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Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
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USA monatlich eine Million Verschreibungen erfolgte. 1988/89 verdreifachtesich die Verschreibung und die Jahre 1989/1990 erbrachten einen weiteren Zuwachs der Verschreibungen um 60 Prozent. Andere SSRIs, die später auf den Markt gebracht wurden, erzielten ebenfalls hohe Umsätze. 2001 übertrafen sowohl Zoloft/Sertralin wie auch Paxil/Seroxat das Fluctine, das dadurch auf den 23. Platz unter den häufigst verschriebenen Arzneimitteln verdrängt wurde. Insgesamt rangierten die SSRIs als Dritte innerhalb der Gesamtverschreibungen an Arzneimitteln und als Dritte unter den Neuverordnungen. Hinsichtlich des Gesamtumsatzes nahmen sie aufgrund ihres hohen Preises Rang zwei ein. Der Umsatz der SSRI/SNRI-Kategorie stieg von 1999 bis 2000/2001 um stolze 19 Prozent an und erreichte 8,33 Milliarden Dollar.
    Die
Pharmacy Times
stellte 2001 fest, dass es 2000 nur ein Antidepressivum geschafft hatte, einen Platz unter den zehn meistverschriebenen Substanzen einzunehmen, dass aber Prozac immer noch gut im Rennen lag. Immerhin den 11. Rang nahm das neu als Anxiolytikum vermarktete Paxil ein. Das „atypische Antipsychotikum” Zyprexa war ebenfalls unter den 10 Bestsellern zu finden.
    2007 wurden die psychoaktiven Arzneimittel von der Publikationsplattform
Kalorama Wirtschaftsinformation
( www.kaloramainformation.com ) als boomender Markt bezeichnet, von dem noch viel zu erwarten sei. Die pharmazeutische Industrie gilt als relativ sicherer Markt für Investoren, da sie nicht so starken Schwankungen ausgesetzt ist wie andere vergleichbar große Industriezweige. Allerdings weist der Markt große regionale Schwankungen auf. Im ersten Jahrzehnt des neuen Millenniums nahm man an, dass er sich dramatisch ändern und steigende Gewinne erbringen werde. Viele Arzneimittel stünden vor der Patentierung, daher sei zu erwarten, dass der Umsatz steigen werde. Mit einem Anteil von 80 Prozent machten weltweit antipsychotische, antimanische und antidepressive Substanzen den Löwenanteil an dem Gesamtumsatz aus. Dabei wurde auch prognostiziert, dass neue Märkte, vor allem in Asien, erschlossen werden würden. Es wurde darauf hingewiesen, dass mehr als 62 Prozent des Umsatzes in den USA erzielt würden, während zum Beispiel Japan mit nur zwei Prozent beteiligt erschien. Japan gilt der Pharmaindustrie als Problemland, weil es einerseits den zweitgrößten Markt fürArzneimittel verkörpert, andererseits dieser Markt stagniert und in den ersten Jahren nach der Jahrtausendwende zum Teil auch eingebrochen ist. Die Wirtschaftsforscher geben daran sowohl der starken Kontrolle über die Preisgestaltung wie auch der allgemein schlechten Wirtschaftslage die Schuld. Hoffnungsfroh wird von den Analysten aber darauf hingewiesen, dass sich auch in anderen Ländern die Bereitschaft steigern werde, psychiatrische Krankheiten zu akzeptieren und zu diagnostizieren, wobei in den Raum gestellt wurde, dass diese Länder unterversorgt seien. Als besonders interessanter neuer Markt und als potentiell lukratives Gebiet gilt China, wo bereits viele westliche und japanische Firmen Niederlassungen eröffnet haben. Europa gilt ebenfalls als starker Markt, wobei auch hier starke regionale Unterschiede bestehen. Der Umsatz von Psychopharmaka ist in Frankreich und Italien besonders hoch, gefolgt von Deutschland und Spanien.
    Tatsächlich ist aber die Situation in den USA unvergleichlich. Dort war die Gesamtzahl der Verschreibungen antipsychotischer Substanzen zwischen 1997 und 2007 um 86 Prozent angestiegen und erreichte 32,4 Millionen, wie das Medical Expenditure Panel Survey ausweist. In den Jahren 2004 bis 2008 nahmen 10 Prozent der amerikanischen Bevölkerung Antidepressiva ein. Das bedeutete gegenüber 1988, dem ersten Jahr, in dem Prozac/Fluctine den Markt erobert hatte, einen Zuwachs von 400 Prozent. 2009 schließlich überrundeten die Antidepressiva die blutdrucksenkenden Arzneimittel und waren damit die am häufigsten verschriebene Gruppe von Medikamenten geworden.
    Diese Entwicklung blieb nicht ohne unerwünschte Nebeneffekte. Zwischen 1999 und 2004 stieg in den USA die Anzahl von unbeabsichtigten Todesfällen aufgrund der Einnahme psychoaktiver Arzneimittel um 84 Prozent an. Die US-Vergiftungszentrale schrieb in dieser Hinsicht 2009 den Antidepressiva einen nicht unwesentlichen Stellenwert zu. Sie nahmen unter den psychoaktiven Arzneimitteln Rang drei hinsichtlich der Verschreibungshäufigkeit und

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