Die Daemonenseherin
zusammen. Die Folie knisterte und das Klebeband riss ein paar feine Härchen aus ihrer Haut, als er es entfernte.
Er warf Folie und Klebeband in einen weißen Plastikmülleimer. »Kannst du den Pulli ausziehen?«
Bei der bloßen Vorstellung, die kalte Luft an ihre Haut zu lassen, breitete sich eine schmerzhafte Gänsehaut über ihre Arme und ihren Rücken aus. Trotzdem schlüpfte sie aus dem Pulli und hielt ihn sich vor die Brust, um die Wärme nicht vollends zu verlieren und sich in ihrem BH nicht so nackt zu fühlen.
»Also gut«, sagte Parker hinter ihr. »Wir haben ein Spray, das die Haut ein wenig betäubt. Du wirst trotzdem etwas spüren, aber es sollte erträglich sein. Es ist nur ein kleiner Schnitt. Danach desinfiziere ich noch einmal, du bekommst einen schicken Pflasterverband verpasst und bist dieses Teil für immer los. Alles klar?«
Alessa nickte. »Bringen wir es hinter uns.«
Parker tastete mit den Fingerspitzen über ihren Nacken. »Hier ist er, ich kann ihn spüren«, sagte er plötzlich. »Wunderbar! Er sitzt nicht tief. Das wird ein Spaziergang.«
Ein leises Zischen erklang, als Parker das Betäubungsmittel auf ihre Haut sprühte. Es prickelte kühl und für einen Moment wurde ihre Gänsehaut stärker. Während sie warteten, dass die Betäubung zu wirken begann, desinfizierte Parker das Skalpell. Kent stand neben ihm, das Verbandszeug bereithaltend, und sah zu.
»Jetzt wollen wir mal testen, ob das Mittel schon wirkt«, meinte Parker schließlich. »Ich werde dich mit einer Nadel stechen. Sag mir, ob es wehtut.«
Alessa spürte seine Hand in ihrem Nacken und einen leichten Druck.
»Und?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nichts.«
»Alles klar. Dann legen wir los.«
Es schnalzte leise, als er sich die Latexhandschuhe überstreifte. Dann griff er nach dem Skalpell. Alessa ballte die Hände zu Fäusten und wartete auf den Schmerz. Bei der Nadel mochte sie nichts gespürt haben, doch was war ein winziger Pikser im Vergleich zum Schnitt einer Klinge? Wieder fühlte sie Parkers Finger in ihrem Nacken und den Druck, den sie verursachten. Er schien nach dem Chip zu tasten.
Verdammt, fang endlich an!
Sie wollte es hinter sich bringen und nicht länger auf den Schmerz der Klinge warten, aber es geschah nichts. Fanden seine Fingerspitzen den Chip unter ihrer Haut nicht mehr?
»So, das war es«, sagte er plötzlich und hielt Alessa ein kleines blutiges Plättchen vor die Nase. »Hier ist der Übeltäter.«
Verdutzt starrte sie darauf, erstaunt darüber, dass sie den Schnitt nicht einmal gespürt hatte. Während Parker den Chip in die Toilette warf und hinunterspülte, kümmerte sich Kent um den Pflasterverband.
Nach ein paar Minuten war der ganze Spuk vorbei, der sie während der letzten Jahre innerhalb der Stadtgrenzen gefangen gehalten hatte. Ihr Nacken fühlte sich ein wenig taub an, als sie den Pulli wieder überstreifte, doch das war nichts im Vergleich zu dem überwältigenden Gefühl der Freiheit, das sie mit einem Mal empfand.
Sie konnte jetzt überall hingehen, ohne sich um Lesegeräte oder Alufolien zu sorgen!
Das zu wissen, war einfach großartig. Allerdings würde sie noch so lange in der Stadt bleiben, bis sie auch wusste, warum Susannah sich nicht meldete. Sobald sie Sanna gefunden hatte, konnten sie die Stadt gemeinsam verlassen. Alles, was sie tun mussten, war, Susannahs Chip zu entfernen. Zweifelsohne würden ihr Parker und Kent dabei helfen.
»Ein gutes Gefühl, oder?«
Kents Frage riss sie aus ihren Gedanken. Blinzelnd sah sie ihn an.
»Das Ding los zu sein, meine ich. Ich kann mich noch gut erinnern, wie befreit ich mich danach gefühlt habe.«
Befreit war das richtige Wort, denn genauso fühlte sie sich – frei. Am liebsten hätte sie die beiden gebeten, ihr auch gleich das Samenkorn herauszuschneiden, doch das war ein zu großer Eingriff für ein Badezimmer.
»Halt die Hand auf.« Kent öffnete ein Röhrchen mit Pillen und schüttete zwei davon auf Alessas ausgestreckte Handfläche. »Das sind Schmerztabletten. Die solltest du nehmen, denn in dem Moment, in dem das Spray nachlässt, wirst du den Schnitt spüren.«
Alessa, die bereits ein erstes Ziehen in ihrem Nacken bemerkte, warf sich die Tabletten in den Mund und spülte sie mit einem Schluck Wasser aus dem Hahn hinunter.
»Danke – für alles«, sagte sie an die beiden gewandt, als sie gemeinsam das Bad verließen.
Parker grinste. »Gern geschehen.«
Kent musterte sie misstrauisch. »Du willst gehen,
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