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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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übergeben.«
    Er sagte noch mehr, doch in dem Augenblick, in dem sie hörte, dass er für die Behörde arbeitete, endeten seine weiteren Worte im Nirwana. Die Behörde hatte engen Kontakt zur Gemeinschaft. Wenn ihr Name in einem Bericht auftauchte und der Rat ihn zu sehen bekam, war sie geliefert. Dieser Mann hatte vielleicht nicht vor, ihr etwas anzutun, trotzdem war er eine Gefahr.
    »Hören Sie mir überhaupt zu?«
    Sie sah ruckartig auf. »Was?«
    Diesmal lachte er wirklich und es war ein warmer, freundlicher Laut. »Erst verlangen Sie von mir eine Erklärung und dann hören Sie überhaupt nicht zu.«
    »Entschuldigung.«
    »Der Mord hat sie wohl ganz schön mitgenommen.«
    Alessa schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln. »So etwas passiert nicht gerade alle Tage. Warum waren Sie beim Professor? Hat er etwas getan, das die Behörde auf den Plan ruft?«
    Drake lehnte an der Spüle und sah sie an. Obwohl seine Miene nicht viel verriet, glaubte sie zu sehen, wie er mit sich rang. Zweifelsohne fragte er sich, wie viel er ihr erzählen konnte. »Was er getan hat, liegt schon einige Jahre zurück«, sagte er vage.
    Die Behörde wusste von den Experimenten!
    Es fiel Alessa schwer, ihre Überraschung zu verbergen. Schnell setzte sie die Tasse an die Lippen und nahm einen Schluck Tee. Der Beutel war zu lange drin gewesen, sodass der Tee bitter schmeckte und viel zu stark war, trotzdem trank sie noch einmal, ehe sie den Blick wieder auf den Mann vor sich richtete. Ein Teil von ihr wünschte sich noch immer, sie könne sich ihm anvertrauen und um Hilfe bei ihrer Suche nach Susannah bitten, die Vernunft jedoch sagte ihr, dass das alles andere als ratsam war.
    »In gewisser Weise steht mein derzeitiger Auftrag in unmittelbarer Verbindung mit den Taten des Professors«, fuhr er fort. »Mit ihm zu sprechen hätte meine Arbeit vielleicht vereinfachen können, doch dafür ist es nun zu spät. Ich könnte den ganzen Fall der Polizei überlassen, doch ich werde das Gefühl nicht los, dass dieser Mörder bei meinem eigentlichen Auftrag eine Rolle spielt. Deshalb habe ich nach Ihnen gesucht, Alessa. Ich hatte gehofft, Sie könnten mich auf die Spur dieses Mannes führen.«
    »Dieser Auftrag, worum genau geht es da?«
    »Sagen wir einfach, der Gemeinschaft ist etwas abhandengekommen, das im Interesse der allgemeinen Sicherheit dringend zurückgebracht werden sollte.«
    Um ein Haar hätte sie die Tasse fallen lassen. Dieser Mann wusste nicht nur von den Versuchen, er wusste auch, dass sie und einige andere aus dem Labor entkommen waren. Er suchte nach ihr! Der Mann, dem sie sich heute Morgen beinahe anvertraut hatte, war ihr Feind. Er durfte die Wahrheit niemals erfahren!

7
    L ogan verließ Alessa Flynns Wohnung ohne neue Erkenntnisse über den Mord, trotzdem war er mehr als jemals zuvor davon überzeugt, dass sie ihm noch längst nicht alles gesagt hatte. Auf seine Frage, warum sie heute Morgen auf dem Revier gewesen war, hatte sie behauptet, sie hätte wissen wollen, ob es etwas Neues zum Mord am Professor gab. Dasselbe hatte Morgan auch gesagt, als er ihm auf dem Revier erzählt hatte, dass sie dort aufgetaucht war und nach ihm gesucht hatte. Eine Lüge zweimal zu hören, machte sie deswegen nicht weniger falsch. Warum sollte sie die Mühe auf sich nehmen, extra zum Revier zu fahren, wenn sie seine Nummer hatte und ihn einfach anrufen konnte? Warum sollte sie sich überhaupt so sehr für den Professor interessieren, wenn sie ihn – wie sie behauptet hatte – nicht näher kannte? Abgesehen davon, dass sie beinahe zusammengeklappt wäre, als er vor ihrer Tür gestanden hatte, war da auch noch die gepackte Tasche gewesen.
    Die ganze Zeit über hatte sie so abwesend gewirkt, als wäre sie mit ihren Gedanken in einem anderen Universum, gleichzeitig war es ihr kaum gelungen, ihre Furcht zu verbergen. Als er ging, war sie noch immer erschreckend bleich gewesen, doch es war nicht nur Angst, die er in ihren Augen gefunden hatte, sondern noch etwas anderes, weit Erstaunlicheres – zerstörte Hoffnung.
    Daran, dass ihr Verhalten bestenfalls seltsam, im schlimmsten Fall verdächtig wirkte, ließ sich nicht rütteln. Logan hatte nicht vor, das Feld zu räumen und sie untertauchen zu lassen. Er entfernte sich vom Hauseingang und schlüpfte ein Stück weiter in den Schatten eines Hofzugangs. Wenn sie das Haus verließ, würde er sich an sie dranhängen.
    Es war erst Nachmittag und sicher würde sie sich nicht vor Einbruch der Dunkelheit

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