Die Daemonenseherin
auf den Weg machen. Logan lehnte an der Ecke eines gemauerten Durchgangs, der in einen der unzähligen Hinterhöfe führte, und stellte sich auf eine lange Wartezeit ein.
Er hätte ihr nichts über seinen Auftrag sagen dürfen. Dass er ihr dennoch ein paar, wenn auch dürftige Informationen gegeben hatte, lag einzig und allein an seiner damit verbundenen Hoffnung, mehr aus ihr herauszukitzeln. Diese Frau würde ihm jedoch nichts sagen, wenn sie nicht das Gefühl hatte, dass er mit offenen Karten spielte.
Sein Blackberry klingelte und erinnerte ihn daran, ihn besser auf stumm zu schalten, wenn seine Observierung nicht sofort auffliegen sollte. Er zog das Gerät aus der Tasche, auf dem Display blinkte Reese’ Nummer, und nahm das Gespräch an. »Was gibt es, Reese?«
»Wir haben einen Treffer«, meldete er sich. »Abercorn Terrace, draußen in Portobello.«
»Seid ihr unterwegs?«
»Schon vor Ort. Avery und Jones haben ein paar Läden mit dem Foto unseres Dämons abgeklappert. Einer der Verkäufer kannte ihn und wusste, wo er wohnt.« Im Hintergrund erklang Averys Stimme, die Reese zur Eile trieb. »Wir schnappen ihn uns jetzt.«
Logan war versucht, ihm zu sagen, sie sollten warten, bis er dort war, doch er konnte Alessa nicht aus den Augen lassen, wenn er nicht wollte, dass sie ihm entwischte und untertauchte. Bis jetzt war ihm nicht einmal Zeit geblieben, sich die Akte anzusehen. Solange sich die Jungs darum kümmerten, konnte er die Zeugin im Auge behalten. »Erstattet Bericht, wenn es vorbei ist. Und, Reese: kein unnötiges Risiko.«
»Alles klar, Boss.« Reese legte auf.
Logan stellte den Rufton auf Vibrationsalarm um, schob das Telefon in die Jackentasche zurück und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Alessas Haustür. Zu seinem Erstaunen wurde seine Geduld weit weniger auf die Probe gestellt, als er befürchtet hatte. Um kurz nach drei kam sie aus dem Haus, ohne die Reisetasche, dafür angezogen, als wäre es tiefster Winter. Schon in der Wohnung hatte sie einen dicken Pullover angehabt, aber jetzt trug sie zusätzlich den warmen Parka und ein Paar Handschuhe.
Ohne ihn zu bemerken, folgte sie der Straße in die entgegengesetzte Richtung. Logan ließ ihr einen kleinen Vorsprung, ehe er sich an ihre Fersen heftete. An einer Bushaltestelle blieb sie stehen. Logan schob sich in den Schatten eines überdachten Hauseingangs und wartete. Er war vorhin zu Fuß zum Revier gegangen und hatte sich, nachdem Morgan ihm angeboten hatte, ihn zu Alessas Wohnung zu fahren, nicht die Mühe gemacht, den Defender zu holen. Jetzt verfluchte er sich dafür.
Als der rote Doppeldecker kam und sie einstieg, winkte er ein Taxi heran. »Folgen Sie dem Bus«, verlangte er, kaum dass er sich auf dem Rücksitz niedergelassen hatte. An jeder Haltestelle hielt er den Fahrer dazu an, Abstand zu halten, doch nicht zu viel, sodass er sehen konnte, ob Alessa den Bus verließ. Die Linie fuhr in die Innenstadt, und als sie schließlich an der Princes Street ausstieg, mutmaßte Logan, sie würde zur Waverly Station gehen und sich ein Zugticket besorgen. Aber warum hatte sie dann ihr Gepäck nicht mitgenommen?
Er bezahlte das Taxi und trat auf den belebten Bürgersteig. Bus an Bus reihte sich an den Haltestellen am Straßenrand, spuckte Touristen und Stadtbewohner aus und nahm neue Passagiere auf, die in einer gesitteten Schlange darauf warteten, dass sie mit dem Einsteigen an der Reihe waren.
Alessa hatte einen kleinen Vorsprung, doch trotz der vielen Menschen fiel es ihm nicht schwer, sie im Auge zu behalten. Sie war die Einzige, die einen Parka trug.
Wie erwartet ging sie in Richtung Waverly Station, als sie jedoch die Straße erreichte, an der sie hätte abbiegen müssen, um zum Bahnhof zu gelangen, lief sie geradeaus weiter, an den ersten Ausläufern der Princes Street Gardens vorbei. Sie hatte weder einen Blick für das Edinburgh Castle übrig, das zu ihrer Linken majestätisch über der Stadt thronte, noch für das Scott Monument und die anderen Sehenswürdigkeiten – und sie drehte sich auch nicht um.
Der Vibrationsalarm seines Handys ging los. Logan war versucht, es zu ignorieren, einzig die Tatsache, dass sein Team ihn womöglich brauchte, ließ ihn nach dem Gerät greifen. »Ich hoffe, es ist dringend«, meldete er sich, ohne Alessa aus den Augen zu lassen.
»Kannst du wohl sagen, Boss.« Avery klang alles andere als zufrieden.
»Ist der Einsatz schiefgegangen? Jemand verletzt?«
»Niemand von uns«, gab Avery
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