Die Daemonin des Todes
verschoben worden sei, aus Gründen, die Buffy völlig unklar waren, und verschlafen wie sie war, hatte sie zunächst geglaubt, dass sie geträumt hatte. Sie zog sich an und verließ das Haus, todmüde und gleichzeitig überdreht vom Adrenalin, das in ihren Adern kreiste. Sie zitterte und rechnete mit dem Schlimmsten.
Als sie sich dem Haupteingang des Krankenhauses näherte, bemerkte sie, dass nur wenige Autos vor dem Gebäude standen. Der Parkplatz war fast leer. Heute scheint es nicht viele Operationen zu geben, dachte sie. Oder sie sind für später angesetzt.
Ihr innerer Spannungspegel erreichte den Höchststand. Reiß dich zusammen, schalt sie sich. Sie wollte auf keinen Fall, dass sich ihre Mutter gezwungen fühlte, sie zu trösten oder sie zu beruhigen. Joyce hatte mit sich selbst mehr als genug zu tun.
In der Eingangshalle herrschte eine unheimliche Stille. Aber hinter dem Informationstisch waren wie immer die kleinen alten Damen. Ein Mann sah den Wetterkanal und ein kleines Mädchen spielte neben ihm mit einem Teddybären. Eine junge Frau mit haselnussbraunem Pferdeschwanz ging neben einem Pfleger her, der einen Rollstuhl schob. Ihr Gesicht war grimmig und hart. Im Rollstuhl döste ein alter Mann mit halb geschlossenen Augen und offenem Mund. Er sah aus, als wäre er tausend Jahre alt. Er sah aus, als wäre er schon tot.
Warum halten sie den überhaupt noch am Leben?, dachte Buffy, um sich sofort dafür zu schämen. Sie räusperte sich, als ihr dämmerte, dass sie ihn anstarrte.
Buffy ging zu den Aufzügen und drückte den Rufknopf. Nach etwa einer halben Minute öffneten sich die Türen. Eine Frau in einem Hosenanzug und mit einer Aktentasche in der Hand drängte sich lächelnd an ihr vorbei. Ihr Beeper meldete sich, und sie seufzte und löste ihn von ihrem Gürtel. Sie warf einen Blick auf die Nummer und seufzte erneut.
Die Fahrt war extrem kurz. Der Aufzug hielt an und Buffy atmete tief durch. Ihr Hals fühlte sich wund an, und sie war todmüde. Sie wünschte, man hätte sie früher darüber informiert, dass die Operation verschoben worden war.
Und was dann? Wäre die Jägerin dann früher zu Bett gegangen?
Sie trat auf einen Korridor, der viel belebter war als die Lobby im Erdgeschoss. Leute in Kitteln schoben Karren mit irgendwelchen Geräten durch den Gang. Ein junger Mann in einem langen weißen Kittel runzelte die Stirn, als sein Beeper lospiepte. Zwei Männer in Anzügen schlenderten vorbei, jeder mit einer Aktentasche in der Hand.
Das Schwesternzimmer war der Mittelpunkt all dieser hektischen Betriebsamkeit. Zwei Schwestern saßen an Computermonitoren, und eine von ihnen gab Daten von einem Stapel Krankenblätter in ihren PC.
»Guten Morgen«, sagte die andere Schwester, eine junge Blondine, die Buffy hilfsbereit anlächelte.
»Hi«, sagte Buffy heiser. »Ich bin Buffy Summers. Meine Mom ist wegen einer… einer Thorakotomie hier.«
»Ihr Name?«, fragte die Schwester und tippte Buffys Familiennamen ein. »Oh. Hier ist es. Joyce Summers. Oh. Dr. Coleman bearbeitet den Fall.« Sie wirkte beeindruckt.
Die andere Schwester, wesentlich älter als ihre Kollegin, blickte von dem Stapel Krankenblätter auf und warf einen Blick auf den Bildschirm der jüngeren Schwester. »Indeterminierter Knoten«, sagte sie. »Sie müssen den Kode Ki eingeben. Krebs.«
Buffys Magen zog sich zusammen. »Man weiß noch nicht, was es ist. Deshalb wurde ja auch die Operation angesetzt.«
»Es ist nur eine Formalität.« Die ältere Schwester beugte sich vor die jüngere. »Wir müssen irgendetwas eingeben.«
»Es ist okay«, sagte die jüngere Schwester. »So sind nun einmal die Vorschriften.«
»Nein.« Buffy schüttelte den Kopf. »Es ist nicht okay. Man hat bei ihr keinen Krebs diagnostiziert.«
»Nun beruhigen Sie sich doch«, bat die blonde Schwester. »Es ist okay.«
Buffy stützte sich mit den Händen auf den Schreibtisch. »Überlegen Sie mal. Eine allein erziehende Mutter mit einem Krebsleiden im Frühstadium? Was ist, wenn ihre Firma Pleite geht und wir die Versicherung wechseln müssen?«
»Oh.« Die jüngere Schwester blickte verwirrt drein. Die ältere starrte Buffy wütend an, was sie schockierte. Ich bin hier, weil meine Mom krank ist, und sie behandelt mich wie eine Kriminelle. Buffy starrte zurück.
»Wenn Sie qualifiziert wären, bei meiner Mutter Krebs zu diagnostizieren«, sagte Buffy mit leiser, zorniger Stimme, »dann würden Sie auch die Operation durchführen.«
Die Frau verengte
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