Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
verwirrend.
Zwei sollen es sein,
eins von jedem Geschlecht …
Fortunatus dachte nach. Ihm fiel die Stelle in der Bibel ein, in der von Noahs Arche die Rede war. Noah hatte von jeder Tierart ein Männchen und ein Weibchen an Bord genommen. Vielleicht bedeutete der Text, dass ein Mann und eine Frau die Aufgabe gemeinsam lösen sollten.
Weiter.
neun ist zu klein,
aber dreizehn ist recht.
Warum war die Zahl Neun zu klein? Waren neun Begleiter zu wenig? Fortunatus nagte nervös an seiner Unterlippe.
Pling. Pling.
Das war der zweite Computer in der Kajüte. Fortunatus ärgerte sich über die Störung. Ausgerechnet jetzt! Gereizt stand er auf und schaltete den Bildschirm ein.
Die Webcam zeigte verschwommen einen gelben Kopf, der sich wichtigtuerisch aufblies. Glupschaugen schielten in die Kamera. Das Maul öffnete und schloss sich, ohne dass ein Ton herauskam.
Fortunatus stöhnte. Wahrscheinlich wartete wieder Arbeit auf ihn!
»Was gibt’s, Groll?«
»Meister ruft«, antwortete der Kugelfisch und zeigte dabei seine Zähne.
Fortunatus nervte diese abgehackte Sprechweise schon lange. Mehr als Ein- oder Zwei-Wort-Sätze brachte der Groll nicht zustande. Fortunatus fragte sich, warum Zaidon ihn nicht mit einem besseren Sprechvermögen ausstattete. Das dürfte für den Lord der Tiefe doch ein Kinderspiel sein!
»Was will er?«, fragte Fortunatus.
»Zw-zwei Neue«, antwortete der Groll und kam noch dichter an die Kamera, als wolle er seinen Gesprächspartner berühren.
Fortunatus seufzte. Wenn ein möglicher Sucher eintraf, hatte er ihn unverzüglich in seine Aufgabe einzuweisen.
»Ich komme«, teilte Fortunatus dem Groll mit und schaltete den Bildschirm aus.
Ohne große Eile zog er seinen Taucheranzug an, schnallte die Sauerstoffflasche um und sprang über Bord.
Wahrscheinlich würde alles ohnehin wieder vergeblich sein.
4. Kapitel
Der gläserne Sarg
Mario wurde in dem Strudel mitgerissen. Er versuchte, nach Sheilas Hand zu greifen, bevor sie beide von dem teuflischen Maul verschlungen wurden. Es ging alles so schnell, dass er die Situation kaum erfassen konnte.
Sie wurden von einem schwarzen Wal verschluckt – genau wie Jona in der Bibel! Ein schwarzer Wal im Mittelmeer! Das konnte eigentlich nur ein böser Traum sein.
Hinter ihnen klappte das Maul zu. Eine Ewigkeit lang schien es nur abgrundtiefe Schwärze und den Sog des Wassers zu geben.
Doch was war das? Es wurde auf einmal heller. Lichter! Blutrot – wie ein Netzwerk aus schimmernden Adern.
Im gleichen Augenblick wurde er auf den Boden geschleudert, und das Wasser fing an, sich zurückzuziehen.
Sheila hustete neben ihm und rang nach Luft. Auch Mario hatte Salzwasser geschluckt. Er japste und rieb sich die Augen, um seine Umgebung klarer sehen zu können.
Sie befanden sich in einem Raum von der Größe eines Ballsaals. Kabel führten an den Wänden und an der Decke entlang. Schräg vor Mario flackerte ein Schwarz-Weiß-Bildschirm.
Und dann kam das seltsamste Wesen der Welt auf sie zu. Es sah aus wie ein dicker gelber Fisch, der sich auf zwei dünnen, starren Beinen bewegte.
»Zu klein«, knarrte das Wesen. »Fressen, Meister?«
»Führ sie her, Groll«, erklang eine tiefe Stimme vom anderen Ende des Raums.
Der Kugelfisch wackelte zu Sheila, bückte sich und wollte ihr mit seinen dünnen Ärmchen aufhelfen.
Sheila zuckte zurück. »Fass mich nicht an, du … du …!«, fauchte sie.
»Groll«, sagte der Kugelfisch. »Ich Groll.«
Auf Sheilas Gesicht spiegelten sich Ekel und Angst. Sie warf Mario einen Hilfe suchenden Blick zu.
Er versuchte ein zuversichtliches Lächeln, obwohl es in diesem Raum nicht das Geringste gab, das ihm Mut machte. Sie waren im Inneren eines Wals, der kein richtiger Wal mehr war, sondern – ja, was? Ein U-Boot? Oder ein maschinengesteuertes Lebewesen?
»Wo sind wir?«, fragte Sheila, die genauso verwirrt wirkte wie Mario.
»Keine Ahnung«, erwiderte er.
Sie hatten leise gesprochen, trotzdem wurde ihnen geantwortet.
»Willkommen in Zaidons Palast«, sagte die tiefe Stimme. »Kommt näher!«
Zaidon!
Mario hatte sich den Lord der Tiefe immer groß und mächtig vorgestellt. Aber als er den Thronsessel am Ende des Raums entdeckte, war er überrascht. Das uralte, verschrumpelte Männlein sah auf den ersten Blick nicht aus, als könnte es ihnen gefährlich werden. Der weiße Arm, mit dem Zaidon Mario und Sheila zu sich winkte, war kaum dicker als ein Besenstiel.
Erst als sie dicht vor dem Thron standen,
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