Die Darwin-Kinder
Jahrhundert, mit Rost und einzelnen Flächen halbherzig angebrachter Grundierungsmasse überzogen, war auf Blöcken in der ölbefleckten Einfahrt aufgebockt.
Durch das Unkraut machten sie sich auf den Weg zur vorderen Veranda. Unsicher, wohin sie blicken oder was sie erwarten sollte, blieb Kaye auf der unteren Stufe stehen, während Cross auf den Klingelknopf drückte. Irgendwo im Haus waren die Anfangstöne von Beethovens Fünfter Sinfonie als Klingelzeichen zu hören. Kaye starrte auf ein Dreirad aus Kunststoff mit großen weißen Rädern, das im hohen Gras neben der Veranda kaum noch zu sehen war.
Die Frau, die aufmachte, war Laura Bloch aus Senator Gianellis Büro. Sie bedachte Kaye und Cross mit einem Lächeln. »Wie schön, dass Sie kommen konnten. Willkommen bei der Beratungsgruppe Maryland, die sich mit der Bundespolitik in Sachen Biologie befasst. Wir sind ein eigens zu diesem Zweck gegründeter Ausschuss und dieses Treffen soll einer ersten Sondierung dienen.«
Kaye, die ihren Ohren kaum traute und völlig verblüfft war, verzog den Mund und sah Cross an.
»Sie gehören hierher«, versicherte Cross. »Ob ich hierher gehöre, weiß ich nicht so genau.«
»Natürlich gehören Sie hierher, Marge«, sagte Bloch.
»Kommen Sie herein, alle beide.«
Nachdem sie eingetreten waren, blieben sie in dem kleinen Vorraum gegenüber dem Wohnzimmer stehen, der durch eine niedrige Wand und eine Reihe gedrechselter Holzsäulen abgetrennt war. Die Inneneinrichtung – brauner Teppichboden, cremefarbene, mit Familienfotos verzierte Wände, Ahornmöbel im Kolonialstil, ein Kaffeetisch übersät mit Zeitschriften, auf dem auch ein Computer mit Flachbildschirm stand – hätte sich in jedem x-beliebigen Haus im ganzen Land befinden können. Es war typischer Mittelstandskomfort.
Im Esszimmer saßen sieben Menschen an einem Ahorntisch.
Kaye kannte die Leute nicht, bis auf eine Frau, bei deren Anblick ihr Gesicht aufstrahlte.
Luella kam quer durchs Zimmer auf sie zu. Einen Augenblick lang blieben sie voreinander stehen, Kaye in ihrem Hosenanzug, Mrs. Hamilton in einem langen orange-braunen Kaftan. Seit ihrer letzten Begegnung hatte sie stark zugenommen, und das lag in erster Linie nicht an der Schwangerschaft.
»Ach, du lieber Herr Jesus«, platzte Mrs. Hamilton leise lachend mit aufgeregtem Blick heraus. »Wir haben doch gerade erst telefoniert. Sie sollten doch an Ort und Stelle das Weitere abwarten. Marge, was geht hier vor?«
»Ihr kennt euch?«, fragte Cross.
»Aber sicher«, erwiderte Kaye, ohne Näheres zu erläutern.
»Willkommen bei der Revolution«, sagte Luella und lächelte herzlich. »Laura kennen Sie ja schon. Kommen Sie, ich stelle Ihnen auch die anderen vor. Hier ist eine ganz schön hochkarätige Truppe versammelt.« Sie machte Kaye mit den drei Frauen und vier Männern am Tisch bekannt. Die meisten waren mittleren Alters; die Jüngste schien Mitte dreißig zu sein. Alle trugen Anzüge oder elegante Bürokleidung und kamen Kaye, die schon viele solcher Leute getroffen hatte, wie Insider vor, die in Washington mitmischten. Sie war froh darüber, dass alle Namensschilder trugen.
»Die meisten dieser Leute kommen aus den Büros von Senatoren und Abgeordneten mit Schlüsselfunktionen, deren Augen und Ohren sie sind, aber sie besitzen nicht unbedingt Vollmachten«, erklärte Laura Bloch. »Wir werden die einzelnen Stützpunkte erst später miteinander verbinden.
Meine Damen und Herren, Kaye ist sowohl SHEVA-Mutter als auch Wissenschaftlerin, die sich mit diesen Fragen befasst.«
»Sie sind diejenige, die SHEVA entdeckt hat«, sagte einer der beiden grauhaarigen Männer. Als Kaye versuchte, Einwände zu erheben, brachte Bloch sie zum Schweigen.
»Keine falsche Bescheidenheit, Kaye«, sagte sie. »Wir werden dem Präsidenten noch diese Woche eine Stellungnahme vorlegen. Marge hat uns die Ergebnisse Ihrer Analysen zu genomischen Viren zusammen mit vielen weiteren Abhandlungen geschickt, die wir uns erst noch einverleiben müssen. Ich bin sicher, dass sie viele Fragen aufwerfen.«
»Meine Güte, das kann man wohl sagen«, kicherte ein Mann mittleren Alters namens Kendali Burkett. »Schlimmer als Hausaufgaben.«
Kaye erinnerte sich jetzt wieder an Burkett. Sie waren sich vor vier Jahren auf einer Konferenz zum Thema SHEVA begegnet. Er kümmerte sich darum, Prozesskostenbeihilfen für die Eltern von SHEVA-Kindern aufzutreiben.
Als Luella aus der Küche zurückkehrte, brachte sie einen Krug mit
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