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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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zu Kompliment, Blümchen, Blicke, Seufzer   … Kurz gesagt: Sie kamen einander nahe.«
    Angoulême kicherte. »Sehr nahe?«
    »Augenzeuge bin ich nicht gewesen«, sagte der Ritter trocken. »Und Gerüchte zu wiederholen, geziemt sich nicht. Außerdem, wie das Fräulein zweifellos weiß, hat die Liebe nicht nur einen Namen, und es ist ein sehr relatives Ding, ob man sich sehr nahekommt oder nicht sehr.«
    Cahir prustete leise. Angoulême hatte nichts hinzuzufügen.
    »So trafen sich«, fuhr Reynart de Bois-Fresnes fort, »die Fürstin und Herr Rittersporn an die zwei Monate lang, von Belleteyn bis zur Sommersonnwende. Doch sie ließen es an Vorsicht mangeln. Die Nachricht verbreitete sich, böse Zungen begannen zu reden. Herr Rittersporn bestieg ungesäumt sein Pferd und ritt von dannen. Wie sich zeigte, tat er gut daran. Denn kaum dass Fürst Raimund aus Cintra zurückgekehrt war, berichtete ihm ein dienstbarer Knecht alles. Als er erfuhr, welcher Tort ihm angetan worden war und welche Hörner man ihm aufgesetzthatte, erfasste den Fürsten, wie ihr euch wohl denken könnt, eine rasende Wut. Er stieß eine Terrine mit Roterübensuppe auf dem Tisch um, spaltete dem denunzierenden Knecht mit einem Eispickel den Schädel, sprach ungewöhnliche Worte. Dann schlug er dem Hofmarschall unter Zeugen aufs Maul und den großen kovirischen Spiegel entzwei. Die Fürstin aber setzte er in ihren Gemächern fest, drohte ihr mit Folter und zwang sie, alles zu gestehen. Dem Herrn Rittersporn sandte er sogleich Verfolger nach, befahl, ihn ohne Federlesens zu erschlagen und ihm das Herz aus der Brust zu reißen. Er gedachte nämlich, wie er es in einer alten Ballade gelesen hatte, dieses Herz zu braten und die Fürstin Anarietta zu zwingen, dass sie es vor den Augen des ganzen Hofes aß. Brr, pfui, wie abscheulich! Zum Glück gelang es Herrn Rittersporn zu entkommen.«
    »Zum Glück. Und der Fürst ist gestorben?«
    »Jawohl. Der Zwischenfall hatte ihn, wie gesagt, in rasende Wut versetzt, davon stockte ihm damals das Blut, so dass ihn der Schlag traf und er gelähmt war. Fast ein halbes Jahr lag er da wie ein Holzklotz. Doch er genas. Er konnte sogar gehen. Nur mit dem Auge zwinkerte er immerzu, so.«
    Der Ritter wandte sich im Sattel um, kniff ein Auge zusammen und verzog das Gesicht wie ein Affe.
    »Obwohl der Fürst«, fuhr er nach einer Weile fort, »schon immer ein Weiberheld und Schürzenjäger war, wurde er mit diesem Zwinkern in Amouren erst recht zum
pericolosus
, denn jedes Frauenzimmer bildete sich ein, er zwinkere justament aus Neigung zu ihr und gebe ihr Liebeszeichen. Und die Frauenzimmer sind überaus versessen auf derlei Huldigungen. Ich will mitnichten unterstellen, dass sie alle lüstern und lose seien, aber der Fürst, wie gesagt, zwinkerte viel, fast unablässig, so dass er per saldo auf seine Kosten kam. Er überspannte den Bogen, und eines Nachts traf ihn der zweite Schlag. Er segnete das Zeitliche. Im Bett.«
    »Auf einem Weib?« Angoulême lachte.
    »Genau gesagt« – der Ritter, bis dahin todernst, lächelte unter dem Schnurrbart   –, »genau gesagt, unter ihr. Aber es geht nicht ums Detail.«
    »Selbstverständlich nicht«, pflichtete ihm Cahir ernst bei. »Große Trauer um Fürst Raimund wird wohl nicht gewesen sein? Im Laufe der Erzählung hatte ich den Eindruck   …«
    »Dass die untreue Frau euch lieber ist als der betrogene Mann«, fiel ihm, wie es seine Art war, der Vampir ins Wort. »Vielleicht, weil sie jetzt hier herrscht?«
    »Darum auch«, erwiderte Reynart de Bois-Fresnes mit entwaffnender Offenheit. »Aber nicht allein. Denn Fürst Raimund, möge er in Frieden ruhen, war solch ein Taugenichts, Halunke und, mit Verlaub gesagt, Hundesohn, dass er dem Teufel selbst binnen eines halben Jahres Magengeschwüre verursacht hätte. Und Toussaint hat er sieben Jahre lang regiert. Fürstin Anarietta hingegen wurde und wird von allen vergöttert.«
    »Wir können also darauf zählen«, ließ sich der Hexer mürrisch vernehmen, »dass Fürst Raimund nicht viele untröstliche Freunde hinterlassen hat, die sich zur Feier des Todestages des Dahingeschiedenen mit Stiletten auf Rittersporn stürzen werden?«
    »Darauf könnt ihr zählen.« Der Ritter schaute ihn an, und sein Blick war flink und intelligent. »Und, bei meiner Ehre, ihr werdet euch nicht verrechnen. Ich habe es doch gesagt. Der Dichter ist Frau Anarietta lieb, und für Frau Anarietta würde sich jeder in Stücke reißen lassen.«
    Heimwärts

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