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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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waren ihm deutlich anzusehen, zugleich wirkte er wachsam. Als sein Blick an Alessa vorbei zu Logan wanderte, gesellte sich Misstrauen dazu. »Wer ist der Vogel?«, fragte er leise, doch nicht leise genug, dass Logan es nicht gehört hätte.
    Logan stand auf. »Der Vogel ist hier, um für euren Schutz zu sorgen.«
    Der Blick des Sehers wanderte zu Alessa und kehrte, nachdem sie genickt hatte, zu Logan zurück. »Dann darfst du mich einen Vogelfreund nennen«, sagte er und streckte ihm die Hand entgegen. »Ich bin Kent.«
    Logan schüttelte ihm die Hand. »Wie der von Barbie?«
    »Nicht Ken, sondern Kent – wie Superman, wenn du verstehst.«
    »Superman?« Logan runzelte die Stirn, doch allmählich dämmerte ihm der Ursprung der beiden Namen. Erst seine Schwägerin und jetzt Parker und Kent. Wie viele Seher mit Humor gab es noch da draußen?
    »Nicht weiter wichtig«, winkte Superman-Kent ab. »Ich nehme mal an, du bist dann wohl der Behördenfuzzi.«
    Logan warf einen Seitenblick zu Alessa, die nur entschuldigend die Hände hob. »Sichtlich ist mir mein Ruf vorausgeeilt.«
    Da schlug Kent ihm lachend auf die Schulter. »Du bist in Ordnung, Kumpel! Zumindest sagt sie das«, fügte er hinzu und deutete auf Alessa.
    Die Fröhlichkeit dieses Typen war irritierend. Der Himmel allein wusste, was Alessa diesem Kent über ihn erzählt hatte. Logan war drauf und dran, nachzufragen, als Buckingham den Gang entlangkam.
    »Versteck dein Gesicht«, zischte er Alessa zu und trat Buckingham entgegen. Ihm entging die stumme Frage in ihren Augen nicht, doch ihm blieb weder die Zeit, ihr etwas zu erklären, noch wollte er das im Augenblick. Wichtig war nur, dass sie seiner Aufforderung folgte und sich die Schutzmaske über Mund und Nase zog.
    Logan gab Buckingham die Anweisung, sich von Kent zeigen zu lassen, wen er zu bewachen hatte, und diesen Kerl dann unbedingt im Auge zu behalten. Während Buckingham sich einen der Kittel holte, kehrte Logan zu Alessa und Kent zurück.
    »Warum die Geheimnistuerei?«, fragte sie leise.
    »Er ist ebenfalls ein Behördenfuzzi und wir hatten uns ja darauf geeinigt, deinen Namen aus den Akten herauszuhalten«, behauptete er. »Dasselbe gilt für dein Gesicht.«
    Tatsache war, dass Buckingham die Bilder aus der Akte eingehender studiert hatte als Logan selbst und Alessa vermutlich sofort erkennen würde.
    Alessa nickte. »Danke. Für alles.«
    Sie drückte kurz seine Hand und wollte gehen, doch Logan hielt sie zurück. »Wo willst du hin?«
    »Zurück zu Parker.«
    »Nein, Alessa.« Es war Kent, der aussprach, was Logan dachte. »Ich will nicht, dass du hierbleibst. Geh mit ihm.« Er deutete auf Logan. »Er wird auf dich aufpassen.«
    Sie zögerte. »Was ist mit dir?«
    »Ich bleibe hier.«
    Alessa sah ihn lange an. »Bist du sicher?«
    Er nickte.
    Logan zog eine seiner Visitenkarten aus der Tasche, nahm einen Kugelschreiber vom Tisch und kritzelte seine Adresse drauf, ehe er Kent die Karte reichte.
    »Was ist das?«
    »Da steht, wie du den Behördenfuzzi erreichen kannst, falls es Ärger im Reich der Superhelden gibt.« Dann wandte er sich an Buckingham, der mittlerweile angezogen war. »Du gehst mit Kent und hast ein Auge auf seinen Kumpel. Ruf an, wenn es Probleme gibt.«
    Buckingham nickte.
    Logan wartete, bis die beiden durch die Schleuse verschwunden waren, ehe er Alessa zunickte. Sie streifte den Kittel und die Atemmaske ab und warf beides in die dafür vorgesehenen Behälter. Sobald sie fertig war, legte Logan ihr eine Hand auf die Schulter. Wieder entzog sie sich seiner Berührung und ging voran auf den Ausgang zu.
    Logan lotste sie aus dem Gebäude und über den Parkplatz zum Defender. Im Wagen angekommen sank Alessa im Sitz zurück und schloss die Augen, nur um sie einen Herzschlag später wieder zu öffnen.
    »Danke, Logan«, sagte sie noch einmal. »Mir ist klar, dass es dir nicht leichtfällt, zwei Sehern zu helfen. Umso mehr weiß ich es zu schätzen.«
    Ihre Worte erstaunten ihn, schienen sie doch so gar nicht zu ihrem distanzierten Verhalten zu passen. Nachdem sie sich ihm vorhin zunächst in die Arme geworfen hatte, war sie auf Abstand gegangen und seinen Berührungen ausgewichen, als versuche sie jede Nähe zu meiden. Auf der Suche nach einem Grund für ihr Verhalten fand er nur eine plausible Antwort: Sie wusste um seinen Auftrag. Vermutlich hatte sie beschlossen, ihm künftig aus dem Weg zu gehen. Zugleich schien er der Einzige zu sein, dem sie so weit vertraute, dass sie ihn um

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