Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Depressionsfalle

Die Depressionsfalle

Titel: Die Depressionsfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien> , Alfred Springer
Vom Netzwerk:
US-Bürger – und zwar Männer, Frauen und Kinder – mit 33 Tabletten zu versorgen.
    Die Barbiturate waren auch jene Arzneimittel, denen eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Konzepts psychoaktiver Kombinationspräparate zukam. Von der pharmazeutischen Industrie wurden zusätzlich zu den Arzneimitteln, die ausschließlich ein Barbiturat enthielten, zunehmend Kombinationspräparate hergestellt. Es gab Kombinationen mit Aspirin, mit Atropin (Donnatal) und selbst mit Vitamin B (Eskaphen B-Elixir). Kombinationspräparate zur Behandlung von Kopfschmerzen enthielten ebenfalls Barbiturate. Oftmals wussten die Patienten gar nicht, dass die Mittel, die sie zu sich nahmen, diese Stoffe enthielten. Und es war wohl auch so mancher Arzt nicht ausreichend informiert.
    Kein Wunder, dass in dieser Situation eine Überkonsumation und Befürchtungen über den suchtfördernden Charakter der Barbiturate eintraten. Abhängigkeit und der Umstand, dass die Barbiturate recht häufig mit selbstmörderischer Absicht eingenommen wurden, waren die beiden Hauptprobleme, die kritisch beobachtet wurden und schließlich zu einem restriktiven Umgang mit diesen Arzneimitteln führten, obwohl sich ihr kontrollierter Einsatz durchaus bewährt zu haben schien. Neue Nahrung für die Kritik an den Barbituraten ergab sich später daraus, dass die Substanzen auch in der illegalen Drogenszene Verbreitung fanden. Dort waren sie als Mittel beliebt, die imstande waren, quälende Morphiumentzugserscheinungen zu unterdrücken. Auch dieser Gebrauch erwies sich als problematisch, da eine messbare Anzahl von Morphinisten am gemeinsamen Gebrauch von Morphium und Barbituraten verstarb. Die gemeinsame Einnahme der Substanzen verstärkte wechselseitig atemdämpfende und atemlähmende Effekte. Manchmal kam es auch zum Ersticken, wenn die Kranken von den Mitteln betäubt waren, im Dämmerschlaf erbrachen und das Erbrochene nicht aushusten konnten, weil ihre Reflexe gelähmt waren. Die gemeinsame Einnahme von Barbituraten und Alkohol konnte vergleichbare fatale Folgen nach sich ziehen. Wir wissen, dass noch bis in die 1970er Jahre bekannte Pop-Größen den Barbituraten zum Opfer fielen. Am 3. Juli 1969 etwa ertrank BrianJones in seinem Swimmingpool, nachdem er eine hohe Dosis Barbiturate und Alkohol zu sich genommen hatte. Jimi Hendrix starb am 18. September 1970 an einer Barbituratvergiftung. Als Todesursache wurde festgestellt, dass er Erbrochenes inhaliert hatte.
Amphetamin
    Amphetamin wurde erstmals 1887 an der heutigen Humboldt Universität zu Berlin von Lazar Edeleanu im Rahmen der Arbeiten an seiner Promotion synthetisiert. Im Kontext seiner Forschungen über die Derivate der Phenylmethacrylsäure und der Phenylisobuttersäure gelang dem rumänischen Chemiker die Erstsynthese eines Stoffes, den er Phenisopropylamin nannte. Im selben Jahr isolierte der japanische Wissenschaftler Nagayoshi Nagai den Wirkstoff Ephedra aus dem Hauptalkaloid der Pflanze Ephedra distachya, die auch unter der Bezeichnung Meerträubel bekannt ist. Ohne es damals zu wissen, hat er mit dem Ephedrin einen der Stoffe synthetisiert, auf dem die Herstellung von Amphetamin basiert.
    Diese ersten Synthesen hatten keine Bedeutung für die weitere Entwicklung der Psychopharmakologie. Wichtig war hingegen, dass es 1910 dem Pharmakologen und Neurophysiologen Henry Dale zusammen mit dem Chemiker George Barger in London gelang, die strukturelle Ähnlichkeit zwischen Adrenalin und Amphetamin nachzuweisen.
    Als entscheidend für die psychopharmakologische Bedeutung der Amphetamine sollte es sich erweisen, dass 1927 der britische Chemiker Gordon Allen an der University of California in Los Angeles im Rahmen seiner Forschung zum Ephedrin als Mittel zur Asthmabekämpfung Edeleanus Phenisopropylamin resynthetisierte und ihm den Namen Amphetamin gab, den er damals aus der heute veralteten chemischen Bezeichnung alpha-Methylphenethylamin ableitete. Dadurch, dass nunmehr Amphetamin vollsynthetisch und ökonomisch produziert werden konnte, konnte auch das aus der seltenen Ephedra-Pflanze gewonnene Ephedrin in der Behandlung der Atemwege kostengünstig durch Amphetamin ersetzt werden. Entsprechend der pharmazeutischen Zielvorgabe fand das Amphetaminzunächst als Asthmamittel Verbreitung. 1932, also 45 Jahre nach seiner Entdeckung, wurde es in den USA unter dem Handelsnamen Benzedrine als Inhalationsmittel bei

Weitere Kostenlose Bücher