Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
mir, ich möchte sie gern den Eltern zeigen. Vielleicht ist es ein Trost für die beiden.«
» Nicht sehr vernünftig, ich … ach egal, machen Sie es.«
Lene und Sophie fuhren zum Hotel und fanden alle Melzers zusammen am Meer vor dem Hotel. Wieder setzte sich Lene zu ihnen auf das tiefrote Handtuch, auf dem Kamele durch die Wüste schritten, in den Sand. Sophie und Irene waren sich offensichtlich gleich sympathisch und da Sophie ihren Bikini mitgenommen hatte, verschwanden sie beide nach oben ins Zimmer, damit sie sich umziehen konnte.
Lene erschrak , als sie Ferdinand sah. Er, ebenso wie auch Marion, schienen kaum geschlafen zu haben. Nur Schmerz in ihren Zügen, unter den Augen schimmerte es tiefblau wie bei völlig erschöpften Menschen.
» Ferdinand, ich muss dich etwas fragen. Es ist wirklich wichtig. Hat dir Brigitte irgendetwas von einem Mann erzählt? Du warst doch ihr Vertrauter.«
Ferdinand sah sie ve rständnislos an.
» Nein, aber du hast uns doch erzählt, dass es da einen jungen Franzosen gibt. Jean Paul oder so. Irgendwas mit Jean.«
Lene schüttelte den Kopf.
»Jean-Pierre. Den meine ich nicht. Vorher. Schon im Juni. Sie hat am 23. Juni mit ihm Schluss gemacht. Weil sie inzwischen verliebt war in Jean-Pierre. Also muss es im Juni gewesen sein. Hat sie da etwas erzählt?«
» Nein, sie hat immer nur von Freunden gesprochen. Das klang alles ganz unproblematisch. Bist du sicher, dass da jemand war?«
Lene erzählte von den Tagebucheintragungen. Aber weder er noch M arion hatten etwas mitbekommen.
» Brigitte war in diesen Dingen oft ziemlich verschwiegen«, sagte Marion und es klang traurig. »Ganz anders als Irene. Die erzählt immer alles spontan.«
» Meine sind genauso unterschiedlich. Es wäre nur so wichtig. Na, wir werden es sicher herausfinden. Dann noch eine Frage. Ist John jetzt wieder in Australien, Marion? Hast du seine Adresse oder Telefonnummer dabei? Wir müssten Sebastian erreichen.«
» Sebastian? Wieso das denn?«
» Das erzähle ich dir gleich. Sag du mir erst einmal, was du für einen Eindruck von Sebastian hattest, als er bei euch war.«
» Ja, ist schon komisch, plötzlich einen erwachsenen Neffen zu haben. Er ist sympathisch, offen. Jemand, dem ich vertrauen würde.«
Ein leichtes Lächeln glitt über ihr Gesicht.
»Er ist so ein Typ ›prächtiger Mann‹. Du weißt, was ich meine. Strahlendes Lächeln, sehr weiße Zähne, Muskeln an den richtigen Stellen. Irene war völlig begeistert von ihm, hat schon gefragt, ob man mit einem Stiefcousin eine Beziehung haben darf. John mag seinen Enkel sehr, schwört auf ihn und seine Tüchtigkeit.«
» Arbeitet er in Johns Firma?«
» Wieso weißt du denn, dass John eine Firma hat? Ja, er will die Firma seinem Sohn und Sebastian vererben, zieht sich vielleicht schon bald zurück. Stell dir vor, er hat mich gefragt, ob es mir recht wäre, wenn er uns in seinem Testament nur mit Geld bedenkt! Ich war völlig perplex, hatte mit so etwas nie gerechnet. Aber für die Mädchen …“ Marion stockte erschrocken. »Ich meine, für Irene ist es natürlich schön. Selbst wenn es nicht viel ist. Der größte Teil steckt in der Firma und im Haus, hat John mir erklärt. Und in dem Haus wohnt John mit der ganzen Familie seines Sohnes, meines Bruders. Ich fand diese Ausführungen rührend, seine Überlegungen zeigen, wie sehr er uns mit einbezieht. Plötzlich habe ich einen Vater. Das ist für mich immer wieder überraschend.«
Vielleicht hätte John das schon einmal offen mit Edward und Sebastian besprechen sollen, dachte Lene. Aber er konnte ja von Sebastians Befürchtungen nichts ahnen, zumindest hatte er offensichtlich nicht darüber nachgedacht.
» Hast du die Adresse?«
» Ja, oben im Zimmer. Kommst du mit rauf?«
Lene bat Ferdinand mitzukommen. Das Zimmer war hell und med iterran eingerichtet. Marion suchte nach der Adresse, fand sie im Portemonnaie. Lene notierte sich sie und setzte sich in den Sessel vor dem Tisch.
» Ich möchte euch etwas zeigen. Ein bisschen Trost für euch. Ich muss sie aber nachher wieder mitnehmen.« Und sie öffnete ihre Tasche, nahm die eingewickelte Gürtelspange heraus und legte sie auf den Tisch. Als sie aufsah, begegnete ihr Blick dem Ferdinands. Er wusste, was jetzt kam. Beugte sich gespannt vor.
» Du hast sie mitgebracht? Wie wunderbar. Sieh nur Marion, die Gürtelspange der Katharer!«
Als das Schmuckstück ausgewickelt vor ihnen lag, sagte Marion nur leise: »Wie unendlich schön«, und
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