Die Daemonin des Todes
unruhige Meer und stellte sich vor, dort draußen ihre Beute zu sehen. Sie konnte fast das Blut der Jägerin schmecken, gemischt mit dem Salz der Luft.
Das Schiff durchpflügte die Wogen, bis schließlich an der Backbordseite eine winzige Insel auftauchte. Veronique drehte sich herum, um die Aufmerksamkeit des Kapitäns auf sich zu lenken, und deutete auf die Insel. Der Wind peitschte dem Mann die langen Haare ins Gesicht, aber er warf ihr einen bedeutungsvollen Blick zu und nickte düster.
Veronique lächelte. Demnach war dies ihr Ziel.
Wochenlang hatte sie die Jägerin entlang dem östlichen Rand der Adria verfolgt. Sie hatte nach Gutdünken getötet und ihren Opfern Kleidung und Geld abgenommen. Einmal, in der Nähe von Tirana, hatte sie das Mädchen fast überwältigt. Aber Veronique musste tagsüber Schutz suchen, und die Jägerin unterlag nicht derartigen Beschränkungen. Vom Schlaf einmal abgesehen. Dies war der einzige Grund, warum sie Veronique nicht entkommen war - sie brauchte Schlaf.
Doch im Nachhinein glaubte Veronique, dass es womöglich noch einen anderen Grund gab. Die Jägerin war ein wunderschönes junges Mädchen, das allein reiste, und es gab in diesem Teil der Welt genug grobe Kerle, die es auf ihre Tugend abgesehen hatten. Veronique grinste hämisch, als sie sich die kleine Hure vorstellte, wie sie ihre Tugend - oder was davon übrig geblieben war - gegen die Unholde verteidigte. Jedenfalls hatten Angelas Auseinandersetzungen mit diesen Männern eine Spur hinterlassen, die weit deutlicher war, als Veronique sich erhofft hatte.
Nach der Ankunft in Athen hatte sie schnell herausgefunden, dass das Mädchen mit einem Boot weitergereist war, offenbar noch immer überzeugt, ihrer Rache entkommen zu können. Aber Veronique hatte vor sich und ihren Meistern einen Schwur geleistet. Sie würde nicht ruhen, bis die Jägerin tot war.
Seit Jahrhunderten hatte Veronique immer wieder versucht, das Triumvirat zur Erde zu bringen, damit ihre Meister das Land in ein Inferno verwandelten. Zu ihrer Enttäuschung hatte sie sich viel zu lange auf die entmutigenden Zauber ihrer dämonischen Herren verlassen, Rituale, die diese herbeirufen sollten. Erst als Veronique erkannte, dass es so nicht funktionierte, wagte sie, sich eigene Gedanken zu machen und selbst nach einer Lösung zu suchen.
Ja, sie würde in alle Ewigkeit gesegnet sein.
Denn sie hatte die Lösung gefunden. Die Drei-die-eins-sind konnten nicht in ihrer vereinigten Gestalt in die Ebene der Menschen eindringen. Sie mussten in ihre Bestandteile zerlegt, in die Welt der Sterblichen geboren und wieder vereinigt werden, wenn die Sterne günstig standen.
Überglücklich hatte Veronique ihre Meister über diese Erkenntnis informiert, und das Triumvirat war sehr zufrieden mit ihr gewesen. Endlich, nach so langer Zeit, würde der sehnlichste Wunsch ihrer Meister in Erfüllung gehen.
Und es wäre auch so gekommen - hätte Angela Martignetti nicht eingegriffen.
Das durchscheinende Fleisch, die Brut, die sich darunter wand, zum Schlüpfen bereit… und dann die Jägerin, wie sie hereinstürmte und den Pflock ins Herz der Vampirhülle rammte… es in Staub verwandelte… das Tor verschloss.
In all den Wochen, in denen sie das Mädchen verfolgt hatte, war ihr Zorn um kein Jota geringer geworden. Im Gegenteil, er war jetzt stärker als je zuvor. Dieses Mädchen wusste zu viel über sie, genau wie ihr Wächter Toscano.
Aber der war verbrannt. Veronique lächelte bei dem Gedanken daran. Der Wind pfiff ihr ins Gesicht, als sich das Schiff der Insel näherte. Das Schiff, das sie in Athen gechartert hatte, um das Mädchen bis nach Kreta zu verfolgen, wo es sich höchstwahrscheinlich versteckt hielt. Und auf Kreta hatte sie Gerüchte gehört, dass die Jägerin in See gestochen war, fluchtartig, gehetzt von einem schrecklichen Verfolger.
»Aber ich bin Angelas Mutter«, hatte Veronique als Adelige verkleidet gesagt. »Ich bin gekommen, um sie nach Hause zu holen. Die Gefahr ist gebannt.«
Und mit gestohlenem Gold hatte sie den Kapitän bezahlt, damit er sie zu jener Insel brachte, zu der die Jägerin geflohen war. Dieser kleine, ausgebleichte Felsen inmitten der kretischen See.
Kefi.
In einer flachen, windgeschützten Bodensenke verbrannten die Bewohner von Kefi ihre Toten. Es war kurz nach Morgengrauen, am dritten Tag nach der Ankunft der Bucolac. Sofort nach ihrer Landung auf der Insel hatte sie andere Vampire erschaffen. Genau wie Angela erwartet
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