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Die Daemonenseherin

Die Daemonenseherin

Titel: Die Daemonenseherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Hilfe bat.
    Wie zerrissen musste sie sich in dieser Situation fühlen. Zerrissen und einsam.
    Es war wirklich höchste Zeit für ein offenes Gespräch. Erst jedoch wollte er dafür sorgen, dass sie sich von dem Schrecken erholen und neue Kraft schöpfen konnte.
    »Ich hatte heute eine lange Unterhaltung«, sagte er in die Stille hinein, die ihren Worten gefolgt war, »und mir ist dabei klar geworden, dass ich wohl damit aufhören sollte, die komplette Gemeinschaft zu verurteilen. Auch wenn ich es nicht gerne zugebe, sind wohl nicht alle Seher durch die Bank schlecht, sondern nur einzelne Individuen.« Wie bei uns Normalos auch. Es würde nicht leicht werden, das Misstrauen abzulegen, das ihn nun schon seit so vielen Jahren begleitete. Ganz sicher war das etwas, das er nicht von heute auf morgen schaffen würde. Trotzdem war es an der Zeit, es zumindest zu versuchen.
    Ein schwaches Lächeln ließ ihre Mundwinkel zucken. »Schade, dass ich es nicht war, die dir die Augen geöffnet hat.«
    »In gewisser Weise warst du es schon.«
    »Ach ja?«
    »Ohne die Begegnung mit dir wäre ich vermutlich gar nicht bereit gewesen, mich überhaupt auf dieses Gespräch einzulassen.« Er hätte Jackie nicht einmal zugehört, geschweige denn etwas von dem geglaubt, was sie erzählte, wenn er nicht zuvor schon mit Alessa über die Gemeinschaft gesprochen hätte. Eine Gemeinschaft, die sie noch immer in Schutz nahm, obwohl sie ihr übel mitgespielt hatte. Nein, korrigierte er sich. Nicht die Gemeinschaft hatte ihr übel mitgespielt, sondern ein Forscherteam, das sich verbotenen Experimenten verschrieben hatte.
    »Mit wem hast du gesprochen?«, wollte sie wissen.
    »Das ist eine lange Geschichte.«
    »Gibt es eine Kurzfassung?«
    »Es war meine Schwägerin.«
    Alessa sah ihn erstaunt an. »Ich wusste nicht, dass du eine Schwägerin hast.«
    Es gibt so einiges, das du noch nicht weißt . »Bis heute Morgen hatte ich ebenfalls keine Ahnung.«
    Eine Weile schwiegen sie.
    »Was ist mit den beiden Superhelden?«, wollte er dann wissen. »Aus welcher Klemme haben sie dir geholfen?«
    »Lange Geschichte.«
    Plötzlich musste er grinsen. »Wie wäre es mit der Kurzfassung?«
    »Lassen wir die beiden aus der Sache raus«, bat sie. »Es ist auch so schon schlimm genug, was ihnen meinetwegen zugestoßen ist.«
    Logan zog den Blackberry aus der Tasche und drückte eine Kurzwahltaste.
    »Wen rufst du an?«
    »Jemanden, der dafür sorgen wird, dass deine Helden keine Schwierigkeiten bekommen.«
    Beim dritten Klingeln, dröhnte eine tiefe Stimme: »Cassidy.«
    »Ich bin es, Logan. Du musst dafür sorgen, dass eine Schusswunde nicht in den Polizeiakten auftaucht. Falls es dafür schon zu spät ist, sorg dafür, dass sich niemand für die Hintergründe interessiert.« Ärzte und Krankenhäuser waren verpflichtet, Schussverletzungen an die Polizei zu melden. Ohne Morgans Hilfe würde bald ein Polizist vor Parkers Krankenbett stehen und unangenehme Fragen stellen. Fragen, deren Antworten ihn am Ende zu Alessa führten, wenn die beiden Super-Seher sie nicht mit Bedacht wählten.
    »Hast du jemanden umgenietet?«
    »Nein.« In knappen Worten schilderte Logan ihm, um wen es ging und wann sich die Schießerei in etwa ereignet hatte. Das Wo beschränkte er auf den Stadtteil.
    »Dir ist schon klar, dass ich dafür eine genauere Erklärung will – eine, die nicht in den Akten auftauchen wird«, knurrte Morgan. »Wo steckst du?«
    »Auf dem Heimweg.«
    »Salami?«
    Logan sah zu Alessa. »Magst du Salamipizza?«

16
    E inmal mehr holte der Stich einer Spritze und das durch ihre Venen strömende Mittel Susannah aus dem künstlichen Schlaf. Mit jedem Mal, wenn die Prozedur wiederholt wurde, fiel es ihr schwerer, den Kopf klar zu bekommen.
    Die Kälte, die sich in ihren Knochen eingenistet hatte, war so durchdringend, dass es ihr nicht einmal gelingen wollte, die Arme zu bewegen. Sie konnte nur daliegen und die beiden Weißkittel ansehen, die sie über den Rand des Isolationstanks hinweg anstarrten.
    Einer der beiden packte sie und hievte sie mit einer Mühelosigkeit aus ihrem Gefängnis, bei der ihr ganz schwindlig wurde. Als er sie auf den Boden stellte, gaben ihre Beine nach. Sie wollte die Arme ausstrecken, um ihr Gleichgewicht zu halten, doch die ließen sich nicht bewegen. Es war nicht die Kälte, die ihre Glieder lähmte, es waren die Lederbänder, mit denen man ihre Arme an den Körper fixiert hatte.
    Die Weißkittel fingen sie auf und packten sie. Ihre Beine

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