Die dem Mond ins Netz gegangen - Lene Beckers zweiter Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
heraus.
» Maline? Bitte schreibt zu jeder Speichelprobe, welche Statur der Speichelbesitzer hat. Es sieht so aus, als würde sich das mit dem großen, kräftigen Mann immer mehr einkreisen. Also konzentrieren wir uns vorrangig darauf. Dann können die im Labor erst einmal mit denen der großen, kräftigen Männer anfangen. Warte mal – George, kannst du sagen, wie groß die Hände des Täters in etwa waren oder sind? Später? Na gut – hast du das mitbekommen? George will noch genauer untersuchen. - Doch, sonst die Proben wie gehabt. Auch die der Frauen. Einfach sicherheitshalber. Bien , das war’s erst mal.«
Maline hatte ihm gesagt, wie problematisch sich die Entnahmen ge stalteten. Manchmal verstand Renaud die Menschen nicht. Wenn sie unschuldig waren, würden die nicht genutzten Speichelproben doch verschwinden. Die verdammten Datenschützer machten die Leute einfach irre und beschworen ständig eine durchsichtige Datenwelt herauf. Er hieb mit der Faust auf den Tisch. Im gleichen Augenblick sah er natürlich schon ein, dass er ungerecht war. Aber ich will ungerecht sein. Basta.- Und Datenschutz für mich will ich auch, setzte er in Gedanken hinzu . Egal.
George zeigte ihm in dem Augenblick schwarze Fasern, die er an Maries Händen gefunden hatte.
» Damit können wir etwas anfangen«, lächelte er zufrieden.
Ein weiterer Lichtblick. Sie würden ihn finden, den Scheißkerl.
Kapitel 21
Luc war fort und Lene ging zurück zu ihrem Campingplatz. Auf dem Tisch im Vorzelt lag ein Zettel von Sophie. Jonas und Susanne seien mit dem Fahrrad los und sie sei bei Philippe und Florence. Sie wären vorhin vorbeigekommen und hätten ihr alles erzählt.
» Sie wollten wohl etwas mit dir besprechen. Diesmal bin ich lieber mit zu ihnen, damit sie wirklich auf dich warten. Das mit Marie ist schrecklich. Sie tut mir so leid.«
Nachdenklich legte Lene den Zettel weg. Da fühlte sie plötzlich einen bohrenden Zahnschmerz. Wieder rechts oben. Verdammte Scheiße, gerade jetzt. Seit zwei Wochen meldete sich der Zahn immer wieder. Passend zu den beiden Fällen, an deren Auflösung sie sich jetzt festbeißen mussten. Aber im Ernst, wie sollte sie heute Zeit für den Zahnarzt finden. So nett er war, brauchte man Zeit für seinen Einmannbetrieb unten im Dorf. Ein Wartezimmer in der Hochsaison. Undenkbar bei den Ereignissen. Sie kramte erst einmal ihre spärlichen Mittel für Erste Hilfe Maßnahmen aus dem orangefarbenen Medikamentenkästchen, dessen Farbe schon abblätterte. Ja, ja, dachte sie ironisch, nicht nur der Lack von dem Kästchen ist ab, auch meine Zähne sind offenbar nicht mehr so wie früher. Und schimpfte sich gleichzeitig als undankbar, denn sie hatte kaum Probleme mit ihnen. Fand eine Tablette gegen Schmerzen. Das musste erst einmal ausreichen.
Sie beschloss Karl und Rosi aufzusuchen, ob die irgendetwas aus der deutschen Gerüchteküche gehört hatten, das sie im Gespräch mit Florence und Philippe benutzen konnte.
Ch arly war der Erste, der sie überschwänglich begrüßte, dann ihre Freunde. »Was ist das bloß, Lene, das ist richtig schrecklich. Wer macht nur so etwas Grausames? Karl hat vorhin schon mit einigen Bekannten gesprochen, als er mit dem Hund unterwegs war. Komm erst mal rein.«
Karl hatte ihr inzwischen einen Pastis gemischt – ›Apéritifzeit‹ fegte er ihre Bedenken fort – und sah sie ernst an. Lene goss sich viel Wasser dazu.
» Wieso nur die beiden Freundinnen? Wir zerbrechen uns den Kopf. Es sieht so aus, als ob eine etwas von der anderen gewusst hat. Und das war etwas Gefährliches. Keiner versteht, was es gewesen sein könnte. Rolf und Helga sind völlig aufgelöst. Sie kennen Marie und Maries Mutter aus Hannover über andere Bekannte, die bei den beiden in der Nachbarschaft wohnen. Sie sind ja auch aus Hannover. Frank und Nicole habe ich unterwegs getroffen. Er ist ziemlich wütend auf euch und findet, dass die Entnahme der Speichelproben jetzt doch etwas viel verlangt ist. Noch dazu in Frankreich, wo sie dann gespeichert wären. Irgendwie hat er ja recht, wohl ist da keinem. Aber ich habe ihm gesagt, das sei eben notwendig und konnte ihn beruhigen. Sie sind ganz fertig von dem neuen Schrecken, sie haben Marie doch auch gekannt von den Besuchen bei Brigitte. Und Nicole sagte immer nur, sie habe Angst, dass Philippe und Florence jetzt auch etwas passiert. Die beiden haben doch nur die dünnen Zelte als Schutz!«
Wieso hatten Rolf und Helga ihr das nicht gleich erzählt, als
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