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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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abermals den Inhalt des Memorandums verlesen   …«
    Henselt, Foltest und Dijkstra schnaubten, doch Demawendbetrachtete den kaiserlichen Gesandten ruhig und beinahe wohlwollend.
    »Für das Gemeinwohl«, erklärte er, »und um des Friedens willen akzeptiere ich die Autonomie von Dol Blathanna. Aber nicht als Königreich, sondern als Fürstentum. Die Bedingung ist, das Fürstin Enid an Gleanna mir den Lehnseid leistet und sich verpflichtet, Menschen und Elfen gleiche Rechte und Privilegien zu gewähren. Ich bin dazu bereit, wie gesagt,
pro publico bono

    »Das«, sagte Meve, »sind die Worte eines wahren Königs.«
    » Salus publica lex suprema est
«, sagte der Hierarch Hemmelfart, der schon seit langem nach einer Gelegenheit suchte, sich ebenfalls mit der Kenntnis des diplomatischen Jargons hervorzutun.
    »Ich füge indes hinzu«, fuhr Demawend mit Blick auf den sich aufplusternden Henselt fort, »dass das Zugeständnis in Bezug auf das Dol Blathanna kein Präzendenzfall ist. Das ist die einzige Verletzung der Integrität meiner Länder, mit der ich einverstanden bin. Ich werde keinerlei andere Teilung oder Abtretung anerkennen. Die Armee von Kaedwen, die als Aggressor und Landräuber in meine Grenzen eingefallen ist, hat binnen einer Woche die widerrechtlich okkupierten Festungen und Schlösser von Ober-Aedirn zu räumen. Das ist die Bedingung meiner weiteren Teilnahme an den Beratungen. Und da
verba volant
, wird mein Sekretär eine offizielle Demarche in dieser Angelegenheit zu Protokoll geben.«
    »Henselt?« Foltest schaute den Bärtigen abwartend an.
    »Niemals!«, brüllte der König von Kaedwen, stürzte den Sessel um und sprang umher wie ein von Wespen gestochener Schimpanse. »Ich werde die Mark niemals hergeben! Nur über meine Leiche! Ich geb sie nicht! Nichts wird mich dazu zwingen! Keine Macht! Keine beschissene Macht!« Und um zu beweisen, dass auch er etwas gelernt habe und nicht auf der Wurstbrühe hergeschwommen sei, heulte er auf:
» Non possumus!
«
     
    »Dem werde ich
non possumus
geben, dem alten Trottel!«, fauchte Sabrina Glevissig in dem Zimmer eine Etage höher. »Keine Angst, ich werde diesen Blödian zwingen, dass er die Revindikationsforderungen im Falle von Ober-Aedirn anerkennt. Die Truppen von Kaedwen werden dort binnen zehn Tagen abziehen. Das liegt auf der Hand. Keine Frage. Wenn eine von den Damen daran gezweifelt hat, dann darf ich mich in der Tat beleidigt fühlen.«
    Philippa Eilhart und Sheala de Tancarville bezeugten mit Verbeugungen ihre Anerkennung. Assire var Anahid dankte mit einem Lächeln.
    »Für heute«, sagte Sabrina, »bleibt uns, das Problem von Dol Blathanna zu klären. Den Inhalt von Kaiser Emhyrs Memorandum kennen wir. Die Könige da unten sind noch nicht dazu gekommen, diese Frage zu erörtern, haben ihre Optionen aber schon angedeutet. Stellung bezogen hat auch der, wie ich sagen würde, am meisten Interessierte. König Demawend   …«
    »Der Standpunkt Demawends«, erklärte Sheala de Tancarville, während sie sich die Silberfuchsboa um den Hals legte, »trägt die Züge eines weitreichenden Kompromisses. Das ist ein positiver, durchdachter und ausgewogener Standpunkt. Shilard Fitz-Oesterlen wird erhebliche Schwierigkeiten haben, wenn er in Richtung größerer Zugeständnisse argumentieren will. Ich weiß nicht, ob er es überhaupt wollen wird.«
    »Wird er«, stellte Assire var Anahid ruhig fest. »Denn so lauten seine Instruktionen aus Nilfgaard. Er wird
ad referendum
aufrufen und Noten verlesen. Er wird sich zumindest eine Zeitlang streiten. Danach wird er beginnen, Zugeständnisse zu machen.«
    »Normal«, kürzte Sabrina Glevissig die Rede ab. »Normal ist auch, dass sie sich am Ende irgendwo treffen, irgendetwas vereinbaren werden. Wir werden aber nicht darauf warten, sondern gleich feststellen, was ihnen letzten Endes erlaubt wird. Francesca! Sag etwas! Immerhin geht es um dein Land.«
    »Ebendarum« – die Aster aus den Tälern lächelte wunderschön   –, »ebendarum schweige ich, Sabrina.«
    »Überwinde den Stolz«, sagte Margarita Laux-Antille ernst. »Wir müssen wissen, was wir den Königen erlauben sollen.«
    Francesca Findabair lächelte noch schöner. »Um des Friedens willen und
pro bono publico
«, sagte sie, »stimme ich dem Angebot König Demawends zu. Ihr, liebe Mädchen, braucht mich von diesem Augenblick an nicht mehr mit Majestät anzureden, es genügt ein gewöhnliches ›Durchlaucht‹.«
    Sabrina verzog das Gesicht.

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