Die Delfine von Atlantis ("Alantis"-Trilogie) (German Edition)
nicht«, sagte Mario zu Spy.
Spy wollte wissen, was Vegetarier bedeutete.
»Man isst nur Pflanzen«, erklärte Sheila. Es ging ihr jetzt wieder besser. Sie war satt, das Schwächegefühl verschwunden.
Sie schwammen eilig weiter und begegneten dabei einigen Fischen, die ängstlich vor den Delfinen flohen. Andere ließen sich nicht aus der Ruhe bringen. Sandbänke wechselten sich mit Seegraswiesen ab. Danach wurde der Boden felsiger. An den Spalten wuchsen viele violette Seeanemonen. Doch die Kinder hatten keinen Blick dafür.
»Hat Fortunatus denn nicht gesagt, in welcher Richtung wir suchen sollen?«, fragte Sheila nach einer Weile Spy.
Auch Mario wusste nicht mehr weiter. Am Eingang einer geheimnisvollen Höhle war er leider nur einer Mittelmeermuräne begegnet. Diese hatte Mario kurz ins Visier genommen und sich dann schleunigst zurückgezogen. Keine Spur von einem Weltensteinsplitter!
»Es wird bestimmt bald Nacht«, sagte Mario leise. »Wenn wir heute nichts mehr finden, hat Alissa schon anderthalb Jahre ihres Lebens verloren.«
Sheila sah die Verzweiflung in seinen Augen.
»Wir schaffen es«, sagte sie und versuchte, ihre Stimme möglichst überzeugend klingen zu lassen. »Wir werden deine Mutter retten. Sie kommt rechtzeitig frei.«
Sie setzten ihre Suche fort und beobachteten gegenseitig ihre Amulette. Sheila konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Die Steine sahen noch genauso aus wie in jenem Moment, als sie die Ketten umgelegt hatten.
Aber eines war doch seltsam: Die Ketten waren Ketten geblieben – selbst nachdem sich Sheila und Mario in Delfine verwandelt hatten. Sonst wurde alles, was sie am Leib trugen, Teil ihrer neuen Gestalt und verschmolz unsichtbar damit, wie beispielsweise Sheilas Bikini und Marios Badehose. Die Kette aber war wie ein Fremdkörper. Sie verwandelte sich nicht, sondern umschloss eng den Delfinkörper. Das Amulett ruhte auf der Mitte der Brust.
Es wurde Abend. Als Sheila aus dem Wasser sprang, sah sie, wie die Sonne im Westen unterging. Der Himmel war glutrot. Bald würde es finster sein, denn die Dämmerung dauerte hier nicht lange.
Wieder unter Wasser, merkte Sheila, wie die Helligkeit schnell abnahm. Die braunen Zackenbarsche wurden zu dunklen Schatten. Doch Mario und Sheila schwammen weiter, ohne ihr Tempo zu verlangsamen.
Spy drängte gerade auf eine Pause, als Sheila nach Stunden zum ersten Mal eine schwache Veränderung ihres Amuletts wahrnahm. Es war, als hätte sich der Stein an ihrer Brust erwärmt. Sheila war sich zunächst nicht sicher, aber dann sah sie, dass Marios Stein einen schwachen grünen Schein verbreitete – fast wie die vielen kleinen Leuchtgarnelen, die jetzt aus der Tiefe des Meers nach oben stiegen, um im Schutz der Nacht Plankton zu fressen.
»Dein Stein, Mario!«
Mario hielt inne – genauso überrascht und freudig wie Sheila. Sie beobachteten den Stein. Wurde das Leuchten stärker, wenn sie nach Westen schwammen? Oder mussten sie sich nach Osten wenden, um ihr Ziel zu erreichen? Sie fanden es schwierig, eine Entscheidung zu treffen.
Spy konnte ihnen überhaupt nicht helfen. Er erwies sich als richtiger Blindfisch.
»Was für ein Leuchten? Ich seh gar nichts«, behauptete er und schwamm emsig hin und her, das Maul voller Krill.
Mario und Sheila entschieden sich, nach Nordosten zu schwimmen. Sobald das Leuchten schwächer wurde, wechselten sie die Richtung. Schließlich glühte auch Sheilas Stein heiß.
»Das Stück vom Weltenstein muss hier irgendwo sein!«
»Wir tauchen auf den Grund«, rief Mario.
Der Meeresgrund lag ganz im Dunkeln, aber Sheila spürte schon von Weitem die Umrisse eines versunkenen Schiffs. Ein Wrack!
Es musste schon sehr lange auf dem Meeresgrund liegen. Muscheln und Korallen überzogen die Schiffswände.
»Hier seh ich nichts«, sagte Mario, während er aufgeregt am Wrack entlangtauchte. »Lass uns mal ins Schiff hineintauchen.«
Zuvor schwammen sie noch einmal zur Oberfläche, um Luft zu holen. Über dem Meer ging gerade die Sonne auf. Sie waren dieganze Nacht unterwegs gewesen, doch Sheila fühlte sich überhaupt nicht müde. Die Aufregung hielt sie hellwach.
»Komm«, sagte Mario, nachdem sie ihre Lungen mit Luft gefüllt hatten.
Und wieder tauchten sie hinunter zum Wrack, wo Spy auf sie wartete.
Über das schief liegende Deck drangen die beiden Delfine in den Schiffsbauch ein. Die Holzwände des Wracks waren an vielen Stellen geborsten und verfault. Wie Zähne standen einzelne spitze Planken von
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