Die Dame aus Potsdam
zum Stadtgarten. Und hier wurde es interessant…«
»Nun mach’s mal nicht so spannend«, unterbrach Lupus ihn. »Wer? – Wann? – Was? – Wo? – Warum? – Wie man einen Bericht formuliert, hast du doch gelernt.«
»Lupus, bitte! Ahrens weiß schon, worauf es ankommt«, beschwichtigte Freiberg. »Also weiter!«
»Frau Randolf ist dann in die rote Telefonzelle an der Adenauerallee gegangen.«
»Rote Zelle?« fragte Kommissarin Lette irritiert. »Hat das eine besondere Bedeutung?«
Freiberg schüttelte den Kopf. »Nein, das ist schlicht ein Geschenk von der englischen Post für Nostalgiker.«
»Ich mußte auf Distanz bleiben und habe die Randolf von der Hofgartenseite aus beobachtet«, fuhr Ahrens fort. »Erst hat sie im Telefonbuch geblättert, dann gewählt; aber der Teilnehmer hat sich auch nach dem zweiten oder dritten Versuch nicht gemeldet. Sofort danach hat Frau Randolf mit jemandem telefoniert, dessen Nummer sie in ihrem Notizbuch nachgeschlagen hat. Sie ist dann auf meiner Straßenseite ein Stück die Adenauerallee in Richtung Juridicum gegangen und in dem Haus Immobilien-Munskau verschwunden. Soweit ich erkennen konnte, hat ein Mann die Tür geöffnet. Geblieben ist Frau Randolf etwa eine Stunde. Ich bin ihr dann noch zurück bis zum Hotel gefolgt und habe die Observation kurz nach Mitternacht beendet.«
»Danke, Ahrens. Ich bin sicher, daß uns deine Beobachtungen weiterbringen.«
»Unser Sorgenkind scheint ja sehr kontaktfreudig zu sein«, meinte Kommissarin Lette. »Kurz vor dem Abflug bei Silke Marino – und gleich nach der Ankunft in Bonn ein Besuch bei Bekannten oder Freunden. Ich nehme ja nicht an, daß die Randolf hier ein Haus kaufen will.«
Jungkommissar Singer grinste. »Jede Frau hat ein süßes Geheimnis. Und die hat gleich zwei.«
Freibergs Blick ließ Singer verlegen schweigen. »Zur Sache! Lupus, du nimmst dir – zunächst verdeckt – das Immobilienunternehmen vor. Quetsch raus, was geht. Wer steckt in und hinter dem Unternehmen? Wie laufen die Geschäfte? Wer geht in dem Haus an der Adenauerallee ein und aus? Du kannst ja als Kaufinteressent für eine Eigentumswohnung auftreten und dir ein paar Objekte zeigen lassen. Peters, du hältst dich erst einmal hier zur Verfügung. Da warten sicherlich auch ein paar Akten auf die ordnende Hand. Singer, Sie klappern nochmals alle Zeitungen ab, ob Hinweise eingegangen sind; falls ja, sofort nachfassen. Ahrens schafft uns mit UNI 81/12 die Randolf her. Abholung 8.45 Uhr vor dem Hotel.«
»Keine Befehle für mich?« fragte Kommissarin Lette etwas spitz. Allzu demokratisch erschien ihr Freibergs Ton nicht; der Mann, der ihr gestern abend den Rücken abgerieben hatte, war hier ein anderer.
»Wir beide werden uns mit der Dame aus Potsdam unterhalten«, antwortete er sachlich. »Fräulein Kuhnert führt Protokoll – alles klar?«
Kopfnicken rund um den Tisch.
»Also abschwirren, Freunde. Unser gesamtdeutscher Fall darf nicht sauer werden.«
Beate Randolf trug wieder ihr Reisekostüm, das Freiberg kannte. Ahrens hatte sie fast auf die Minute genau am Präsidium abgesetzt und zum Zimmer 306 begleitet. Nach der Begrüßung sagte Freiberg: »Moment noch, Ahrens! Frau Randolf, möchten Sie mit dem Dienstwagen zurückgebracht werden?«
»Nein, danke. Ich würde gern etwas laufen und nehme dann die U-Strab.«
»Ganz wie Sie möchten. Ahrens, dann nimm dir bitte inzwischen die anderen Fälle vor.« Das bedeutete, daß er sich verfügbar halten sollte.
Von Osten her fiel Sonnenlicht flach über das Siebengebirge durch die Fenster herein. In Sichtweite rollten die Autos in dichter Folge über die Konrad-Adenauer-Brücke. Vom alten Zementwerk am Ostufer des Rheins ragte nur noch der unter Denkmalschutz stehende Wasserturm auf. Alles andere war abgerissen worden.
»Eine schöne Aussicht«, stellte Beate Randolf fest, bevor sie sich kerzengerade auf den angebotenen Stuhl setzte.
Kommissar Freiberg bat sie, die vorbereiteten Erklärungen zur Identifizierung ihres toten Ehemannes zu unterschreiben. Sie las die Formulare genau durch und unterzeichnete dann wortlos.
»Können wir uns noch etwas unterhalten?« fragte Freiberg verbindlich. »Vielleicht kommen wir dann weiter in diesem bisher so verworrenen Fall.«
»Aber gern. Nur habe ich alles gesagt, was ich weiß – und in den Geschäften meines Mannes bin ich nicht bewandert.«
»Hat er vielleicht Bekannte oder Geschäftsfreunde in Bonn?« fragte Kommissarin Lette.
»Ich glaube
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