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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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könnten und das Vorgehen der Ärzte tolerierten, schmerzte. Und er ließ die Gemeinschaft in einem vollkommen anderen Licht erscheinen. »Niemand steigt einfach so aus.«
    »Wir haben ja auch nicht gesagt, dass es einfach war.« Kent saß auf der Kante seines Sessels, den Blick in den Raum gerichtet. »Wir sind etwa zur selben Zeit in der Gemeinschaft gelandet, aber wir konnten uns nie wirklich einfügen. Vielleicht waren wir schon zu alt, als wir hinkamen, oder einfach zu rebellisch. Alle dachten, dass es ihnen schon gelingen würde, uns Disziplin beizubringen, doch das ist gründlich in die Hosen gegangen.«
    »Stell dich nie zwischen einen Zehnjährigen und seine Leidenschaft für Comics. Das bekommt keinem.«
    Parkers Worte erinnerten Alessa an etwas. »Wie, sagtet ihr, sind eure Namen?«
    »Parker und –«
    »Die richtigen Namen.«
    »Max Hawkins und Josh Macalister.«
    Max und Josh. Natürlich. Alessa erinnerte sich an die beiden. Sie konnten höchstens zwei oder drei Jahre älter sein als sie selbst. Während Alessas Ausbildung waren die beiden in einer der anderen Gruppen gewesen. Die zwei hatten Ärger förmlich angezogen und wurden ständig dabei erwischt, wie sie ihre Nase in irgendwelche Comics steckten. »Weiß der Himmel, wo die das Zeug herbekommen«, hatte einer der Ausbilder einmal gesagt. »Für jeden Comic, den wir ihnen abnehmen, haben sie kurz darauf mindestens zwei neue.«
    »Ich erinnere mich an euch.«
    »Du erinnerst dich?« Kent wirkte ehrlich erstaunt. »Dann bist du auch keine Wilde?«
    Plötzlich ergab es Sinn, was er im Haus zu ihr gesagt hatte. Wir gehören nicht zu denen. Kent hatte angenommen, sie sei eine Wilde, die sich vor den Häschern der Gemeinschaft fürchtete. Und ich hätte ihn in dem Glauben lassen sollen!
    »Wie war noch mal dein Name?«, hakte Parker nach.
    »Netter Versuch.« Alessa schüttelte den Kopf. Sie mochte keine Angst mehr vor den beiden haben, dennoch war es besser, auf der Hut zu sein. »Wer ich bin, ist nicht wichtig.«
    Tatsächlich hakten die beiden nicht weiter nach, doch sie spürte, wie sie sie förmlich mit Blicken durchbohrten und herauszufinden versuchten, wie sie als Kind ausgesehen haben mochte.
    »Ich komme schon noch drauf«, meinte Parker schulterzuckend. »Jedenfalls hatten wir ein kleines Problem mit der Disziplin. Abgesehen davon sind unsere Fähigkeiten weit weniger ausgeprägt als die der anderen Seher. Und wenn du derjenige bist, der jedes Mal als letzter ins Team gewählt wird, weil alle dich für eine Flasche halten, beflügelt das nicht sonderlich. Wir haben nie wirklich dazugehört. Außerdem wollten wir lieber einen Comicladen eröffnen, als im Namen der Gemeinschaft für die Polizei zu arbeiten.«
    »Ihr habt einen Comicladen?«
    Kent seufzte und es klang, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gejagt und einmal umgedreht. »Nein, das haben wir nicht. Wir hätten gerne einen – und sparen noch drauf. Der Nachteil, wenn man bei der Gemeinschaft aussteigt, ist, dass man sich nirgendwo mehr blicken lassen kann, ohne sofort wieder hopsgenommen zu werden.«
    »Sie suchen also nach euch?«
    Parker schüttelte den Kopf. »Sie halten uns für tot – aber auch Tote sollten keinen Comicladen führen. Jedenfalls nicht unter den Augen der Gemeinschaft.«
    »Tot? Wie habt ihr das angestellt?«
    »Alles, was wir tun mussten, war, es so zu drehen, dass sie uns für tot halten, aber keine Überreste finden«, erklärte Kent.
    Und Parker fügte hinzu: »Explosionen eignen sich dafür hervorragend.«
    Alessa sah auf. »Der Geräteschuppen, vor sechs Jahren.« Es hatte eine Explosion und einen riesigen Feuerball gegeben. Gerüchte hatten die Runde gemacht, dass dabei jemand ums Leben gekommen war. »Das wart ihr!«
    »Höchstpersönlich.«
    »Ihr geht ein großes Risiko ein, mir das alles zu erzählen.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Kent vollkommen ruhig. »Jemand, der seinen Chip mit Alufolie überklebt, scheint nicht unbedingt die stärksten Bande zur Gemeinschaft zu haben.«
    »Nein, die habe ich wohl nicht.« Zumindest nicht mehr.
    »Abgesehen davon«, ergänzte Parker, »werden wir die Stadt ohnehin bald verlassen und irgendwohin gehen, wo sich noch keine Gemeinschaft angesiedelt hat, um dort unseren Laden zu eröffnen.«
    »Aber der Chip. Sie werden euch finden und wenn es nur ein dummer Zufall ist, aus dem die Folie abgeht.« So wie Alessa sie neulich nachts verloren hatte, als der Maskierte sie angriff.
    »Das da sind die einzigen

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