Die Depressionsfalle
Die Bedeutung des Unbewussten und dessen Zeitlosigkeit für unser Denken und Handeln steht auch bei den anderen therapeutischen Schulen und Methoden auÃer Diskussion, wird jedoch nicht direkt für die Heilbehandlung genützt.
Die moderne Hirnforschung und das Unbewusste
Die Annahme der Zeitlosigkeit des Unbewussten wird durch Erkenntnisse der modernen Gedächtnisforschung gestützt, die ein implizites und ein explizites Gedächtnis unterscheidet.
Das Implizite Gedächtnis
, als dessen Lokalisation das mittlere Vorderhirn und das Stirnhirn gilt, ist wichtig für Phänomene, die durch frühe Erfahrungen beeinflusst worden sind, an die aber keine bewusste Erinnerung mehr besteht und die auch nicht durch gezielte Anstrengung abgerufen werden können (situationsunabhängiges Bewertungssystem). Das bedeutet, dass nichts, was wir jemals erlebt, gedacht, geträumt oder fantasiert haben, verloren ist â nur sind die Inhalte dem bewussten Denken nicht zugänglich.
Im psychoanalytischen Prozess unterstützt das Implizite Gedächtnis den Umgang mit unbewusstem Material in psychoanalytischen Therapien. Die Erfahrung des Deutungsprozesses, also die Anwendung einer psychoanalytisch-psychotherapeutischen Technik als psychisches Phänomen, führt zu neuronalen Ãnderungen, z.B. zu Ãnderungen der Vernetzung von Nervenzellen oder zu Ãnderungen der Reizübertragung an den Synapsen oder Schaltstellen, also zu einem materiellen Phänomen, und in Folge davon zu geänderter Informationsverarbeitung, was Ãnderungen von Symptomen und dem Verhalten mit sich bringt. Diese neuronalen Ãnderungen konnten mittels bildgebender Verfahren (Funktions-Magnetresonanztomografie, fMRT) nachgewiesen werden.
Das Explizite Gedächtnis
, als dessen Lokalisation der Hippokampus gilt, ist für die kurzfristige Speicherung von Ereignissen, selbst wenn diese nur einmalig auftreten, verantwortlich. Eine weitere wichtige Funktion des expliziten Gedächtnisses ist das Erlernen von neuen Fakten und der datenvergleichende Anteil der kontextualen Bewertungsprozedur (situationsabhängige Bewertungssysteme). Fürden psychoanalytisch-therapeutischen Prozess bedeutet diese Funktion, dass das Erleben von âEinsichtâ auf Seiten des Patienten zahlreiche der oben genannten Komponenten beinhaltet.
Die Elemente der psychoanalytischen Therapien
Unter âElementenâ werden handlungsanleitende Grundannahmen der psychoanalytischen Behandlung verstanden. Die vier Elemente der psychoanalytischen Therapie sind: die Ãbertragung, die Gegenübertragung, die therapeutische Neutralität oder Abstinenz und der Widerstand.
Ãbertragung und Gegenübertragung
Psychoanalytiker haben von Beginn an erkannt, dass in die psychotherapeutische Diagnostik und in den psychotherapeutischen Prozess ganz spezielle Erfahrungen einflieÃen. Erfahrungen, die auch in jedem Arzt-Patienten-Gespräch â die Ordination wird ja auch als âSprechstundeâ bezeichnet â und auch in einem psychiatrischen Erstgespräch eine Rolle spielen, aber weniger Gewicht haben können.
Die Erwartungen, die Ãrzte und Psychotherapeuten und Patienten in ihre erste Begegnung mitbringen, sind von Beziehungsmustern der Vergangenheit, also von Beziehungsmustern, die zu anderen wichtigen Personen bestanden haben, geprägt. Besonders Beziehungen zu als Autorität erlebten Personen, also zu Mutter und/oder Vater der Kindheit oder zum Lehrer, können in der gegenwärtigen Situation mit einer als Autorität betrachteten Person (dem Arzt oder Psychotherapeuten) eine Wiederbelebung erfahren, also auf diese âübertragenâ werden. Diese Ãbertragung von Gefühlen hat einen wesentlichen Einfluss auf jede neue Beziehung, und zwar darauf,
a) wie wir neue Situationen wahrnehmen,
b) wie wir sie deuten und
c) wie wir sie durch unser Verhalten beeinflussen.
Häufig ruft unser Verhalten als Ausdruck unserer Vermutungen bei unserem Gegenüber eine Reaktion hervor, die unseren Erwartungen entspricht. Ein Beispiel für a) wäre eine Frau, die sich für die Probleme ihres Kindes in einem solchen MaÃe verantwortlich fühlt, dass sie meint, Psychotherapeuten könnten sie nur kritisieren oder gar beschuldigen. Ein Beispiel für b) wäre ein Patient, der glaubt, sein Arzt habe sich wegen seiner übertriebenen Forderungen zurückgezogen. Ein Beispiel für c) könnte ein schwer
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