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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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flackerte die Lampe und war kurz davor, wieder zu verlöschen. Doch Alessa wollte nicht zurück in die Finsternis. Sie wollte das Licht und die Wärme anstelle der täglichen Angst, aufgespürt und zurückgebracht zu werden oder – noch schlimmer – eines Tages die Kontrolle zu verlieren und der Kreatur zu unterliegen. Zerrissen zu werden. Wie Mikey.
    Sie erledigte ihre Arbeit in einer Art Trance, sie funktionierte, doch ihre Gedanken waren meilenweit entfernt, an einem Ort, an dem sie entschied, den Kampf aufzunehmen – gegen den Dämon und gegen Doktor Burke. Wenn es sein musste, gegen die ganze Gemeinschaft.
    Aber wo sollte sie anfangen?
    Zunächst einmal musste sie alles über die Experimente herausfinden, was sie konnte. Wenn es irgendwo Aufzeichnungen gab, die halbwegs frei zugänglich waren, dann in Professor Sparks’ Wohnung. Sie musste noch einmal dorthin zurück.
    An den Maskierten und daran, dass er ihr immer noch auf den Fersen sein könnte, wagte sie nicht zu denken. Stattdessen richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Arbeit und versuchte zumindest für eine Weile, ihre Probleme von sich zu schieben.
    Am Nachmittag kam Mr Farnsworth, um sie abzulösen. Als sie sich auf den Weg zur Wohnung des Professors machte, begann es zu regnen. Sie setzte ihre Baseballkappe auf und zog sie sich tief ins Gesicht. Obwohl der Bus beinahe vor der Haustür von Professor Sparks hielt, stieg sie schon eine Station früher aus und ging den restlichen Weg zu Fuß. Sie behielt die Straße genau im Auge, hielt Ausschau nach Polizeifahrzeugen, Uniformierten oder auffälligen Personen in Zivil. Soweit sie es einschätzen konnte, waren alle Offiziellen inzwischen abgezogen, trotzdem blieb sie eine Weile an der Straßenecke stehen und beobachtete die Umgebung. Zunächst wusste sie nicht so genau, was sie zu entdecken fürchtete, bis ihr bewusst wurde, dass sie nach dem Maskierten suchte. Er würde kaum mit seiner Sturmhaube auf der Straße herumlaufen. Vermutlich konnte er unmittelbar an ihr vorübergehen, und sie würde ihn nicht einmal erkennen, bis er sich die Maske überstreifen, sie in eine Einfahrt zerren und seine Pistole auf sie richten würde.
    Bei dem Gedanken wurde ihr flau im Magen.
    Er war nicht hier! Logan hatte ihn vertrieben und so schnell würde er sie nicht wieder finden. Es sei denn, er wusste, wo sie wohnte. Dann wäre er schon letzte Nacht gekommen, um es zu Ende zu bringen. Vielleicht hatte er das tun wollen und war aufgehalten worden. Schluss jetzt! , bremste sie ihre sich wild überschlagende Fantasie, ehe sie sich überhaupt nicht mehr in ihre Wohnung zurücktrauen würde.
    Entschlossen ging Alessa weiter. Am Hauseingang angekommen spielte sie mit dem Gedanken, auf ihre Kräfte zurückzugreifen, um die Tür zu öffnen. Da sie jedoch wusste, dass sie das auch oben an der Wohnungstür tun musste, wollte sie zumindest hier darauf verzichten. In den letzten Tagen hatte sie den Dämon schon oft genug genährt. Während sie noch überlegte, ob sie einfach irgendwo klingeln sollte in der Hoffnung, dass man sie einließ, wurde die Tür geöffnet. Eine ältere Frau trat aus dem Haus und hielt Alessa die Tür mit einem freundlichen Lächeln auf.
    »Danke.« Alessa schlüpfte an der Frau vorbei in den dämmrigen Hausflur, nahm die Baseballkappe ab und stopfte sie in ihre Jackentasche.
    Sie stieg die knarrenden Stufen hinauf in den dritten Stock. Kurz bevor sie die Etage betrat, hielt sie inne. Ihr Blick folgte dem Gang bis zur Wohnung des Professors. Das gelbe Absperrband der Polizei war abgerissen und wehte träge im Luftzug. Warum hatte die Spurensicherung es nicht vollständig entfernt, wenn der Tatort wieder freigegeben war?
    Alessa warf einen Blick auf ihre Handschuhe. Obwohl sie daran zweifelte, dass die Spurensicherung noch einmal kommen und nach Fingerabdrücken suchen würde, behielt sie sie an. Das weiche Leder gab ihr das Gefühl, geschützt zu sein. Ausziehen musste sie sie womöglich noch früh genug. Für den Fall, dass sie keine Aufzeichnungen fände, die ihr weiterhalfen, würde sie auf ihre Fähigkeiten zurückgreifen müssen in der Hoffnung, zumindest auf diese Weise etwas zu sehen, das sie auf die richtige Spur bringen konnte.
    Einen Moment noch stand sie da und starrte auf die Tür. Wenn sie jemand dabei erwischte, wie sie in die Wohnung eines Ermordeten einbrach, würde ihr vermutlich nicht einmal mehr Logan helfen können – sofern er das dann überhaupt noch wollte. Egal. Wenn sie

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