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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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Mentor wäre, würde ich jubeln, denn dann wäre alles so leicht. Aber ich bin nicht in dieser glücklichen Lage, ich muss mich auf die Vernunft verlassen. Dennoch ist es eine Ehre, mit jemandem zusammenzuarbeiten, der sich einfach bei einer übergeordneten Instanz danach erkundigen kann, an welcher Stelle die Wahrheit darauf wartet, entdeckt zu werden.«
    »Erstaunlich«, bemerkte Nilson. Herskovitz setzte sich in seiner Ecke auf. Sein Lächeln wirkte wie in Gips geschnitten.
    »So ist es nicht«, entgegnete Kaye.
    »Das reicht jetzt, Robert«, sagte Cross.
    Jackson hatte sich nicht gerührt, seit er mit der Beschuldigung begonnen hatte. Lässig lümmelte er sich auf seinem Stuhl. »Keiner von uns kann es sich leisten, unsere gemeinsamen wissenschaftlichen Grundsätze über Bord zu werfen. Schon gar nicht in dieser Situation.«
    Cross stand unvermittelt auf. Nilson und Morgenstern sahen erst Jackson, dann Cross an, erhoben sich ebenfalls und schoben ihre Stühle zurück.
    »Ich habe, was ich brauche«, sagte Cross.
    »Dr. Rafelson, steckt Gott hinter der Evolution?«, brüllte Jackson. »Hat er alle Antworten, zieht er an unseren Fäden, als wären wir Marionetten?«
    »Nein«, erwiderte Kaye mit nach innen gekehrtem Blick.

    »Haben Sie jetzt tatsächlich Gewissheiten, wie sie kein anderer von uns haben kann? Aufgrund Ihres speziellen Wissens?«
    »Robert, das reicht!«, schrie Cross. Keiner von ihnen hatte sie je so wütend erlebt. Ihre Stimme klang so brüchig und durchdringend, dass sie in den Ohren weh tat. Sie ließ den Papierstapel, den sie in den Händen hielt, auf den Tisch gleiten, ohne sich darum zu kümmern, dass er sich von dort aus auf dem Fußboden verteilte. Nachdem sie Jackson mit einem wütenden Blick bedacht hatte, schwang sie die Fäuste empor und fuchtelte damit herum. »Absolut unglaublich!«
    »Erstaunlich«, wiederholte Nilson sehr viel leiser als zuvor.
    »Ich entschuldige mich dafür«, erklärte Jackson ohne jedes Anzeichen von Reue. In sein Gesicht war die Farbe zurückgekehrt, er wirkte munter und energiegeladen.
    »Die Sitzung ist beendet«, erklärte Cross. »Gehen Sie alle nach Hause. Sofort.«
    Liz half Kaye hinaus. Jackson ließ sich nicht dazu herab, sie anzusehen, als sie das Zimmer verließen.
    »Was, zum Teufel, geht hier vor?«, fragte Liz mit gedämpfter Stimme, während sie zum Fahrstuhl gingen.
    »Mir geht’s gut«, sagte Kaye.
    »Auf was, zum Teufel, hat La Robert angespielt?«
    Kaye wusste nicht, wo sie mit der Erklärung beginnen sollte.

    22
    Oregon

    Eileen führte Mitch auf einer grob gezimmerten Treppe aus Holzbohlen, die sie in den Boden geschlagen hatten, den Hang hinunter. Während sie durch ein Kiefernwäldchen gingen und eine kurze Böschung hinaufstiegen, konnten sie das Lager aus größerer Nähe betrachten. Dabei entdeckte Mitch einen großen L-förmigen Aushub, der mehr als dreitausend Quadratmeter umfasste. Über dem Aushub standen zwei miteinander verbundene Nissenhütten, die von Netzen mit Gestrüpp getarnt waren. Aus der Luft würde die ganze Ausgrabungsstätte wie irgendein Fleck in der Landschaft wirken und kaum auffallen.
    »Das sieht ja wie ein Basislager von Terroristen aus, Eileen.
    Und wie verhindert ihr, dass man euch mit Infrarot aufspürt?«, fragte er halb im Ernst.
    »Jedenfalls werden wir die Anthropologie Nordamerikas terrorisieren«, erwiderte Eileen. »Das ist mal sicher.«
    »Jetzt machst du mir aber Angst. Muss ich ein Geheimhaltungsabkommen oder so was unterschreiben?«
    »Ich vertraue dir.« Eileen legte ihm die Hand auf die Schulter.
    »Entweder du zeigst es mir auf der Stelle – oder du lässt mich einfach nach Hause gehen!«
    »Wo ist dein Zuhause?«
    »Mein Zuhause ist der Lieferwagen.«
    »Dieser Schrotthaufen?«
    Mit seinen kräftigen Händen flehte Mitch scherzhaft um Vergebung.
    »Glaubst du an Vorsehung?«

    »Nein«, erwiderte Mitch, »ich glaube an das, was ich mit eigenen Augen sehe.«
    »Das kann noch ein Weilchen dauern. Wir sind gerade bei der High Tech-Untersuchung und haben die Funde eigentlich noch gar nicht geborgen. Ein Wohltäter unterstützt uns mit sehr viel Geld. Ich glaube, du hast schon von ihm gehört. Da drüben ist sein Kontaktmann.«
    Mitch sah, wie sich etwa fünfzehn Meter weiter eine Zeltklappe öffnete. Ein schlanker, rothaariger Mann streckte den Kopf heraus, stand auf und wischte sich den Sand von den Händen. Die Augen gegen die Sonne abschirmend, sah er sich um, bemerkte das Paar an der

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