Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
Vom Netzwerk:
idealer Partner für die Großdealer in Amsterdam. – Vielleicht wollte da einer nicht mitspielen, der schon zuviel wußte.«
    »War Ihr Mann erpreßbar?« fragte Kommissar Freiberg sehr direkt. »Oder anders herum – konnte jemand glauben, er sei erpreßbar?«
    Beate Randolf atmete auf, als fühle sie sich erleichtert. Sie antwortete nur: »Ja.«
    »Können Sie das bitte näher erläutern?« drängte die Kommissarin.
    »Vielleicht hat man ihn für erpreßbar gehalten – wegen… wegen seiner Vergangenheit. Valentin war Oberst im Ministerium für Staatssicherheit. Was er dort gemacht hat, weiß ich allerdings nicht. Er hat mir nur gesagt, er sei KGB-Verbindungsoffizier in der Hauptverwaltung Aufklärung.«
    Freiberg sah überrascht auf. Zum erstenmal wurde er dienstlich so direkt mit der deutsch-deutschen Vergangenheit konfrontiert. Kommissarin Lette blieb unbeeindruckt. Sie war ohnehin davon ausgegangen, daß der Chef eines solchen Unternehmens in Potsdam aus dem Krakenstall kam. Sie interpretierte: »Demnach wäre es denkbar, daß Ihr Mann mit seiner Stasi-Vergangenheit erpreßt werden sollte, um – zum Beispiel – in das Rauschgiftgeschäft einzusteigen. Er hat sich geweigert und mußte dafür sterben.«
    Beate Randolf nahm die Hände vom Tisch und lehnte sich zurück. »Ja, das wäre eine plausible Erklärung, aber Anhaltspunkte dafür habe ich nicht.«
    »Aber warum wurde er in Bonn erschossen?« überlegte Freiberg laut. »Und warum ausgerechnet im Rheinauenpark am Bismarckturm – und dann auch noch mit einer Makarow. Das paßt nicht zusammen; dafür muß es besondere Gründe geben.«
    »Hat denn Bonn keine Rauschgiftprobleme?« fragte die Hauptkommissarin.
    »O doch, Probleme satt. Wir haben in unserer schönen Stadt am Rhein mehr als ein Dutzend Rauschgifttote pro Jahr. Die Heroinmafia hat hier sogar einen Kokaindealer regelrecht hingerichtet, um die Konkurrenz zu warnen und abzuschrecken. Das Opfer war Konsul Kubitzka, überall bekannt durch die Regenbogenpresse. Seither ist der Schnee im Regierungsviertel teurer geworden. Das Landgericht hat einige Großdealer zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Danach schien es so, als hätten sich die Bosse und Paten von hier zurückgezogen. Aber das kann sich sehr schnell ändern; vielleicht sind sie schon wieder da.«
    »Was für ›Special-Transports‹ gilt – also grenzüberschreitende Geschäfte –, könnte doch auch für die Firma Hartenstein relevant sein, nämlich gute Transportmöglichkeiten für den Stoff.« In dieser Überlegung der Kommissarin Lette lag eine vorsichtige Andeutung von Zusammenhängen. »Wäre es nicht denkbar, Frau Randolf, daß sich Ihr Mann und Hartenstein näher gekannt haben, vielleicht von früher her?«
    Die Angesprochene hob die Schultern. »Da bin ich überfragt – ich weiß es nicht. Ich habe jedenfalls Hartenstein und Frau Mühlberg an dem Abend bei Munskaus zum erstenmal getroffen.«
    »Nun gut! – Was können Sie uns über Herrn Kalisch sagen?«
    »Ein interessanter Mann, Junggeselle mit eigenem Flugzeug. Er arbeitet bei der Sondertronic in Bonn. Den hatten die Munskaus wohl nur eingeladen, um die große weite Welt vorzuführen.« Beate Randolf lächelte. »Manche Gäste lädt man doch nur ein, um anderen Gästen zu imponieren.«
    Fräulein Kuhnert sah schmunzelnd von ihrem Stenogrammblock auf – und schrieb schnell weiter.
    »Unsere Fragen sind zunächst beantwortet, Frau Randolf. Wie sieht es mit Ihren Plänen aus?« fragte Freiberg. »Wenn sich hier noch etwas ergeben sollte, könnten wir Sie ja in Potsdam erreichen, nehme ich an. Über die Freigabe der Leiche entscheidet die Staatsanwaltschaft; das wird allerdings einige Zeit dauern. Wir möchten Sie auf keinen Fall länger als erforderlich in Bonn festhalten.«
    »Mit der Überführung und Beerdigung werde ich ein Bonner Institut beauftragen. – Da ich schon mal hier bin, möchte ich die Zeit nutzen und mir noch Aachen ansehen, den Kaiserdom, das Rathaus, das Suermont-Museum und was sonst noch dazu gehört. Kölns Kunstschätze kenne ich ja schon.«
    Kommissar Freiberg nickte. »Sie sind völlig frei in Ihren Dispositionen. Mein Kollege wird Sie durch unser Labyrinth zum Ausgang führen. Dank für Ihre Hilfe und alles Gute«, sagte Freiberg abschließend und griff zum Telefon, um Ahrens herzubitten.
    Kaum hatte sich die Tür hinter der Besucherin geschlossen, da hing der Kommissar schon an der Strippe. »Peters, hör zu: Ahrens bringt unsere Dame aus

Weitere Kostenlose Bücher