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Die Darwin-Kinder

Die Darwin-Kinder

Titel: Die Darwin-Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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nicht ganz ausgestanden, aber wenigstens konnte er wieder hören und denken.
    »Der Arzt sagt, Sie werden sich bald wieder erholen.«
    »Freut mich zu hören«, erwiderte Mitch erschöpft. Er lag in einem Zelt auf einer Luftmatratze, die quietschte, als er sein Gewicht verlagerte.
    »Einer dieser Migräneanfälle?« Das war Eileen.
    »Tja.« Als er sich aufzusetzen versuchte, schob ihn Eileen sanft auf die Matratze zurück. Irgendjemand gab ihm aus einem Plastikbecher einen Schluck Wasser zu trinken.
    »Sie hätten uns sagen sollen, wo Sie hingehen«, sagte eine ihm unbekannte Frau vorwurfsvoll, worauf Eileen dazwischen fuhr. »Das wusstest du ja selbst nicht, oder? Du wusstest nur, was du finden wolltest.«
    »Das ganze Lager bewegt sich am Abgrund der Anarchie«, bemerkte die andere Frau.
    »Halt die Klappe, Nancy«, sagte Eileens Kollegin, wie hieß sie doch gleich? Mitch mochte sie, sie schien klug zu sein.
    Soundso Fitz. Dann fiel es ihm wieder ein: Connie Fitz. Wie zur Belohnung wich der Schmerz aus seinem Kopf – wie Luft aus einem Ballon. Sein Schädel fühlte sich kalt an. »Was hab ich gefunden?«
    »Etwas Tolles«, sagte Fitz bewundernd.

    »Wir machen gerade Scans, mit dem Handgerät«, bemerkte Nancy.
    »Gut.« Mitch ließ sich von Eileen eine Wasserflasche reichen und schluckte lange und ausgiebig. Er war völlig ausgedörrt, musste wohl mindestens eine Stunde draußen auf dem Felsen im Sand gelegen haben. »Tut mir Leid.«
    »De nada«, sagte Eileen mit einer Andeutung von Stolz.
    »Es ist eine Tibia, nicht wahr?«
    »Mehr als das«, erwiderte Eileen. »Wir wissen noch nicht, wie viel mehr.«
    »Ich hab die Jungs gefunden.«
    Darauf wollten sich die Frauen nicht festlegen.
    »Du kannst froh sein, dass du da draußen nicht gestorben bist«, sagte Eileen.
    »So heiß ist es nun auch wieder nicht.«
    »Du lagst nicht einmal einen Meter vom Abgrund entfernt.
    Du hättest abstürzen können.«
    »Die sind völlig verwittert«, sinnierte Mitch und nahm noch einen Schluck Wasser. »Ich frag mich, was wohl noch übrig ist.« Durch das bläuliche Licht, das im Zelt herrschte, blickte er zu den drei Frauen hinüber: zu Nancy, einer großen, auffallenden Frau mit langen schwarzen Haaren und strengem Gesicht, zu Connie Fitz und zu Eileen.
    Als sich die Zeltklappe öffnete, tat ihm das Licht weh und brachte den stechenden Schmerz zurück.
    »Tut mir Leid«, sagte Oliver Merton. »Hab gerade von Ihrem Missgeschick gehört. Wie geht’s unserem Wunderknaben denn?«

    »Erklären Sie’s mir«, sagte Merton.
    Mitch saß allein mit Oliver unter dem Sonnendach und trank ein Bier. Oliver arbeitete an seinem kleinen Laptop vor sich hin – oder tat jedenfalls so, als ob. Über einen Finger hatte er einen elektronischen Tracer gestreift, sodass er die Tasten gar nicht berühren musste. Bis auf zwei jüngere Frauen, die an der größten Ausgrabungsstätte Wache schoben, waren alle Archäologinnen des Lagers zum Steilufer gegangen und hatten Mitch Hausarrest verordnet – »damit du dich erholst«, wie Eileen es ausgedrückt hatte. Allerdings hatte er den starken Verdacht, dass sie ihn nur aus dem Weg haben wollten, damit er keine Probleme machte, solange nicht eindeutig klar war, was er entdeckt hatte.
    »Was soll ich erklären?«, fragte Mitch.
    »Wie Sie das machen. Ich erkenne ein bestimmtes Muster darin.«
    Mitch legte die Hände über die Augen. Das Sonnenlicht blendete immer noch.
    »Sie erleben eine Art geistiger Offenbarung, treten in ein Stadium der Trance ein, machen sich auf die Suche nach etwas, das Sie innerlich bereits gesehen haben… Läuft es so?«
    »Nein, um Gottes willen.« Mitch schnitt eine Grimasse.
    »Ganz und gar nicht. Hab ich mich etwa auffällig verhalten, Oliver?«, fragte er und wusste dabei selbst nicht, ob er aus einer Genugtuung, aus einem Stolz heraus fragte oder wirklich wissen wollte, was Merton dachte.
    Ehe Merton etwas erwidern konnte, zuckte Mitch zusammen, weil ihn irgendetwas bei diesen Gedanken störte. Seine Nackenhaare sträubten sich.
    Irgendetwas stimmt hier nicht.
    »Aber ganz eindeutig«, erwiderte Merton mit einem Nicken und einem verschlagenem kleinen Grinsen. »Genau wie Sherlock Holmes, stimmt’s?«
    »Holmes war nicht medial veranlagt. Sie haben die Frauen doch selbst gehört: Sie wissen noch immer nicht, was ich gefunden habe.«

    »Sie haben einen humanoiden Beinknochen entdeckt. Die Studentinnen von Eileen, die hier seit zwei Monaten alles absuchen, haben nicht

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