Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Wohnwagen zusammenbricht. War ein Witz. Aber ich denke, das Versteck ist gut. Und außer Jean-Pierre weiß nur der Freund von dem Fund. Jean-Pierre will ein Bild mit zu seinem Freund nehmen, hält es aber für klüger, wenn ich nicht mitkomme. Damit auch der Freund mich nicht mit dem Fund in Verbindung bringt. So kann auch niemand danach suchen.
Was heißt da oben ? Lenes Augen wanderten durch den Caravan. Oben im Schrank? Sie tastete die Decke des Einbauschrankes ab. Nichts. Dann die Regale oben drauf. Nichts. Im Badezimmerschrank? Nichts. Und so ging es weiter. So viele Möglichkeiten gab es ja nicht.
Sie setzte sich auf das Bett. Oben. Oben. Und plötzlich verstand sie. Oben auf dem Caravan!! Vielleicht von einer der Dachluken aus?
Sie tastete die Oberkante des Deckenausstellfensters im Badezimmer ab, entlang des ausgeschnittenen Vierecks auf dem Dach. Nichts. Enttäuschung und Hoffnung ließen sie leicht zittern, als sie jetzt das Tasten am Hauptdachfenster im Wohnschlafraum wiederholte. Und da – fast hätte sie vor Erleichterung aufgeschrien, als sie das Klebeband erfühlte. Eine runde Erhebung darunter. Sie hatte die Gürtelspange gefunden!
Und jetzt? Sollte sie den Fund herunterholen? Oder würde dann Fran kreich als Staat Besitzansprüche stellen? Und was war mit ihrem Versprechen gegenüber Ferdinand, dem Vater von Brigitte? Und doch – wenn sie den Fund erst einmal für sich behielt und der Mord hatte damit zu tun? Würde durch ihr Schweigen nicht aufgeklärt werden?
Jetzt wurde sie doch langsam nervös. Zum Verschweigen hatte sie eigentlich kein Recht, es wäre ein grober Vertrauensbruch Renaud gegenüber. Wenn sie ihn dazu bri ngen würde, erst einmal zu schweigen?
Sie mussten mit Jean-Pierre sprechen.
In dem Moment klopfte es an die Tür. Henri? Den hatte sie ja ganz vergessen. Dann wurde die Tür schwungvoll geöffnet. He rein schaute ein etwas jungenhafter Kommissar Renaud.
» Es hielt mich doch nicht zu Hause. Nachdem Sie angerufen hatten, wurde ich immer neugieriger und unruhiger. Hier, ich habe uns etwas mitgebracht« - er hielt dabei eine Flasche Rotwein ins Licht -
» und habe gedacht, wir suchen zusammen und lernen uns außerdem etwas besser kennen.«
Lene reagierte etwas ve rhalten zögernd. Sie musste jetzt sofort zu einem Entschluss kommen!! Nun mach schon, was willst du tun, fragte sie sich verzweifelt. Los, entscheide dich!
Aber letztlich wusste sie, dass sie nicht unehrlich sein konnte diesem offenen und zudem für die Untersuchung verantwortlichen Kommissar und Kollegen gegenüber, der inzwischen schon etwas verunsichert durch ihre nicht gerade spontane Reaktion war.
Sie lächelte ihn jetzt an.
»Kommen Sie herein! Ich brauche Sie in diesem Augenblick sogar dringend und muss Ihnen aber erst einmal alles erzählen.«
Dann fiel ihr der Polizist draußen ei n, der vielleicht etwas hören könnte. Sie bat Renaud, die Tür zu schließen und setzte sich dann auf die Bank ihm gegenüber. Sein Gesicht drückte jetzt Spannung aus, wenn sie auch darunter die Müdigkeit wahrnahm.
Lene begann zu erzählen. Von ihrem Gespräch mit Ferdinand Melzer , und dass es vielleicht um eine Antiquität ging.
» Eventuell eine sehr wertvolle Antiquität. Und ich kenne die französischen Gesetze über Funde im Land zu wenig. Deshalb, bevor ich fortfahre, muss ich Sie fragen: Können Sie so eine Information für sich behalten? Ich habe Herrn Melzer versprochen, ihn zuerst zu kontakten, bevor ich Sie verständige. Aber das geht jetzt nicht mehr. Sie werden gleich verstehen, warum.«
Renaud sah sie an, sah ihren Konflikt und ihren inneren Aufruhr. Gleichzeitig wuchs seine Neugier. Worum ging es hier? Er legte seine Hand kurz beruh igend auf ihre.
» Ich kann sehr wohl etwas für mich behalten. Das erlaubt mir mein Status. Schließlich sind wir daran interessiert einen Mord aufzuklären und nicht auf ›Antiquitätenjagd‹. Nur – wenn der Mord damit zusammenhängt, müssen wir es aufdecken.«
Lene nickte. War schon erst einmal beruhigt, dass sie auf so viel Verständnis stieß. Und erzählte ihm jetzt rückhaltlos von dem Tagebuch und ihrer Entd eckung.
Renaud sprang auf. »Wo ist es?«
» Ich wusste nicht, ob wir die Spurensicherung brauchen. Deshalb habe ich es noch dort gelassen.«
Da war er schon bei dem Fenster, seine Hand tastete nach oben und sie hörte das Abreißen des Klebebandes. Seine Hand kam zurück, darin lag etwas, noch vom silbernen Klebeband ve rdeckt. Lenes Herz klopfte
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