Die Depressionsfalle
âmitreagiertâ â, daher erscheint Angehörigen oder auch Behandelnden die Reaktion auf den aktuellen Verlust oft unangemessen. Selbstverständlich muss auch der individuelle Umgang mit Sexualität thematisiert werden: Was bedeutet Begehren, Lust, Befriedigung? Was wird als Zwang, was als Verzicht erlebt?
Die subjektiven Krankheitstheorien
Unter der subjektiven Krankheitstheorie versteht man die individuelle Vorstellung von der möglichen Ursache oder den möglichen Verantwortlichen für die Erkrankung. Jeder Mensch scheint bemüht, eine Ursache für eine Erkrankung â und sei es für einen Schnupfen â zu finden: die niesenden Mitmenschen in öffentlichen Verkehrsmitteln, etc. Die Befriedigung dieses âKausalitätsbedürfnissesâ scheint ein Leiden leichter erträglich zu machen. Diese Theorien können eine Brücke zu einem psychosozial mitbedingten Krankheitsverständnis schlagen.
Es werden vier subjektive Krankheitstheorien unterschieden:
1.Psychosozial intern: Als Ursachen werden z.B. Affekte angegeben (âIch war immer schon eine ängstliche Personâ).
2.Psychosozial extern: Als Ursachen werden z.B. Partner-probleme oder Mobbing angegeben.
3.Naturalistisch intern: Als Ursachen werden âdie Geneâ angegeben.
4.Naturalistisch extern: Als Ursachen werden Umweltfaktoren angegeben, z.B. Lärmbelastung. 28
Diese subjektiven Krankheitstheorien können einen Hinweis darauf liefern, ob die Patienten psychologische Beeinflussung â was Psychotherapie ja letztlich ist â in irgendeiner Form akzeptieren können, und vielleicht sogar welches psychotherapeutische Setting ihnen am ehesten entgegenkommen könnte. So ist zu erwarten, dass Patienten, deren Theorien als âpsychosozialâ einzustufen sind, eher von Psychotherapie profitieren können, als Patienten, welche ânaturalistischeâ Theorien formulieren.
Besprechung der Diagnose und des Behandlungsplans
Nach Abschluss des diagnostischen Prozesses wird gemeinsam mit dem Patienten die Diagnose besprochen. Hier ist das korrekte Aussprechen der Diagnose und das wahrhaftige Beantworten von Fragendes Patienten hinsichtlich der Bedeutung der Diagnose ganz wichtig. Verschleiern, Beschwichtigen, Beschönigen ist irritierend und untergräbt das Vertrauen des Patienten.
SchlieÃlich wird im Einverständnis mit dem Patienten der Behandlungsplan festgelegt: ambulante oder stationäre Behandlung; Psychotherapie alleine oder in Kombination mit medikamentöser Therapie. Welche Erwartungen und Ãngste bestehen hinsichtlich einer medikamentösen Therapie? Welche speziellen Vorstellungen, die Psychotherapie betreffend, bestehen auf Seiten des Patienten? Wird eine Einzel- oder eine Gruppentherapie vorgezogen? Welche Hinweise hat der Diagnoseprozess hinsichtlich der zu wählenden therapeutischen Schule/Methode schon geliefert? Psychotherapeuten müssen auch für sich entscheiden, ob sie mit diesem Patienten arbeiten können, oder ob nicht eine Ãberweisung an einen Kollegen sinnvoller wäre. Leider sind der Verwirklichung des Behandlungsplanes oft Grenzen gesetzt â regionale Grenzen, die Verfügbarkeit von Psychotherapie betreffend, oder finanzielle Grenzen.
Die aktuelle Definition von Psychotherapie
Neben dem eingangs zitierten, viel Aktuelles enthaltenden Text Sigmund Freuds ist es erforderlich klarzustellen, was man heute unter Psychotherapie versteht. Die folgende Definition von Hans Strotzka (1982) wurde im ganzen deutschen Sprachraum übernommen und liegt auch dem österreichischen Psychotherapiegesetz zu Grunde: âPsychotherapie ist eine Interaktion zwischen einem oder mehreren Patienten und einem oder mehreren Therapeuten (auf Grund einer standardisierten Ausbildung), zum Zweck der Behandlung von Verhaltensstörungen oder Leidenszuständen (vorwiegend psychosozialer Verursachung) mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation vorwiegend verbal oder auch averbal), mit einer lehr- und lernbaren Technik und auf der Basis einer Theorie des normalen und abnormen Verhaltens.â 29
Diese Definition enthält bestimmte Klarstellungen und Forderungen
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Die erste Klarstellung
bezieht sich auf das âSettingâ der Psychotherapie und auf die mögliche Anzahl der am therapeutischen Prozess beteiligten Personen, denn man unterscheidet Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppentherapien: Es können also nicht nur zwei,
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