Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
Lehrstuhl, soweit ich mich erinnere. Aber seine Argumentation und seine Beweise wurden nie wirklich widerlegt, soviel ich weiß. Ich muss das zu Hause mal recherchieren. Die katholische Kirche meidet das Thema Reinkarnation, ist aber nicht gerade zimperlich, wenn ihr jemand damit in die Quere kommt.«
Lene stand auf.
»Komm, wir gehen frühstücken. Und danke für das Gespräch. Ich fühle mich jetzt viel wohler in meiner Haut. Es ist schon immer einfach wohltuend, mit dir über solche Themen zu reden.«
Jonas lachte.
»Weißt du noch, wie wir in der Warteschlange am Skilift in Österreich standen und über Plato stritten?«
» Und wie du dich mit siebzehn an der Kasse in den Knien immer klein gemacht hast um noch die Ermäßigung zu bekommen für den Skipass gültig bis vierzehn Jahre ?«
Fröhlich albernd kamen sie mit ihren Baguettes bei den anderen an. Susanne und Sophie kamen gerade entspannt und zufrieden vom Duschen und es duftete nach Kaffee.
Nach dem Frühstück suchte Lene die deutschen Urlauber auf. Das erste Paar hatte seinen Platz drei Plätze neben Brigitte, zwei von Nicole und Frank entfernt. Nein, ihnen war nichts aufgefallen. Sie hatten keinen Mann bei Brigitte gesehen.
» Nur ihre Freunde. Das hübsche französische Paar und das deutsche Mädchen. Und einmal war da noch ein anderer junger Mann, mit längerem Haar, so zusammengebunden, der war mit den anderen zusammen. Nein, ein Mann allein – das wäre uns aufgefallen. Sie war oft allein und so ein nettes Mädchen! Mein Mann und ich sind einfach entsetzt. Wie konnte das nur passieren!«
Die Hand der älteren Frau putzte dabei unsichtb are Krümel vom Tisch. Dann sah sie Lene mit ihren bekümmerten Augen an.
» Möchten Sie wirklich nichts trinken?«
Dann fiel ihr doch noch etwas ein.
» Doch, da war letzte - oder war das schon vorletzte? - Woche ein Mann zu Besuch, so ein Großer. Ganz toll sah der aus. Nicht, Gert?«
» Aber ich glaube, Brigitte sagte, das wäre ein Verwandter. Meinen Sie den?«
» Das war ihr Cousin. Nein, da muss es noch einen anderen geben. Wenn Ihnen noch etwas einfällt, ich lasse Ihnen die Nummer von meinem Platz da. Und vielen Dank für Ihre Hilfe.«
Der Mann hatte gleich bei ihrer Ankunft den Schlauch, mit dem er die Straße gesprengt hatte, auf den Boden fallen lassen und stand hinter dem Stuhl seiner Frau. Eine Hand legte er jetzt auf ihre Schulter und meinte beschwichtigend: »Komm, Nina, du weißt doch, solche Dinge passieren. Lass die Kommissarin mal ihre Arbeit machen. Wissen Sie, ich finde es gut, dass Sie als Deutsche mit ermitteln. Da fällt die Unterhaltung leichter.«
Dabei lächelte er sie fast schüchtern an.
»Aber gesehen haben wir einfach nichts, nicht einmal gehört, wie Frank zum Beispiel. Und mit den anderen Deutschen hier haben wir auch schon alles besprochen, jeder hat sich und die anderen gefragt, ob nicht doch einer was bemerkt hat. Aber soviel wir herausgefunden haben war einfach nichts zu hören. Und wir beide gehen sowieso meist nach den Tagesthemen im Fernsehen schlafen. Uns stört nicht mal mehr die Musik vorne.«
E benso wenig ergiebig waren die Gespräche mit den anderen drei deutschen Paaren, die alle sehr zurückgezogen lebten. Höchstens untereinander Kontakt hatten. Brigitte war viel jünger als sie.
» Wir hatten auch nicht so drauf geachtet«, gestanden sie. Sie sah Rolf und Helga, die wohl gerade zum Einkaufen wollten und winkte ihnen, sie mögen auf sie warten.
Aber auch sie schüttelten den Kopf. Rolf meinte, sie sei meist allein gewesen. Strand, abends die Arbeit am Eistresen.
» Sie hat viel gelesen, das ist mir aufgefallen. Und manchmal sah man sie mit ihren Freunden. Aber ein Mann allein? Nicht im Juni, nur vorletzte Woche, da ist so ein großer, gut aussehender Mann einmal mit ihr zusammen nach vorn gegangen.«
Wieder Sebastian offe nsichtlich. Sie kehrte um zu Brigittes Wohnwagen und traf glücklicherweise noch Frank und Nicole an.
» Ein Mann bei Brigitte? Nein, haben wir auf Garantie nicht gesehen. Sie war immer allein, bis auf ihre drei Freunde, die manchmal kamen. Aber die kennst du ja inzwischen sicher. Hast du was gesehen, Nicole?«
Nicole schüttelte den Kopf.
»Nicht mal am Strand. Ich hätte ihr einen Freund gegönnt. Sie war doch so ein hübsches Mädchen. Ich habe mich schon gefragt, ob sie vielleicht einen Freund zu Hause hat, dem sie treu sein wollte. Sie war fast immer allein. Und wie Frank schon sagte, immer nur ihre Clique. Ein paar Mal
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