
    Logan wandte sich noch einmal um. »Ich hole Alessa zurück.«

25
    D er Motor des Defenders heulte auf, als Logan den Wagen von der Busspur lenkte und durch den Verkehr auf der Princes Street jagte. Obwohl alles in ihm danach schrie, das Gaspedal durchzutreten, zwang er sich, die Geschwindigkeitsbegrenzung einzuhalten. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, waren ein paar übereifrige Streifenpolizisten, die ihn aufhielten und sich erst beim Anblick seiner Dienstmarke dazu bewegen lassen würden, ihn weiterfahren zu lassen, das Ganze gepaart mit einer Flut von Ermahnungen, sich an die Regeln zu halten. Dafür würde seine Geduld nicht ausreichen.
    Bei der ersten Gelegenheit wendete er den Wagen und folgte der Straße nach Westen bis zur Queensferry Street. Ab da führte ihn sein Weg nach Norden. In einer endlosen graubraunen Front aus Backsteinen zogen die georgianischen Häuser an ihm vorbei, ohne dass er hätte sagen können, wo das eine endete und das nächste begann.
    Am Raeburn Place, keine zwei Kilometer vom Anwesen der Gemeinschaft entfernt, öffnete sich die Häuserfront zu seiner Rechten zu einer engen Durchfahrt. Er setzte den Blinker und verließ die Hauptstraße. Im Schatten der beiden Häuserseiten, die grau in den gewittrigen Himmel ragten, lenkte er den Defender an den Straßenrand und stieg aus.
    Vor ihm verbreiterte sich die Straße zu einem gepflasterten Innenhof, der zu allen Seiten von winzigen zweistöckigen Häusern umgeben war. Nur vor einem der Gebäude parkte ein Auto. Sonst war niemand zu sehen.
    Er ging zum Kofferraum, öffnete ihn und hob die Bodenabdeckung an. Dort, wo früher einmal das Reserverad gewesen war, hatte er eine Stahlbox eingebaut und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Sein Schlüsselbund klirrte leise, als er nach dem passenden Schlüssel griff und das Schloss öffnete. In der Box lagen eine SIG und mehrere Magazine.
    Mit einem raschen Blick vergewisserte sich Logan, dass ihn niemand beobachtete, dann zog er seine Lederjacke aus, nahm das Schulterholster ab und schlüpfte aus dem Pullover. Er zog die Kevlarweste aus einem Netz an der Kofferraumseite, legte sie über seinem T-Shirt an und schloss die Klettverschlüsse, ehe

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