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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auf ihrem Platz zu bleiben. »Keine Unterhaltungen.« Sie musterte die Kinder auf beiden Seiten des Vorhangs, ging nach vorn, packte Julianne am Arm und führte sie hinaus ins Freie. Julianne warf Stella noch schnell einen Blick zu, der Angst, aber auch Erleichterung ausdrückte, und blieb draußen stehen, am ganzen Körper zitternd, die Arme fest an die Seiten gepresst.

    Der Wachmann, der gleich darauf in den Bus stieg, war schätzungsweise Mitte vierzig und stämmig. Er trug Khakihosen und ein weißes, kurzärmliges Sommerhemd, das an den Schultern spannte. Am Gürtel war ein Halfter mit einer kleinen Maschinenpistole befestigt. Nachdem er sich einen Überblick über die Jungen verschafft hatte, beugte er sich zur Seite, um die rechts sitzenden Mädchen ins Visier zu nehmen.
    Niemand im Bus gab einen Laut von sich.
    Stella kam es so vor, als ziehe sich ihr Magen immer mehr zusammen.
    Sofort, nachdem die Tür zugeglitten war, schwang Will die Faust so heftig gegen den Plastikvorhang, dass die Haken an der Deckenschiene schepperten. Mit finsterem Blick beugte sich der Wachmann vor.
    Mittlerweile konnte Stella überhaupt nichts mehr riechen, ihre Nase war völlig verstopft.
    »Darf ich im Bus lesen?«, brüllte Will.
    Der Wachmann zuckte nur mit den Achseln.
    »Danke«, rief Will so laut, dass die Mädchen lachten.
    »Herzlichen Dank auch.«
    Der Mann tat diesen Job nicht gern, das war ihm deutlich anzumerken. Er wandte sein Gesicht nach vorne, da er auf den Fahrer wartete.
    »Wie steht’s mit Mittagessen?«, brüllte Will. »Bekommen wir was zu essen?«
    Die Jungen lachten, die Mädchen sanken auf ihre Plätze zurück. Stella dachte, dass man sie vielleicht wegbrachte, um sie alle zu töten und zu sezieren. Felice war deutlich anzumerken, dass sie dasselbe annahm, Celia zitterte.
    Schließlich hörte Will mit dem Geschrei auf. Er riss eine Seite aus dem Taschenbuch heraus, knüllte sie zu einer kleinen Kugel zusammen und schleuderte sie über drei Sitze hinweg in die Vertiefung neben dem Fahrerfenster. Mit leicht herausgestreckter Zunge und einem närrischen Grinsen riss er eine weitere Seite heraus, zerknüllte sie und warf sie im hohen Bogen auf den leeren Fahrersitz. Stella sah durch den transparenten Vorhang zu. Einerseits war es ihr peinlich, andererseits heiterte diese Demonstration von Trotz sie auf.
    Nachdem der Fahrer in den Bus gestiegen war, griff er mit den behandschuhten Fingern nach der Papierkugel, verzog das Gesicht und warf sie zur Tür hinaus. Sie prallte von der Brust einer weiteren Wachperson ab, einer Frau, die gerade einsteigen wollte. Genau wie ihr männliches Pendant war sie groß und stämmig und in den Vierzigern. Stella konnte nicht verstehen, was sie murmelte. Beide Wachleute waren mit Geruchsdetektoren ausgerüstet, die an ihren Brusttaschen klemmten. Allerdings waren sie nicht eingeschaltet, wie Stella auffiel.
    Der Fahrer nahm seinen Platz ein.
    »Fahren Sie los!«, rief Will. Einer der Jungen hinter ihm begann, wie eine Autohupe loszukreischen. Genau in dem Augenblick, als die Frau vom Sicherheitsdienst herumwirbelte und sie finster anstarrte, traf sie eine weitere Papierkugel.
    Der Wachmann ging am Plastikvorhang entlang nach hinten, zu den Jungen.
    »Los, los!«, brüllte Will und hüpfte auf seinem Sitz herum.
    »Setz dich hin, verdammt noch mal«, sagte der Wachmann.
    »Warum binden Sie uns nicht an?«, fragte Will. »Warum fesseln Sie uns nicht?«
    »Halt die Klappe.«
    Stella lief es eiskalt den Rücken hinunter. Die Leute, die sie irgendwohin bringen sollten, hatten wenig Erfahrung mit SHEVA-Kindern. Solche Dinge spürte sie instinktiv. Die beiden Wachleute und der Fahrer wirkten noch blöder als Miss Kantor. Und keiner der Menschen im Bus oder außerhalb wirkte sonderlich glücklich. Sie sahen aus, als sei etwas schief gelaufen.
    Stella fragte sich, was mit dem anderen Bus passiert war, den sie normalerweise einsetzten.
    Will ließ die Wachleute und den Fahrer nicht aus den Augen, er beobachtete sie wie ein Falke auf Beutezug. Stella versuchte, sein Gesicht durch den Plastikvorhang hindurch im Blick zu behalten, aber als Will sich zurücklehnte, war es nur noch verschwommen zu erkennen.
    Die mit Maschendraht verstärkten Kunststofffenster waren von außen verriegelt. Als Kind hatte sie gesehen, wie solche Busse Häftlinge transportierten, damit sie an den Schnellstraßen Müll aufsammelten oder Büsche beschnitten.
    Sie zitterte, als sie aus dem Fenster starrte.
    Ihr ganzer

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