Die Daemonenseherin
offenbarte zum ersten Mal einen Blick hinter seine Selbstbeherrschung, wo nichts anderes als die nackte Angst um seine Frau zu sehen war. Dieselbe Angst, die Logan hierhergetrieben hatte. »Mach keine Dummheiten!«
»Ihr seid diejenigen, die die Dummheiten macht«, fuhr Logan ihn an. »Eure Experimente, die Bereitschaft, Menschenleben zu opfern aus eurer gnadenlosen Gier heraus, besser und mächtiger zu werden, kosten die Leben Unschuldiger! Wie viele sollen es noch werden? Sag mir das! Wann hört ihr auf? Wenn ihr die Dämonen kontrollieren könnt? Oder ist das erst der Anfang? Ihr werdet immer weiterforschen aus dem unbezwingbaren Drang heraus, noch stärker zu werden. Die Leben, die ihr dabei auf dem Gewissen habt, interessieren euch einen Dreck! Aber damit ist jetzt Schluss! Ein für alle Mal.«
Devon war stehen geblieben, die Hände noch immer halb erhoben. Die übrigen vier Ratsmitglieder hatten sich hinter den Tisch zurückgezogen. Obwohl Logan nicht mit der Waffe auf die Männer zielte, wagte keiner sich zu bewegen. »Wovon zum Teufel sprichst du?«
»Davon, dass du mich angelogen hast.« Logans Stimme troff vor Hass und Abscheu. »Du wolltest mich für dein beschissenes Spiel benutzen. Wir sollten dir deine Versuchskaninchen zurückbringen, damit ihr weitermachen könnt. Noch mehr Leben zerstören.«
In seinem Rücken hörte er gedämpfte Schritte, begleitet von Stimmen. Die Wachen hatten den Gang erreicht. Logan drehte sich nicht um, auch dann nicht, als hinter ihm die Tür aufflog und jemand »Waffe fallen lassen!« brüllte. Er verstärkte lediglich seinen Griff um Jackies Arm und sah Devon fest in die Augen.
Mach jetzt keinen Quatsch, Bruder!
Jackie zitterte. Ein dünner Schweißfilm schimmerte auf ihrer Stirn. Logan hoffte, dass sie ihm nicht zusammenklappte. Wenn sie ohnmächtig wurde, bekam er ein Problem.
»Waffe runter!«, ertönte es erneut.
Logan konzentrierte sich auf die Schritte in seinem Rücken. Die Männer teilten sich auf und zogen einen Halbkreis um ihn herum; er schätzte, dass es mindestens sechs oder sieben Wachen waren. Vielleicht auch mehr. Trotzdem rührte er sich nicht.
»Warum hören Sie nicht darauf, was die Männer sagen?«, wagte sich nun eines der Ratsmitglieder vor, ein Mann, dessen dunkles Haar an den Schläfen leicht ergraut war, was ihm in seinem teuren Maßanzug das Aussehen eines Staatsmanns verlieh. »Geben Sie Mrs Drake frei und legen Sie die Waffe nieder, dann können wir das womöglich klären.«
Einen Dreck würde er klären! Wenn er jetzt aufgab, würden sie ihn der Polizei übergeben und er könnte sich die Welt während der nächsten zehn Jahre durch die Gitter einer Zelle ansehen. Alessa wäre dann für immer verloren.
»Ich glaube nicht, dass er das tun wird, Frank.« Devons Blick war noch immer auf Logan gerichtet. »Du wirst deine Waffe nicht weglegen, nicht wahr? Aber du wirst auch Jackie nichts antun. Du kennst sie. Sie ist deine Schwägerin.« Er wirkte mit einem Mal so gelassen, als würden sie lediglich über das Wetter diskutieren, einzig seine Haltung verriet seine Anspannung. Als die Wachen hinter Logan noch näher kamen, hob Devon die Hand. »Nicht weiter!«, befahl er den Männern, ehe er sich wieder an Logan wandte. »Ich mache dir einen Vorschlag: Du lässt Jackie gehen und nimmst stattdessen mich als Geisel.« Hinter ihm sogen einige Ratsmitglieder scharf die Luft ein, doch Devon fuhr fort. »Wir schicken die Wachen weg und gehen in mein Büro – und dann erklärst du mir, was überhaupt los ist.«
Logan war versucht das Angebot auszuschlagen, doch ihm war bewusst, dass er sich in einer Pattsituation befand, in der es kein Vorwärtskommen gab. Er konnte hier nicht ewig stehen, mit den Wachen im Rücken, früher oder später würde seine Aufmerksamkeit nachlassen und dann würden sie ihn überwältigen. Eine wertvollere Geisel als Devon würde er kaum bekommen. Wenn ihn einer zu Alessa führen konnte, dann er.
Wie konnte Devon selbst jetzt noch so tun, als wisse er von nichts! Doch seine Worte hatten überzeugend geklungen. War er ein derart guter Schauspieler, dass es ihm selbst jetzt noch gelang, vorzugeben, mit alldem nichts zu schaffen zu haben, ja nicht einmal zu wissen, was Logan so weit gebracht hatte, in das Anwesen einzudringen und eine Geisel zu nehmen? Oder war er tatsächlich so ahnungslos, wie er sich gab?
»Also gut«, stimmte Logan schließlich zu. »Du im Tausch gegen Jackie.«
Devon nickte. Erneut richtete er seine
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