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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Vergangenheit zu löchern, war sie hier in Sicherheit.
    Über zwei Jahre hielt sie sich nun schon versteckt. Jahre, in denen sie der Gemeinschaft ebenso aus dem Weg gegangen war wie dem normalen Leben. Sie hatte nie versucht mit dem Rat zu sprechen – zu groß war ihre Angst, dass seine Mitglieder von den Versuchen wussten, diese sogar unterstützten, und Alessa sich schneller wieder im Labor finden würde, als ihr lieb sein konnte.
    Während der Tests waren auch Röntgenaufnahmen von ihr gemacht worden. Ihnen hatte sie es zu verdanken, dass sie wusste, wo der Chip in ihrem Körper implantiert war, der sie für die Gemeinschaft aufspürbar machte. Sobald sie die Wohnung verließ, klebte sie über die Stelle in ihrem Nacken ein Stück Alufolie, das verhinderte, dass der Sender einem Lesegerät ihre Anwesenheit verraten konnte. Alessa hatte schon daran gedacht, den Chip entfernen zu lassen, doch bisher hatte sie nicht den Mut dazu gefunden. Sie selbst konnte nicht in ihrem Nacken schneiden, ohne zu sehen, was sie tat, und zu einem Arzt zu gehen, wagte sie nicht. Ärzten war es unter Strafe verboten, die Chips zu lokalisieren oder gar zu entfernen. Sicher würde sie jemanden finden, der sich dennoch dazu bereit erklärte, doch das Risiko, an den Falschen zu geraten, der sie bei der Gemeinschaft meldete, war einfach zu groß.
    Sie warf einen Blick zum Radiowecker. Viertel nach neun. Der zweite Albtraum hatte länger gedauert als angenommen. Susannah musste endlich erfahren, was gestern passiert war. Da Alessa keinen Festnetzanschluss hatte, ging sie in den Flur, um ihr Handy aus der Jackentasche zu holen. Beim Anblick der gestapelten Kartons, auf denen sie für gewöhnlich den Parka ablegte, stieß sie einen Fluch aus. Die Jacke hatte sie, samt Handy, in der Wohnung des Professors zurückgelassen. Natürlich konnte sie Susannah auch von einer Telefonzelle aus anrufen, aber was, wenn diese versuchte sie zu erreichen? Was, wenn die Polizei ihr Handy untersuchte?
    Das Schrillen der Klingel ließ Alessa zusammenfahren. Erschrocken starrte sie auf die Tür. Sie erwartete keinen Besuch und für gewöhnlich klingelte nie jemand. Es gab nicht einmal ein Schild mit ihrem Namen darauf. Der Einzige, der die Wohnung betreten hatte, seit sie hier wohnte, war ihr Vermieter und Chef, der alte Mr Farnsworth. Doch der kam nie so früh. Meistens sagte er ihr am Abend, welche Kartons er am nächsten Tag im Laden brauchte, damit Alessa sie mitbringen konnte. Wer also? Das zweite Klingeln trug nicht gerade dazu bei, ihre Anspannung zu lösen. Einfach nicht aufmachen. Wer auch immer es war, würde von selbst wieder abhauen – und hoffentlich nicht noch einmal kommen.
    Was, wenn Er es war? Hatte der Maskierte nicht auch an der Tür des Professors geklingelt, ehe er ihn umgebracht hatte? Er weiß doch gar nicht, wo du wohnst , schalt sie sich selbst, aber der Gedanke wollte sie nicht beruhigen. Womöglich hatte er vor dem Haus des Professors auf der Lauer gelegen und war ihr gefolgt. Die bloße Vorstellung ließ alle Wärme aus ihrem Körper fahren. Ihre Schulter pulsierte. Hastig zog sie die Mauer wieder hoch, die sie vor Schreck ein Stück hatte fallen lassen.
    Nicht bewegen und warten, bis er fort ist. Sie zwang sich ruhig zu atmen und wartete darauf, dass die Klingel ein weiteres Mal ertönte. Als es still blieb, zog sie sich langsam zurück. Ein Klopfen an der Tür ließ sie schlagartig erstarren.
    »Miss Flynn«, erklang es von draußen. »Detective Logan Drake von der Lothian and Borders Police. Bitte machen Sie auf!«
    Alessa war wie gelähmt. Es war die Stimme des Polizisten, der den Professor gefunden hatte. Bei dem Gedanken, wie schnell er auf ihre Spur gestoßen war, wurde ihr ganz übel.
    Er klopfte noch einmal.
    Wenn sie nicht wollte, dass er mit einem Durchsuchungsbefehl zurückkam, würde ihr kaum eine andere Wahl bleiben, als mit ihm zu sprechen. Früher oder später würde er sie ohnehin finden.
    Sie wandte den Kopf in Richtung des Flurs und rief: »Moment, ich komme gleich!« Dann zählte sie bis zehn, holte tief Luft und ging zur Tür.
    Sie öffnete sie jedoch nur einen Spaltbreit. »Kann ich Ihren Ausweis sehen?«
    »Sicher.« Er hielt ihr eine Marke entgegen, die ihn als Beamten der X-Division auswies.
    »Von welchem Revier, sagten Sie, sind Sie?«
    »St. Leonards.«
    Alessa nickte. »Worum geht es?«
    »Um die Wohnung eines Toten, eine verschlossene Schlafzimmertür – hinter der ich mich übrigens befand – und eine

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