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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Gegensprechanlage, die in einen Pfosten am Rande der Ausfahrt eingelassen war.
    Es dauerte eine Weile, ehe sich jemand meldete, Logan musste dreimal klingeln und hatte Mühe, nicht Sturm zu läuten.
    »Ja?«, knisterte schließlich eine blecherne Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Logan Drake von der Behörde«, identifizierte er sich, seinen Nachnamen betonend. »Ich werde erwartet.«
    »Moment.« Im Hintergrund vernahm er ein Rascheln, vermutlich die Liste mit den angemeldeten Besuchern. »Ja, hier steht es. Fahren Sie bis zum Haus hoch und benutzen sie das große Portal. Dahinter finden Sie den Empfang. Melden Sie sich dort.«
    Ein tiefer Summton ließ den Lautsprecher vibrieren, dann öffnete sich das Tor automatisch. Jetzt, da Logan fast am Ziel war, ging ihm alles viel zu langsam. Es kostete ihn ebenso viel Mühe, seine Finger von der SIG zu lassen, wie er sich beherrschen musste, nicht das Gaspedal bis zum Boden durchzutreten und das Tor in voller Fahrt niederzuwalzen. Ungeduldig beobachtete er, wie die schweren Eisenflügel über den Boden schwebten und sich Zoll um Zoll öffneten. Sobald die Lücke groß genug für den Defender war, legte er den Gang ein und fuhr die Auffahrt bis zum Haus hinauf. Die Reifen wirbelten Staub auf, der aus dem Kies in die Luft stieg und das Tor samt Wachhaus im Rückspiegel hinter dichten Staubwolken verschwinden ließ.
    Vor ihm wuchs das Haupthaus in die Höhe, ein gewaltiger Bau aus rotem Backstein mit weiß abgesetzten Kanten und Ornamenten, gegen den selbst das sonst so imposante Hauptquartier, in dem Logans Team untergebracht war, klein und unscheinbar wirkte. Das Gebäude mit all seinen Anbauten erstreckte sich beinahe über die gesamte Breite des Anwesens, was gut und gerne dreihundert Meter sein mochten, und Logan konnte nur vermuten, wie weit es nach hinten in das Grundstück ragte und wie viele weitere Bauten sich dort noch verbargen.
    Fünf Stockwerke, mit einem zum Teil flachen, von einem Geländer umgebenen Dach, auf dem unzählige kantige Schornsteine in die Höhe ragten. Auf Mauervorsprüngen unter dem Dach und über den eckigen Erkern kauerten Wasserspeier, die erschreckende Ähnlichkeit mit dem Dämon hatten, der sich über Alessa gebeugt hatte.
    Hinter den hohen Fenstern verbargen sich Wohnungen, Büros und Gemeinschaftseinrichtungen. Hunderte von Leuten lebten hier, zum Teil mit ihren Familien, zum Teil allein. Jene, die mehr Platz benötigten, als ihnen die Apartments innerhalb des Hauses bieten konnten, waren nach Fensmore gezogen, wo sie, abgeschirmt von der menschlichen Gesellschaft, untereinanderbleiben konnten.
    In all den Jahren hatte er das Anwesen bisher nur von außen gesehen und er bezweifelte, dass er heute einen Rundgang machen würde. Logan wendete den Defender vor dem Haus und parkte ihn, nahe dem Eingangsportal, mit der Front in Richtung Ausfahrt.
    Normalerweise hätte er sich die Zeit genommen, sein Vorgehen sorgfältiger zu planen, doch die Umstände waren alles andere als normal. Für das, was er vorhatte, gab es ohnehin nur einen Weg.
    Er ließ den Zündschlüssel stecken und stieg aus. Mit zwei schnellen Griffen vergewisserte er sich noch einmal rasch vom Sitz seiner Waffen und zog die Jacke zurecht, sodass niemand die Pistolen sehen konnte. Dann ging er auf das imposante Eingangsportal zu, das unter einem gemauerten Vordach aus weißem Stein lag. Er stieg die Stufen hinauf. Einer der Türflügel stand offen. Dahinter lag eine weitläufige Eingangshalle, deren heller Marmorboden im Licht eines Kronleuchters schimmerte. Zu seiner Linken führte eine breite Holztreppe nach oben und auf der rechten Seite lag der Empfangstresen, von dem der Wachmann gesprochen hatte.
    Logan hielt darauf zu, als ein Knarren seine Aufmerksamkeit auf die Treppe lenkte. Jackie kam die Stufen heruntergelaufen. Sie sah ihn an und lächelte. Kaum lagen die letzten Stufen hinter ihr, eilte sie auf Logan zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Weich strich das Leder ihrer Handschuhe über seinen Hals. Er unterdrückte den Impuls, seine Schwägerin von sich zu schieben, und erwiderte ihre Umarmung kurz, ehe er zurücktrat.
    »Ich bin froh, dass du dich entschlossen hast, mit mir zu sprechen«, sagte sie so leise, dass die Frau hinter dem Empfangstresen sie nicht hören konnte. »Als ich Alessa gesehen habe … Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich gefreut habe!«
    Zu seinem eigenen Erstaunen glaubte Logan ihr. Was für ein hässliches Spiel ihr Mann auch trieb,

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