Die Dame aus Potsdam
Zollkriminalamt.«
»Ich werd’ mal beim Erkennungsdienst anfragen, ob sie schon angekommen sind; dieses Warten macht mich ganz nervös.« Hauptkommissarin Lette zog das Telefon zu sich herüber und wählte die Nummer des Erkennungsdienstes. Freiberg sah, wie sie ärgerlich den Kopf schüttelte. »Schon wieder breakdown beim Telebild – eine verdammte Scheiße ist das!« schimpfte sie wenig damenhaft. Damit knallte sie den Hörer auf die Gabel. »Hast du das gehört, Walter? Die Telekommunikation ist mal wieder ausgefallen. Jetzt läuft die ganze Chose erst von Köln nach Berlin und von dort mit Sonderkurier zu uns. Damit sind ein paar Stunden futsch!«
Der zweite Anruf von Lupus kam gerade richtig, um die triste Stimmung wieder etwas zu heben. Angelika Lette gab Freiberg den Hörer, nahm die Mithörmuschel vom Haken und hielt sie fragend hoch. Freiberg nickte. »Nun mal los, Sportsfreund – wir sind auch für kleine Münze dankbar.«
Lupus berichtete von der Fahrt nach Köln. Ein wenig Stolz klang mit, daß es ihm gelungen war, mit Sörensen in die Höhle des Löwen vorzudringen. Wenn auch der Abgang etwas besser hätte sein können, so waren doch ein paar wichtige Informationen dabei herausgekommen.
Wegen der Abhörmöglichkeit gab Lupus die Erkenntnisse aus dem Bundesamt so verklausuliert wieder, wie Sörensen es ihm vorexerziert hatte. »Das Starlet hat es vorgezogen, Whisky zu trinken, statt beim Wodka zu bleiben – und das hat ihre Kehle nicht vertragen. Die Domstädter haben die Geschichte frisch von ihren Freunden aus der Werbeagentur erzählt bekommen. Jetzt wollen sie von uns natürlich wissen, ob ähnliche Bräuche auch für die eigenen Vertreter gefährlich werden können.«
Kommissarin Lette nickte anerkennend. Ahrens schaute von einem zum anderen und versuchte aus Mimik und Antworten das Gespräch zu deuten.
»Noch etwas«, hörten Freiberg und seine Kollegin über den Draht. »Die alten Geschäftsfreunde sind dabei, neue Filialen für ihre Kommanditisten aufzubauen und machen hier mächtig Druck. Wie weit die Entwicklung gediehen ist, konnten wir nicht erfahren. Und was die Geschäftsreisen mit dem Flugzeug angeht, da gaben sich unsere Gesprächspartner locker, aber zurückhaltend. Sie haben sogar bei der Firmenleitung nachgefragt und die Auskunft erhalten, der Bereichsleiter sei mal wieder unterwegs – er könne sich seinen Job einrichten, wie er es für notwendig erachtet. Wo er sich im Moment aufhält, haben wir nicht erfahren können.«
Freiberg sah zu Ahrens hinüber und deutete mit einem Schulterzucken an, daß er ihn leider nicht an dem Gespräch beteiligen konnte. »Lupus, das ist ganz wichtig«, fuhr er eindringlich fort, »du meinst also, daß sie neue Filialen für ihre Kommanditisten einrichten wollen?«
»Ja, das ist mehr als eine Vermutung – die Aktion läuft auf vollen Touren. Auch die Lebensgefährtin hat davon erfahren. Die hält sich streng an das Gesetz und möchte wohl auch in diesem Rahmen weitermachen. Unsere Geschäftspartner haben allerdings Angst um sie.«
Über Freibergs Gesicht lief ein zufriedenes Lächeln. »Altes Haus, dieser Anruf bringt uns einen guten Schritt weiter. Jetzt wissen wir endlich, warum manche der königlichen Kaufleute so gefährlich leben. Grüße von uns allen an Octopussy und ihre Restmannen. Wir sitzen hier rund um den Tisch und trinken Kaffee. Tschüs.«
Freiberg schob den Telefonapparat weit von sich und stieß einen Freudenschrei aus. »Angelika, jetzt haben wir das missing link.«
»Quatsch nicht Englisch, ich hatte Russisch als Pflichtfach.«
»Also, jetzt haben wir das verbindende Glied vom Affen zum Menschen; oder auf unseren Fall bezogen: Wir haben die Verbindung vom Tod der Marino zu unserem Puzzlespiel mit den Abkürzungen in ihrer Datensammlung.«
Angelika Lette sah skeptisch auf. »Diesen Koofmichjargon willst du deuten?«
Freiberg nickte. »Ich denke, wir können jetzt schon ein weiteres Mosaik zusammensetzen. Wenn die alten Seilschaften wieder etwas für die ehemaligen Bruderländer aufbauen wollen, dann müssen sie auch an Bernd Kalisch heran, denn der sitzt bei der Sondertronic wie die Spinne im Netz.«
Vom Tischende meldete sich Ahrens: »Dann steht ›S‹ nicht für einen Mann oder eine Frau, sondern für ›Sondertronic‹.«
»Donnerwetter«, bestätigte Kommissarin Lette, »das ergibt Sinn. ›P bedrängt H. wg. S‹ heißt also, der Präsident setzt Hartenstein unter Druck, weil der es nicht geschafft hat,
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