Die Depressionsfalle
verändern. In der Verhaltenstherapie wird zusätzlich mit speziellen Techniken wie Selbstsicherheitstrainings und assoziativem Lernen (klassisches Konditionieren, operantes Konditionieren, aversives Lernen) gearbeitet.
Auf der humanistischen Psychologie beruhende Psychotherapien
Die humanistische Psychologie ist eine intellektuelle und soziale Bewegung innerhalb der Psychologie, die eine Erneuerung des psychologischen Denkens im Geiste des Humanismus und des Existenzialismus anstrebt. In den hierzu zählenden psychotherapeutischen Richtungen werden das Menschenbild und die Haltung des Therapeuten als Wirkfaktoren angesehen: Die dialektische Spannung zwischen Autonomie und Beziehungsorientierung ist von zentraler Bedeutung. Dieser Richtung sind zuzuordnen: die klienten-/personenzentrierte Psychotherapie, die Gestalttherapie, das Psychodrama, das katathym-imaginative Bilderleben, die Logotherapie und die Existenzanalyse. Carl Rogers, der Begründer der personen- oder klientenzentrierten Psychotherapie, hatte eine theologische und eine psychoanalytische Ausbildung. Er legte im Rahmen der Ausbildung von Psychotherapie-Kandidaten besonderen Wert auf Tonbandaufnahmen von Therapiesitzungen und auf die anschlieÃende Diskussion des Verlaufs der Therapiesitzung anhand der Tonbandaufzeichnungen im Rahmen der Supervision. Ein zentrales Anliegen dieser Therapiemethode ist es, den Patienten zu helfen, gemachte Erfahrungen in die eigene Person zu integrieren, das âSelbstâ mit diesen Erfahrungen in Ãbereinstimmung zu bringen. Bei Depressiven würde dies z.B. bedeuten, den Patienten durch bestimmte Techniken wie das Spiegeln zu helfen, die Verluste als Ursache der krankmachenden Verleugnung von Trauer in das âSelbstâ einzuordnen.
Auf der Systemtheorie beruhende Psychotherapien
Der systemisch-psychotherapeutische Zugang beruht auf unterschiedlichen Quellen: einem kommunikationstheoretischen Zugang nach Gregory Bateson, Ronald D. Laing und Paul Watzlawick (Palo Alto, Kalifornien), einem psychoanalytischen Zugang (Helm Stierlin, Theodore Lidz), einem pragmatisch-humanistischen Zugang (Virginia Satir) und einem kinderpsychiatrisch orientierten Zugang (Salvatore Minuchin). Auf diesen theoretischen Ansätzen beruhen Beschreibungsmodelle für Beziehungs- und Familiensysteme, aberzunehmend auch für komplexere Systeme. Das Aufzeigen pathogener Kommunikationsabläufe im System, z.B. mit einem depressiven Familienmitglied, soll allen Beteiligten helfen, wahrzunehmen und zu verstehen, welche Interaktionsmuster eher depressionsverstärkend oder eher abschwächend wirken können, und somit das Leiden des Patienten und das Zusammenleben für alle Beteiligten erleichtern. Die Mailänder Psychoanalytikerin Mara Selvini-Palazzoli und ihre MitarbeiterInnen haben für die Behandlung von schwer magersüchtigen Patienten und deren Familien ein sehr erfolgreiches Modell entwickelt, welches Elemente der Psychoanalyse mit systemischen Ansätzen kombiniert.
Auf der Psychoanalyse beruhende Psychotherapien
âHerr Doktor, jetzt hören Sie mir einmal zu.â
Die Patientin Elisabeth v. R zu Sigmund Freud
Diese Aufforderung der Patientin an den Arzt gilt als Beginn der âtalking cureâ â des heilenden Gesprächs. Diese Behandlung kann, muss aber keineswegs im Liegen stattfinden, sondern findet bei depressiven Patienten meist im Sitzen statt, selten einmal, eher zwei bis drei Mal wöchentlich. Die psychoanalytischen Therapien sind ein spezielles Verfahren zur Untersuchung seelischer Vorgänge, die anders kaum zugänglich sind und deren Erforschung therapeutischen Zielen dient. Die Komplexität dieser Theorien und der auf ihnen beruhenden Behandlungen erfordert eine ausführliche Schilderung.
In der Psychoanalyse galt von Anfang an und gilt heute noch ein âJunktimâ â eine Verknüpfung von Heilen und Forschen. Die Therapeuten lernen im Rahmen der Therapie von den Patienten, Forschungsfragen zu formulieren, und die Forschungsergebnisse werden zum Heil der Patienten eingesetzt. Die theoretischen Säulen der Psychoanalytischen Therapien sind die topografische oder die Triebtheorie, die Strukturtheorie und die Theorie der Objektbeziehungen, d. h. die Theorie der Beziehungen zu anderen wichtigen Personen.
Die topografische Theorie (nach altgr. topos = Ort) nimmt drei Orte des seelischen Geschehens an: das Bewusstsein, das Vorbewussteund das Unbewusste.
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