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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Fragen beantwortet haben.«
    Sie schenkte sich ein und ließ den Cognacschwenker in ihrer Hand kreisen. Dann stellte sie eine Frage, die Lupus überraschte: »Woher weiß die Kripo von den Aktivitäten der Männer im MfS? Sie kennen sogar die alten Dienstgrade!«
    »Auch wir haben ein Staatsschutzkommissariat, und das schläft nicht«, sagte Lupus, ohne eigentlich antworten zu wollen.
    »Die Dienstgrade hat nur das Bundesamt für Verfassungsschutz auf Disketten. Aber lassen wir das. Sie wollten wissen, ob hier Druck ausgeübt worden ist. Ich nehme das mal an, denn die neuen Geschäftsleute gehen in der freien Marktwirtschaft recht ruppig miteinander um. Aber vielleicht geht es ja um etwas ganz anderes.«
    Lupus mußte sich zurückhalten, um nicht mit der Faust auf den Tisch zu schlagen. »Frau Mühlberg! Sie wissen mehr, als Sie zugeben! Wenn der nächste Tote aus dem alten Clan irgendwo gefunden wird, werden Sie nicht mehr so flapsig daherreden. Und wenn Sie zuviel wissen, dann werden wir Sie eines Tages mit einem Makarow-Loch im Kopf in der Mülltonne finden.«
    Ilse Mühlberg trank genüßlich ihr Glas leer, bevor sie sagte: »Ich glaube, unser Frage-und-Antwort-Spiel ist ausgereizt. Vielleicht erfährt Ihr Herr Sörensen noch etwas mehr, als er schon herausgefunden hat.«
    Lupus war perplex. Den Namen Sörensen hatte er der Frau gegenüber mit Sicherheit nicht erwähnt. Vielleicht wollte sie ihm einen Hinweis geben, ohne etwas Konkretes in der Sache zu sagen. Gleichwohl unterließ er es, auf den Tod von Silke Marino hinzuweisen. Die Mühlberg war ihm zu undurchsichtig.
    »Möchten Sie nicht doch einen Cognac mit mir trinken?« fragte sie. »Das fördert die Intuition.«
    »Nein danke, wirklich nicht.« Lupus hatte das Gefühl, dieses Gespräch beenden zu müssen. Immerhin hatte er einiges über Hartenstein erfahren: daß er schon mal wegen Rauschgift mit dem Zoll zu tun gehabt hatte, daß ihm Bernd Kalisch nicht fremd war – und daß er sich derzeit in Potsdam aufhielt. Zusammengenommen war das nicht wenig, obwohl Ilse Mühlberg den Eindruck vermittelte, nichts Wichtiges gesagt zu haben. Lupus fühlte sich unbehaglich; es passierte ihm nicht oft, daß ihm die Fäden eines Gesprächs so aus der Hand genommen wurden.
    Ich hätte vielleicht doch einen Cognac mit ihr trinken sollen, dachte er, als er sich mit einer knappen Verbeugung und einem gepreßten »Auf Wiedersehen« verabschiedete.
    Eine halbe Stunde später nahm Fräulein Kuhnert den Kampf mit den Tücken des überlasteten Telefonnetzes auf. Noch bevor er mit Sörensen Kontakt aufnahm, wollte Lupus die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Gespräch mit Ilse Mühlberg nach Potsdam durchgeben. Sein Kommissar mußte umgehend erfahren, daß sich Hartenstein dort aufhielt.
    Aber es dauerte und dauerte. Zweimal brach die Leitung zusammen, als sie schon bis zur MUK stand. Erst nach einer Stunde war Freiberg an der Strippe.
    Lupus berichtete komprimiert über das Gespräch; von der Kokaingeschichte an der Grenze und daß die Zollfahndung den Zubehörladen nach allen Regeln der Kunst – aber ohne Erfolg – auseinandergenommen hatte.
    »Was sagst du?« brüllte Freiberg, und Lupus hielt erschreckt den Hörer vom Ohr. »Die haben seine Fingerabdrücke?«
    »Ja, das hat mir die recht undurchsichtige Lebensgefährtin so ganz nebenbei verraten. Die hat ein besonderes Talent, wichtige Dinge als unwichtig zu verkaufen. Diese Frau…«
    Freiberg schnitt ihm das Wort ab. »Alles andere später. Sorg dafür, daß wir schnellstens die Fingerabdrücke des Herrn Hartenstein bekommen. Noch gestern! Der Schlauch, aus dem die ermordete Silke Marino die Auspuffgase ihres Autos eingeatmet hat, war mit Rallye-Band verklebt. Darauf gibt es schöne Fingerabdrücke. Kannst du mir jemanden nennen, der leichter an dieses Band herankommt als ein Kfz-Zubehörhändler? Ich nicht! Sprich auch noch mal mit Sörensen, ob der etwas mehr beim BfV in Köln erfahren hat. Jetzt aber volle Pulle!«
    »Mein lieber Herr Kokoschinsky!« freute sich Lupus. »Wenn das zusammenpaßt, hui, das war’ ‘n Ding wie ‘ne Wanne. Also wir überschlagen uns. Tschüs!«
    »Dein Sprachschatz ist heute wieder mal überwältigend«, bemerkte Fräulein Kuhnert und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Jetzt also das Zollkriminalamt in Köln, oder?«
    »Worum ich ergebenst und ganz dringend bitten möchte.« Lupus rieb sich die Hände.
     
     
    Die Zollakte Hartenstein beim ZKA aufzutreiben, war kein Problem; in der Tat

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