Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
gelegen, dass ihr dabei seid.«
Es muss einen Grund dafür geben, dass die Delfine das Teufelsmaul meiden, dachte Sheila alarmiert. Sie fürchteten sich vor etwas. Manche Tiere besaßen einen ausgeprägten Instinkt. Sie wussten, wann Gefahr drohte.
Pedro fuhr jetzt sehr langsam.
»Sicher ist sicher«, sagte er. »Bei diesem Tempo kann ich vielleicht noch einem gefährlichen Strudel oder Ähnlichem ausweichen. Ich selbst habe hier noch nie etwas Auffälliges bemerkt.«
Das Boot tuckerte um die kleinen Inseln. Das Meer lag glatt vor ihnen. Sheila sah, wie sich Mario am Bootsrand festkrallte und mit seinen Blicken die Inseln absuchte, in der Hoffnung, eine Spur von seiner Mutter zu entdecken.
Die Luft war anders als sonst. Sheila fühlte, wie ihr Nacken zu prickeln anfing. Die Sonne, der blaue Himmel, das ruhige Wasser – der friedliche Schein trog. Sie spürte die Spannung. Hier war etwas!
Plötzlich stürzte das Wasser vor ihnen in die Tiefe, als hätte jemand auf dem Meeresgrund den Stöpsel gezogen. Ein riesiger Strudel tat sich vor ihnen auf. Sheila starrte fassungslos auf das Tal, das neben dem Boot entstand.
Pedro gab sofort Vollgas, um der gefährlichen Stelle zu entkommen.
»Stopp! Zurück!«, schrie Mario ihm zu. »Vor uns ist etwas!«
Jetzt sah auch Sheila den mächtigen Schatten im Wasser.
Es blubberte wie in einer Hexenküche, als plötzlich der Berg vor ihnen auftauchte. Groß.
Pechschwarz.
»Was ist das?«, rief Sheila entsetzt, während das Boot gefährlich zu schaukeln anfing. Sie hielt sich krampfhaft am Bootsrand fest.
Sie hätte nur die Hand ausstrecken müssen, um den furchterregenden Giganten zu berühren. Muscheln und Seepocken klebten an dem ledrigen Untergrund.
Dann blickte sie in ein milchiges, tellergroßes Auge.
Ein riesiger Wal!
Sheila traute ihren Augen kaum.
Jetzt ging alles blitzschnell. Der Bug des Boots wurde angehoben. Sheila stürzte nach hinten ins Heck und fiel auf Pedro und Mario.
Der Wal brachte das Boot zum Kentern!
Es stand inzwischen fast senkrecht. Wasser lief ein. Pedro und Mario rutschten über Bord, während sich Sheila an den Seitenwänden festklammerte. Dann überschlug sich das Boot. Es wurde stockfinster um Sheila herum. Irgendetwas prallte gegen ihren Kopf, der Schmerz durchfuhr sie wie ein Blitz. Sie verlor die Orientierung. Überall war Wasser. Wo war oben und unten?
Verwandeln, dachte Sheila. Ich muss mich verwandeln!
Es funktionierte nicht. Sie konnte sich nicht an den Spruch erinnern.
Delfin, Delfin, Bruder mein …
Und sie brauchte Luft!
Sheila versuchte, gegen das Panikgefühl anzukämpfen. Ihre Lungen waren kräftig. Wenn es darauf ankam, konnte sie mehr als zwei Minuten den Atem anhalten.
Sie fühlte den Auftrieb des Wassers, und es wurde wieder heller um sie herum.
Nach oben! Nach oben!
Doch dann tauchte plötzlich ein großer Schatten vor ihr auf.
O nein, der Wal! Er war direkt vor ihr!
Jetzt öffnete er sein riesiges Maul.
Sheila schlug wie wild mit den Armen, um zu entkommen.
Vergebens.
Als sie von dem gewaltigen Sog erfasst wurde, erkannte sie Mario neben sich. Dann wurden sie beide in die dunkle Öffnung gewirbelt.
3. Kapitel
Die Prophezeiung
Fortunatus rieb sich die Augen und fragte zum wiederholten Mal seinen E-Mail-Account ab.
Sie haben keine neuen Nachrichten .
»Verdammt!« Fortunatus schlug mit der Faust so heftig auf den Tisch, dass der Mauszeiger auf dem Bildschirm zitterte. »Warum dauert das so lange?«
Da behauptete Geraldino, der beste Kryptograph aller Zeiten zu sein! Für die Entschlüsselung des geheimnisvollen Textes würde er 24 Stunden brauchen, allerhöchstens. Aber jetzt wartete Fortunatus schon mehr als 36 Stunden darauf, dass Geraldino sich meldete.
Die ganze Nacht hatte Fortunatus kein Auge zugetan. Jede Viertelstunde hatte er nachgeschaut, ob eine Nachricht von Geraldino gekommen war. Er kannte ihn von früher. Geraldino lebte in einem ärmlichen Stadtviertel in Rom. In seiner winzigen Wohnung standen sieben Computer, und es herrschte ein einziges Chaos aus Kabeln, leeren Pizzaschachteln und halb ausgetrunkenen Colaflaschen. Aber Geraldino war ein Genie, ein Superhacker mit Verbindungen überallhin. Wenn jemand das Rätsel lösen konnte, dann er.
Fortunatus stand auf und ging ruhelos in der Kajüte umher. Sein Blick fiel durch das Fenster. Gegen Mittag war Wind aufgekommen, und das Meer war in Bewegung geraten. Graue Wellen rollten heran und brachten Fortunatus’ Jacht zum
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