Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
verschwunden«, sagte Mario. »Ich meine … wir haben sie eine Weile nicht mehr gesehen. Deswegen wollten wir fragen, ob Sie vielleicht wissen, wo sie ist … Weil Sie doch Delfine beobachten …« Er stockte.
Sheila wäre am liebsten im Erdboden versunken. Marios Gestammel klang völlig unglaubwürdig. Es war falsch gewesen, hierherzukommen. Pedro nahm ihnen nie im Leben ab, dass sie normale Touristen waren!
Pedro sah zuerst Mario und dann Sheila an. Seine Miene wurde ernst.
»Schluss mit dem Versteckspiel!«, sagte er. »Ihr seid Meereswandler, nicht wahr?«
Im ersten Augenblick hatte Sheila nur einen Gedanken: Flucht! Nichts wie raus hier und weg!
Aber Pedro stand zwischen ihnen und der Tür und versperrte den Weg.
Mario starrte ihn an.
»Gehören Sie zu Zaidons Leuten?«, fragte er wütend. »Dann wissen Sie auch, wo meine Mutter ist! Ich will sie sehen! Sofort!«
Er ballte die Fäuste und machte einen Schritt auf Pedro zu. Doch dieser fing seine Handgelenke ab und hielt sie fest. Mario wand sich sofort wie eine Schlange.
»Lassen Sie mich los!« Er versuchte, in Pedros Hände zu beißen. »Sie gemeiner Schuft! Sie gehören dazu!«
»Beruhig dich, Junge!«, zischte Pedro. »Und sei um Himmels willen leise! Die Wände haben Ohren!«
Mario hätte vermutlich noch weitergemacht, wenn sich Sheila nicht eingeschaltet hätte.
»Hör auf!« Sie fasste ihn an den Schultern. »Lass ihn doch erst mal reden!«
Widerwillig ließ Mario die Arme sinken. Er atmete schwer.
»Ich habe eine Schwester«, sagte Pedro leise. »Chiara. Sie ist vor vier Jahren spurlos verschwunden.«
Er erzählte ihnen im Flüsterton, dass seine Schwester eine Meereswandlerin war. Sie hatte ihm eines Tages gezeigt, dass sie sich in einen Delfin verwandeln konnte.
»Ich habe die Fähigkeit nicht geerbt«, sagte Pedro. »Wahrscheinlich war unsere Mutter eine Meereswandlerin. Da unsere Eltern schon lange tot sind, werde ich es wohl nie mehr erfahren.«
Er berichtete weiter, dass Chiara vor ihrem Verschwinden bedroht worden war. Es seien anonyme Anrufe und seltsame Briefe gekommen.
Mario nickte. »Genau wie bei uns.«
Chiara hatte sich Pedro anvertraut. Er hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seiner Schwester zu helfen. Vergebens. Eines Tages war sie einfach weg. Die Polizei hatte eine Zeit lang nach ihr gesucht, aber dann irgendwann die Suche eingestellt. Ein halbes Jahr nach Chiaras Verschwinden hatte der Biologe Pedro die Stelle als Delfinwart angenommen. Er hatte gehofft, auf der Delfinstation Hinweise darauf zu bekommen, was mit seiner Schwester passiert war.
»Der Drahtzieher ist ein gewisser Zaidon«, erzählte Pedro weiter. »Er muss Spione haben, die in seinem Auftrag Meereswandler ausfindig machen und sie dann entführen. Niemand kehrt zurück.«
Sheila lauschte mit aufgerissenen Augen. »Aber warum entführt er sie?«
Pedro hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Wenn man nachforscht, stößt man auf eine Mauer des Schweigens. Zaidon hat seine Leute perfekt unter Kontrolle. Wahrscheinlich macht er ihnen Angst und droht ihnen, sie umzubringen, wenn sie auch nur ein Sterbenswörtchen verraten.«
Sheila musste an den Wasserschnapper denken, in den Mario geraten war.
»Zaidon ist äußerst gefährlich«, murmelte Pedro. »Unterwasserfallen. Gefährliche Strudel. Plötzlicher Sturmwind. Das alles geht auf sein Konto. Deswegen bin ich überzeugt, dass sich Zaidon irgendwo im Meer aufhält.«
»Er hat mir meine Mutter weggenommen«, sagte Mario laut. »Wir sind seit Jahren auf der Flucht. Und jetzt ist meine Mutter freiwillig zu ihm gegangen, weil sie nicht wollte, dass mir etwas passiert.«
Pedro legte warnend den Zeigefinger an die Lippen und schloss die Tür. »Vorsicht! Ich glaube zwar nicht, dass Mark zu Zaidons Leuten gehört, aber wer weiß?« Er ging zum Computer und tippte ein Passwort ein. Auf dem Bildschirm erschien eine Liste.
»Das sind die Delfine, die verschwunden sind, seit ich hier bin«, erklärte er. »Sieben Stück. Vier davon waren mit Sicherheit wilde Delfine und keine Meereswandler. Die drei anderen waren Einzelgänger, die eines Tages aufgetaucht sind und sich auch ein bisschen auffallend verhalten haben. Die wilden Delfine waren ihnen gegenüber sehr zurückhaltend. Deswegen vermute ich, dass es Meereswandler gewesen sind. – Ungefähr zur selben Zeit, in der die Meereswandler verschwanden, wurden Menschen hier in der Gegend als vermisst gemeldet.«
Pedro drückte auf eine Taste. »Ich
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