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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Probanden nannte, als wäre er nicht mehr gewesen als eine austauschbare Nummer. Ein Versuchskaninchen.
    Doktor Burke nickte. »Dann werden wir uns künftig darauf konzentrieren, herauszufinden, wie viel es braucht, um die Kreatur wachsen zu lassen – und dann werden wir endlich einen Weg finden, sie zu kontrollieren! Etwas wie auf dem Leith Walk darf nicht noch einmal passieren!« Ohne eine Antwort ihres Assistenten abzuwarten, machte sie kehrt und rauschte davon.
    »Ihr habt die Chefin gehört«, sagte der Mann an die anderen beiden gewandt. »Ab sofort steht das Labor unter höchster Sicherheitsstufe. Der Gemeinschaftsraum wird geschlossen und die Probanden unter Bewachung gestellt.«
    Alessa hatte Mühe, alles zu verarbeiten, was die Männer sagten. Auch wenn ihr bewusst war, dass sie und die anderen Versuchsteilnehmer ab sofort Gefangene waren, hingen ihre Gedanken noch immer an dem, was Doktor Burke über das Massaker gesagt hatte. Nur langsam dämmerte ihr der Zusammenhang. Waren die Versuche nicht kurz nach dem vermeintlichen Bandenkrieg eingestellt worden? Sollte das bedeuten, dass dort ähnliche Kreaturen gewütet hatten wie jene, die Mikey umgebracht hatte? Kreaturen, deren Existenz den Versuchen zu verdanken war? Natürlich! Die Tests waren nur ein Vorwand gewesen, der sie alle hierherlocken sollte, damit Doktor Burke ihre Experimente fortsetzen konnte. Was ihnen blühte, hatte sie gerade an Mikey gesehen.
    Die Schritte der Assistenten schreckten Alessa aus ihren Gedanken. Die Männer kamen in ihre Richtung! Sie hätte sich aus dem Staub machen sollen, solange alle noch abgelenkt waren. Dafür blieb jetzt keine Zeit mehr. Alessa drückte sich tiefer in die Schatten der Nische und hoffte, die Männer wären zu beschäftigt, um sie zu bemerken. Ein Fluch hallte über den Gang, und Alessa wusste, dass ihre Hoffnung vergebens war.
    Die Männer wechselten einen raschen Blick, dann wurde sie bei den Armen gepackt und davongeschleift. Alessa versuchte sich loszureißen, doch sie waren zu stark. Mit vereinten Kräften schoben sie Alessa in ein Zimmer, das neben dem lag, in dem Mikey gestorben war, und verriegelten die Tür hinter ihr. Alessa rüttelte daran und versuchte sie aufzureißen, doch das Schloss hielt ihren Versuchen stand. Sie sah sich in dem winzigen, fensterlosen Raum um, suchte nach etwas, womit sie die Tür hätte aufbrechen können, doch alles, was sie im trüben Schein der Notbeleuchtung erkannte, war ein sargförmiger Stahltank in der Mitte des Raumes. Der Deckel war geschlossen und schien sich nur über eine Steuerkonsole öffnen zu lassen.
    Stunden vergingen, bis endlich jemand die Tür öffnete. Alessa stürmte vor, dem Assistenten entgegen.
    »Ich will sofort hier raus!« Sie wollte noch mehr sagen, wollte sich über die Versuche beschweren und dem Mann erklären, sie würde dafür sorgen, dass diese Einrichtung geschlossen wurde, doch der Stich einer Nadel in ihrem Arm erstickte alle weiteren Worte. Die Überraschung, die sie im ersten Moment verspürte, wurde schnell von Zorn weggefegt. Wie konnte er es wagen, ihr gegen ihren Willen eine Spritze zu verpassen! Ein derartiges Verhalten würde sie sich nicht gefallen lassen. Sie würde … was? Der Gedanke entglitt ihr, ehe sie ihn zu fassen bekam. Dann gaben ihre Beine nach.
    Als sie wieder zu sich kam, schmerzte ihr Rücken, als hätte jemand ihr Fleisch mit einem Messer traktiert. Um sie herum war es finster. Sie starrte in die Schwärze, blinzelte und wartete darauf, dass sich ihre Augen daran gewöhnten und erste Schattierungen von Grau freigaben. Doch die Finsternis blieb undurchdringlich. Alessa hob die Hand, um zu sehen, ob man ihr etwas über die Augen gelegt hatte. Auf halbem Weg zu ihrem Gesicht streiften ihre Finger über etwas Hartes, Kaltes. Metall. Sie tastete weiter. Es war überall um sie herum. Das Bild des Stahltanks blitzte in ihrer Erinnerung auf. War es möglich, dass …? Es war kalt, doch erst als sie zu zittern begann, wurde ihr bewusst, dass sie nur ein dünnes Krankenhaushemd am Leib trug. Dann fanden ihre Finger ein Stück Mull, das eine Stelle oberhalb ihres linken Schulterblattes abdeckte – an derselben Stelle, an der bei Mikey der dunkle Schatten unter der Haut zu sehen gewesen war. Die Stelle, von der aus der Schmerz über Alessas Rücken strahlte.
    Ein Zischen hallte blechern von den Wänden ihres Gefängnisses wider, kurz darauf tastete Licht zu den Seiten herein, als der Deckel des Tanks sich hob. Über

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