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Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See

Titel: Die Dame vom See - Sapkowski, A: Dame vom See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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aufrichtig.
     
    Der dunkelblaue Himmel wurde allmählich schwarz. Ein kräftiger, eisiger Wind wehte zwischen den Weinbergen. Geralt knöpfte den Wolfspelz zu und wand sich einen Wollschal um den Hals. Er fühlte sich bestens. Die erfüllte Liebe hatte ihn wie üblich auf den Gipfel der physischen, psychischen und moralischen Kräfte gebracht, die Spuren aller Zweifel weggewischt, den Geist klar und lebhaft gemacht. Er bedauerte nur, dass ihm dieses wunderbare Panazeum nun für längere Zeit fehlen würde.
    Die Stimme Reynarts de Bois-Fresnes riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Es kommt schlechtes Wetter«, sagte der fahrende Ritter mit einem Blick nach Osten, dorthin, woher der Wind wehte. »Be eilt euch. Wenn dieser Wind Schnee mitbringt, wenn er euch auf dem Pass Malheur erwischt, dann sitzt ihr in der Falle. Und dann könnt ihr zu allen Göttern, die ihr verehrt, die ihr kennt und von denen ihr gehört habt, um Tauwetter beten.«
    »Wir verstehen.«
    »Die ersten Tage wird euch der Sansretour führen; haltet euch an den Fluss. Ihr reitet an einer Trapper-Faktorei vorüber und kommt zu der Stelle, wo ein rechter Nebenfluss in den Sansretour mündet. Vergesst nicht: ein rechter. Sein Lauf zeigt euch den Weg zum Malheur-Pass. Wenn ihr aber mit Hilfe der Götter den Malheur bezwungen habt, freut euch nicht zu sehr, ihr habt noch die Pässe Sansmerci und Mortblanc vor euch. Habt ihr beide überwunden, dann steigt ihr ins Tal Sudduth hinab. Sudduth hat ein warmes Mikroklima, fast wie Toussaint. Wenn nicht der Boden so arm wäre, würde man dort Wein anbauen   …«
    Er brach verlegen ab, als er die missbilligenden Blicke bemerkte.
    »Klar«, krächzte er. »Zur Sache. Am Ausgang von Sudduth liegt das Städtchen Caravista. Dort wohnt mein Vetter, Guy de Bois-Fresnes. Besucht ihn und beruft euch auf mich. Falls sich herausstellen sollte, dass der Vetter gestorben oder verblödet ist, dann merkt euch, die Richtung eurer Weiterreise ist die Ebene Mag Deira, das Tal des Flusses Sylte. Weiter, Geralt, dann nach der Karte, die du dir beim Kartographen in der Stadt abgezeichnet hast. Wenn wir schon bei der Kartographie sind – ich verstehe nicht recht, warum du ihn nach irgendwelchen Schlössern gefragt hast   …«
    »Vergiss das, Reynart. Nichts dergleichen hat stattgefunden. Du hast nichts gehört, nichts gesehen. Und wenn sie dich auf die Folter spannen. Verstehst du?«
    »Ich verstehe.«
    »Ein Reiter«, warnte Cahir und bändigte seinen ausbrechenden Hengst. »Ein Reiter kommt vom Palast her auf uns zu galoppiert.«
    »Wenn es einer ist«, sagte Angoulême mit breitem Grinsen und strich über die am Sattel hängende Axt, »wird es kaum ein Problem sein.«
    Der Reiter erwies sich als Rittersporn, der heranjagte, was das Pferd hergab. Und welch Wunder, das Pferd war Pegasus, der Wallach des Dichters, der scharfen Galopp nicht liebte und nicht gewohnt war.
    »Na«, sagte der Troubadour, derart außer Atem, als habe er den Wallach getragen und nicht der ihn. »Na, geschafft. Ich hatte Angst, ich erwische euch nicht mehr.«
    »Sag bloß nicht, dass du nun doch mit uns reitest.«
    »Nein, Geralt« – Rittersporn senkte den Kopf   –, »ich komme nicht mit. Ich bleibe hier in Toussaint, bei Wieselchen. Das heißt, bei Anarietta. Aber ich muss mich doch von euch verabschieden. Euch Glück auf den Weg wünschen.«
    »Danke der Fürstin für alles. Und finde eine Rechtfertigung für uns, dass wir so plötzlich und ohne Abschied aufbrechen. Erkläre es irgendwie.«
    »Ihr habt ein ritterliches Gelübde abgelegt, und fertig. Jeder in Toussaint, einschließlich Wieselchen, wird dafür Verständnis haben. Aber hier   … Nehmt. Das soll mein Beitrag sein.«
    »Rittersporn« – Geralt nahm von dem Dichter einen Beutel   –, »an Geldmangel leiden wir nicht. Es ist nicht nötig   …«
    »Das soll mein Beitrag sein«, wiederholte der Troubadour. »Bares kann nie schaden. Und außerdem ist es nicht meins, ich habe diese Dukaten aus Wieselchens Privatschatulle genommen. Was schaut ihr so? Frauen brauchen kein Geld. Wozu auch? Sie trinken nicht, sie würfeln nicht, und Frauen, verdammt, sind sie selber. Also, macht’s gut! Reitet los, sonst fang ich an zu heulen. Und wenn alles vorbei ist, müsst ihr in Toussaint vorbeischauen, zurückkommen, mir alles erzählen. Und ich will Ciri drücken. Versprichst du es, Geralt?«
    »Ich versprech’s.«
    »Na, dann macht’s gut.«
    »Warte.« Geralt wendete das Pferd, ritt nahe an den

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