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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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waren.
    Schweigend zog er sie weiter.
    Schließlich machte der Gang einen Knick nach links und endete vor einem doppelflügeligen Portal. »Hier tagt der Rat.« Jackie blieb vor der Tür stehen, hinter der gedämpfte Stimmen zu hören waren, und drehte sich zu Logan herum. »Was hast du jetzt vor? Willst du hineingehen und sie alle erschießen? Aus einem Grund, den ich nicht einmal kenne?«
    »Das hängt von deinem Mann ab.«
    »Logan«, flehte sie. »Bitte sprich mit mir! Sag mir, was los ist. Ich verspreche dir, wir können einen Weg –«
    »Sei still!«
    Jetzt war ihr die Angst wirklich anzusehen. Tränen schimmerten in ihren Augen, doch Logan kümmerte es nicht mehr. Warum sollte es ihr besser gehen als Alessa? »Was erwartet mich da drinnen? Und ich warne dich: keine Lügen!«
    »Fünf Ratsmitglieder einschließlich Devon«, presste sie hervor.
    »Wachen?«
    »Das ist kein Hochsicherheitstrakt.«
    »Alarmknöpfe?«
    »Mehrere – an den Wänden und unter dem Tisch.«
    Sollten sie nur versuchen Alarm auszulösen. Es würde ihnen nicht helfen. »Also gut, wir gehen jetzt da hinein. Verhalte dich ruhig und mach keine Dummheiten, dann wird dir auch nichts passieren.«
    Ehe sie etwas erwidern konnte, packte er sie mit der einen Hand beim Arm und hielt ihr mit der anderen die Waffe deutlich sichtbar an den Kopf. »Mach die Tür auf!«
    Ihre Hand zitterte, als sie sie nach der Klinke ausstreckte. Sie zögerte kurz, dann drückte sie die Klinke herab und stieß die Tür auf. Ein dicker roter Teppich dämpfte jeden Schritt, als er Jackie vor sich in den Raum schob. Fünf Männer saßen um einen langen Tisch aus poliertem Eichenholz. Sie waren in eine hitzige Debatte vertieft und bemerkten nicht einmal, dass sie nicht mehr allein waren. Das gab Logan kostbare Augenblicke, die er nutzte, um sich einen Überblick zu verschaffen. Abgesehen von der langen Tafel im Zentrum und den mit rotbraunem Leder überzogenen Stühlen drum herum fand sich in einer Ecke zu seiner Rechten ein kleiner runder Tisch, zu dessen Seiten zwei verwaiste Sessel standen. An der Wand, die dahinter zum Fenster führte, reihten sich einige Bücherregale an eine Anrichte, auf der Wasserflaschen und Gläser standen.
    Die Wand zu seiner Linken war frei, lediglich eine Tür durchbrach das eintönige Weiß des Rauputzes. Auf der gegenüberliegenden Seite, hinter dem Tisch, zog sich eine lange Fensterfront von rechts nach links, jedes der hohen Fenster von schweren Samtgardinen flankiert, deren Rotton zum Teppich passte.
    Logans Aufmerksamkeit kehrte an den Tisch zurück. Die fünf Männer hatten sich an einem Ende zusammengesetzt, um sich zu beraten. Vor ihnen standen Gläser, mehrere kleine Wasserflaschen und Teller mit Gebäck, die jedoch unangetastet aussahen. Keine sichtbaren Waffen.
    Logan trat lautstark die Tür hinter sich zu und schob Jackie vor sich her, weiter in die Mitte des Raumes. Das Gespräch verstummte schlagartig. Die Köpfe der fünf Männer fuhren herum.
    Zu spät bemerkte Logan, dass der Älteste im Raum, ein grauhaariger Mann, die Hand unter dem Tisch hatte. »Hände auf den Tisch, wo ich sie sehen kann!«
    »Die Wachen sind bereits alarmiert.« Der Alte legte seine Hände flach auf die Tischplatte. Er war so hager, dass die Falten in seinem Gesicht und auf den Handrücken wie zerknülltes Papier aussahen. »Legen Sie die Waffe weg, bevor es ein Blutbad gibt.«
    Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Er hatte es begonnen – er musste es auch zu Ende bringen.
    »Mein Gott, Logan!« Devons Blick hing an seiner Frau; die Blicke, die die beiden tauschten, waren von einer Intensität, dass Logan sich unwillkürlich fragte, ob sie sich in Gedanken miteinander verständigten oder ob es lediglich Liebe und Sorge waren, deren sie sich mit ihren Blicken versicherten. »Was ist in dich gefahren? Lass Jackie los!«
    »Deine Frau im Tausch gegen meine.«
    Devon blinzelte. »Wovon sprichst du?« Er schob seinen Stuhl zurück und stand ganz langsam auf.
    »Bleib, wo du bist!«
    Doch sein Bruder dachte nicht daran. Er hob lediglich die Hände, sodass Logan seine offenen Handflächen sehen konnte. »Ich bin unbewaffnet«, sagte er ruhig. »Ich komme jetzt um den Tisch herum und dann reden wir.«
    »Es gibt nichts zu reden«, erwiderte Logan kalt. »Gib mir Alessa zurück und ihr seid mich los. Andernfalls …«
    Jackie keuchte erschrocken auf, als er sie näher zu sich heranzog und ihr den Lauf der Pistole in die Seite drückte.
    »Nein!«, rief Devon und

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