Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
Schaukeln.
Das Meer wirkte wie ein nervöses Tier, das man besser nichtreizte. Es spiegelte Fortunatus’ augenblickliche Stimmung perfekt wider.
Er hatte gehofft, sein Ziel schneller zu erreichen. Fünfzehn Jahre war es nun her, seit er die Ruinen von Atlantis entdeckt hatte. Damals hatte sich Fortunatus noch Jean de la Fortune genannt. Alle Zeitungen hatten über den aufsehenerregenden Fund berichtet. Doch die eigentliche Sensation war erst danach gekommen – und davon hatte die Öffentlichkeit kein einziges Wort erfahren. Sie war sein Geheimnis – sein dunkles. Jean de la Fortune hatte herausgefunden, dass ein Bewohner von Atlantis noch am Leben war, mehr als sechstausend Jahre nach dem Untergang des Reichs!
Das schien unmöglich! Kein Mensch hätte ihm geglaubt, dass es einen Zeitzeugen aus Atlantis gab. Einen Mann, der nicht nur dort gelebt hatte, sondern sogar der mächtigste Herrscher des alten Reichs gewesen war: Zaidon.
Von ihm hatte Jean de la Fortune eine fantastische Geschichte erfahren: Dass Zaidon unsterblich war, lag an dem Weltenstein – einem Stein mit unvorstellbarer magischer Kraft. Niemals würde Jean de la Fortune das Gefühl vergessen, als Zaidon ihm ein Stück des Steines in die Hand gelegt hatte. Seine Haut hatte bei der Berührung geprickelt, und er wollte den Stein von diesem Augenblick an besitzen. Seine Magie zog ihn in ihren Bann, sie versprach unendliche Macht, und Jean de la Fortune war so fasziniert davon gewesen, dass er alles dafür aufgab, was bisher für ihn wichtig gewesen war – seinen Beruf, sein geliebtes Schiff »Dauphin« und sogar seine Frau. Er tauchte unter und nannte sich fortan nur noch Fortunatus.
Nachdenklich ließ er nun seinen Blick durch die luxuriös eingerichtete Kajüte schweifen. Zum Glück brauchte Zaidon seineHilfe. Beim Untergang Atlantis’ war er beinahe umgekommen, und er hatte Jahrtausende benötigt, um sich davon zu erholen. Jetzt wollte er ein neues, noch prächtigeres Atlantis erschaffen und versprach Fortunatus, ihn für seine Unterstützung reich zu belohnen.
Diese Hightech-Jacht hatte Fortunatus bereits bekommen. Doch noch mehr als alles Geld auf der Welt reizte ihn die Magie. Der Wunsch, sie an sich zu reißen und zu beherrschen, hatte sich wie Gift in sein Herz gefressen, heimlich, schleichend. Und er wusste schon lange, dass der Weltenstein nicht das einzige magische Erbe von Atlantis war …
Vor einigen Wochen hatte seine Besessenheit neue Nahrung bekommen. Fortunatus hatte auf dem Meeresgrund in der Nähe der Ruinen eine Tafel mit einer geheimnisvollen Inschrift entdeckt. Er hatte sofort das Gefühl gehabt, dass diese Inschrift immens wichtig sein könnte.
Wieder sah Fortunatus auf seine Uhr. Es kam ihm vor, als hätten sich die Zeiger kaum bewegt.
Warum brauchte Geraldino nur so lange?
Dingdong.
Das akustische Signal des Computers!
Mit zwei Sätzen war Fortunatus an seinem Schreibtisch.
Sie haben eine neue Nachricht .
Die Mail stammte von Geraldino.
Endlich!
Mit zitternden Fingern klickte Fortunatus auf die Maustaste, um die Mail zu lesen.
Hallo, Forty! Du hast meine Computer ganz schön zum Rauchen gebracht. Das war wirklich eine harte Nuss, die ich für Dich knacken sollte. Aber Geraldino hat den Code natürlich entschlüsselt – wie versprochen! Ich hoffe, Du überweist mir umgehend das versprochene Geld, ich bin nämlich momentan wieder mal total abgebrannt. Gruß, Geraldino.
PS: Hoffentlich wirst Du aus dem Text schlau!
Fortunatus öffnete den Anhang und starrte wie hypnotisiert auf den Bildschirm.
Zwei sollen es sein,
eins von jedem Geschlecht,
neun ist zu klein,
aber dreizehn ist recht.
Jene, die finden der Steine sieben,
sind nicht von Goldesgier getrieben,
auch nicht getrieben vom Wunsch nach Ruhm,
nach Anerkennung und Heldentum.
Bevor sich öffnet das Weltentor,
steht noch die schwerste Prüfung bevor.
Nur wer die rechte Entscheidung trifft,
hat auch die letzte Hürde umschifft.
Der Verräter findet die Lösung nicht,
der falsche Weg führt nicht ins Licht.
Der Standhafte wird das Schicksal wenden,
und Irdens Werk kann sich vollenden.
Fortunatus’ Herz schlug heftig. Er hatte es geahnt. Die Steinplatte enthielt eine Prophezeiung!
Er war auf der richtigen Spur, selbst wenn er die Bedeutung desInhalts zunächst nur erahnen konnte. Die Lösung lag vor ihm, er musste sie bloß erkennen. Er starrte auf den Bildschirm, bis seine Augen brannten.
Die erste Strophe mit den Zahlen war besonders
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