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Die Damen vom Planeten 5

Die Damen vom Planeten 5

Titel: Die Damen vom Planeten 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wilson
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violette Korkenzieher sprang hervor. Er hing schimmernd in der Luft, vibrierte noch einen Moment und beantwortete dann die Frage.
    »Ja, natürlich sind wir menschlich«, sagte er.
    »Genau wie wir?«
    »Genau wie Sie«, sagte die Spirale.
    »Dufte«, sagte ein junger männlicher Reporter.
    »Wie bitte?«
    Andere Reporter, vor allem Frauen, ließen den Jungen für seinen Enthusiasmus büßen, aber es gab noch eine Menge Wochenend-Ausgaben-Fragen wie etwa »Was halten Sie von unseren Männern?« und »Ist der Kuß in Ihrem System bekannt?« – und so weiter.
    Die Lyru beantworteten durch ihren violetten Kommunikator alle Fragen, wenn auch nicht immer ernst. Sie waren höflich, aber sie hatten auch Sinn für Humor.
    Und die Spirale schien innerhalb einer Woche die Sprache gemeistert zu haben. »Diese Spirale«, fragte ein Reporter, »brauchen Sie sie? Ich meine, können Sie ohne sie sprechen?«
    Die Antwort war, daß man zwar ohne die violette Spirale auskommen konnte, daß sie aber einen nützlichen Verstärker und Übersetzer darstellte.
    Ja, man könnte sicher auch Chinesisch damit ins Englische übersetzen, überhaupt jede Sprache, wenn man gewisse Änderungen vornahm.
    Die Lyru gaben auch eine Probe ihrer Heimatspra che, unübersetzt. Es klang wie das Trillern einer Klarinette in mittlerer Tonlage.
    Ein Reporter einer wissenschaftlichen Zeitschrift versuchte herauszufinden, wo genau Planet 5, System 7, sich befand, aber die Antwort war lang und so kompliziert und verwirrend, daß er nichts damit anfangen konnte, und ihre Komplexität langweilte die meisten seiner Kollegen. Ihnen genügte es, zu notieren, daß die Mathematik der Lyru unterschiedlich war und daß das siebte System ein ganzes Stück hinter der Milchstraße lag.
    Auch die lyranische Zeitrechnung war anders. Aber die Spirale war in der Lage, ihnen zu sagen, daß nach irdischen Maßstäben die Reise vom Planeten Fünf drei Jahre, vier Monate, sechzehn Tage, zwei Stunden und achtundzwanzig Minuten gedauert hatte.
    Das stehe ganz genau fest, denn die Lyru hatten die Reisedauer mit drei Jahren, vier Monaten, sechzehn Tagen, zwei Stunden und dreißig Minuten leider falsch berechnet. Dieser Zwei-Minuten-Fehler, dieser bedauerliche Irrtum, habe den Verlust von West-Alexandria verursacht.
    Eine Spur von Bewegung war in der mechanischen Stimme, als sie erklärte, daß dieser Irrtum genügt hätte, um das Raumschiff auf der Erde zerschellen zu lassen. Die Notbremsung hatte zur Zerstörung West-Alexandrias geführt.
    Wenn es ein kleiner Trost für die Erdbewohner sei, sagte die Spirale und schimmerte scharlachfarben vor innerer Bewegung, auch die Lyru hatten Verluste erlitten, ganz abgesehen von reparierbarem Schaden an dem Schiff.
    Die rothaarige Besucherin demonstrierte dann, daß sie eines der weniger betroffenen Opfer war. Sie lüftete ihren Rock und zeigte auf ihrem Oberschenkel einen überzeugenden blauen Fleck.
    Es gab einen elektrischen Sturm von Blitzlichtern, als die Fotografen einen vollständigen Filmbericht von der interessanten Unfallstelle machten – dann war die kurze Krise, die die Identifikation der zweitausend To ten von West-Alexandria heraufbeschworen hatte, vorüber.
    Die Vorstellung war so faszinierend gewesen, daß einer der Reporter-Veteranen, ein Washingtoner Korrespondent, erst einmal an den Fingern das Wer, Was, Wann, Wo, Wie und Warum abzählte, bis er wußte, wie seine nächste Frage lauten mußte. Es stellte sich heraus, daß es die letzte und wichtigste war.
    Warum waren die Lyru auf die Erde gekommen? Nachdem er dies einige Male in den Lärm gerufen hat te, konnte er endlich die Frage stellen.
    »Nun, man könnte sagen«, lautete die Antwort, »daß wir gewissermaßen Vettern sind. Von der Unzahl der Planeten, auf denen Lebensformen existieren, haben nur sechs, soweit wir wissen – sieben, wenn man die zweiköpfigen Bewohner von Gryno mitzählt, eine dominierende menschliche Bevölkerung. Schon das wäre Grund genug für einen Besuch. Man könnte es Nachbarschaftlichkeit nennen. Aber es gibt noch einen wichtigeren Grund. Ihre Erde ist auch unser Mutterplanet.«
    »Wie soll ich das verstehen?« fragte der Korrespondent.
    Vor Äonen, so wurde ihm erklärt, hatte es auf der Erde eine weit fortgeschrittene Rasse gegeben, die eines Tages erfahren hatte, daß die Erde dem Untergang geweiht sei. Im Laufe der Zeit waren die genauen Fakten verlorengegangen und es war nicht mehr bekannt, in welcher Form der Weltuntergang vorausgesagt

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