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Die Dame aus Potsdam

Titel: Die Dame aus Potsdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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Halle hervor. In niedriger Höhe knatterten Puma-Hubschrauber von der Siegniederung heran und landeten.
    Stockmann hatte den Telefonhörer am Ohr und wartete auf die Antwort aus Hannover. Auf die Hubschrauber deutend erklärte er: »Sunset naht, bei Sonnenuntergang macht der BGS Feierabend. Aber auch bei uns ist um diese Zeit nicht mehr viel los.« Mit einer Drehung des Stuhls wandte er sich wieder dem Controllertisch zu. »Ja, Hannover, ich höre.« Mit einem schnellen Handgriff schaltete er den Raumlautsprecher ein. »Also was ist?«
    Lupus und Peters hörten aufmerksam zu.
    Vom Tower Hannover kam laut und deutlich die Durchsage: »Kalisch ist mit seiner Mooney schon eine Stunde nach der Landung wieder gestartet. Abgemeldet hat er sich zum Inlandflug nach Schönhagen. Mehr wissen wir auch nicht.«
    Stockmann bedankte sich und legte den Hörer in die Griffmulde zurück. »Na, bringt euch die Meldung weiter?«
    Lupus überlegte eine Weile und sagte dann: »Schönhagen? Nie gehört. Wo liegt das?«
    »Den Platz können wir erst wieder seit der deutschen Vereinigung anfliegen. Schönhagen liegt bei Trebbin, südöstlich von Potsdam.«
    »Verdammt! Ich glaube, das wird meinen Chef und Kegelbruder aber freuen!«
    »Warum?« fragte Stockmann. »Seid doch nicht so zugeknöpft; Amtshilfe beruht auf Gegenseitigkeit.«
    »Stimmt!« Lupus hob beschwichtigend die Hand. »Aber alles zu seiner Zeit. Im Moment ist es wichtiger, Freiberg zu informieren, wohin der Vogel geflogen ist. Unser Kommissar ermittelt nämlich in Potsdam!«

 
    20
     
     
     
    Es war Nacht geworden – in Potsdam ein paar Sekunden früher als in Bonn. Kriminalhauptkommissarin Lette hatte ihre Dispositionen getroffen und sagte: »Die paar Meter zum ›Strammen Fritz‹ gehen wir am besten zu Fuß. Die Kneipe liegt gleich jenseits der Breite-Straße am Neuen Markt. Euer Mercedes steht am sichersten auf dem Polizeihof. Der gute Stern auf allen Straßen ist als Souvenir auch hier hoch geschätzt.«
    »Wo können Ahrens und ich übernachten?« Freiberg gähnte herzhaft. »Nach einem solchen Tag darf man schon etwas müde sein.«
    »Ist alles geregelt. Ich habe zwei Privatzimmer bei zuverlässigen Bekannten in der Siefertstraße organisiert, kaum hundert Meter neben der Kneipe. Die Leitstelle weiß, wo wir essen und wo ihr schlaft.«
    Auf dem Wege zum »Strammen Fritz« lag rechter Hand ein sehr preußisch wirkendes Gebäude, der Marstall. Es wurde von Scheinwerfern angestrahlt, und die steinernen Rosse auf dem Architrav traten besonders mächtig hervor. Freiberg wußte nur, daß es sich um die von Nehring im 17. Jahrhundert gebaute Orangerie handelte, die später als Reitstall diente und zum Potsdamer Schloß gehörte. Das Schloß war ein Opfer des Bombenkriegs und der Abrißwut der Generation danach geworden.
    »Im Marstall ist schon seit Jahren unser Filmmuseum. Dort gibt es eine Fülle von Requisiten aus der alten Ufa-Zeit«, erklärte die Kommissarin. »Das Kino hat ein hervorragendes Filmrepertoire. Aber wann hat man schon mal die Zeit, sich so etwas zu gönnen.«
    Die Kneipe »Zum Strammen Fritz« war gerappelt voll. Mit einem freundlichen, aber energischen »Rückt mal ein bißchen zusammen!« schaffte der massige Wirt für die neuen Gäste Platz. Er wußte, was er der Kommissarin schuldig war. »Alter Fritz gewünscht?« fragte er.
    »Ja, wie immer – und reichlich Buletten. Wir haben Hunger.«
    »Das kann man wohl sagen«, bestätigte Ahrens, der sich bei den Gesprächen sehr zurückgehalten hatte.
    Freiberg beugte sich zur Seite, um sich im Stimmengewirr verständlich zu machen. »Sag mal, Angelika, was fritzelt das hier mit ›alt‹ und ›stramm‹ und ›groß‹?«
    »Wir pflegen wieder unsere preußische Vergangenheit. Aber der Kneipier heißt wirklich Fritz, und stramm ist er auch. Der hat sich voll in den Trend der Zeit gehängt; Fritz zieht hier immer noch, auch bei der jüngeren Generation. Sieh dich nur um – viel Alternative und Mädchen, die endlich mal wissen wollen, was es mit der Freiheit auf sich hat. Auch Künstler und Filmemacher zieht es her – Babelsberg ist denen zu steril.«
    Freiberg fühlte sich an die Kneipen in der Bonner Nordstadt erinnert; dort wie hier war es dunstig, warm und laut, und man kam sich auch ohne Alkohol schnell näher. Nach dem zweiten Glas Bier und einer doppelten Portion Buletten war der Fall Marino etwas in den Hintergrund getreten. Der Geräuschpegel war so hoch, daß kaum eine Unterhaltung möglich

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