die Detektivin in Jeans
seine
offenen Lederpantoffeln und schlurfte in sein Arbeitszimmer, wo sich ein
Zweitanschluß des Telefons befand, um ungestört sprechen zu können. „Seibold“,
krächzte er schlafheiser ins Telefon.
„Kresser! Sag mal, was hast
denn du für einen Wirbel in meiner Abteilung gemacht? Die Hubertsen ist ja
jetzt noch ganz aufgelöst. Was war denn mit dir los?“ donnerte Kommissar Kresser
ihn an. „Du hast an meinem Schreibtisch verdammt noch mal nichts verloren! Ich
kenne dich und deine windigen Methoden...“
Florian Seibold nahm den Hörer
vom Ohr, hielt ihn ins Zimmer und wartete, bis sein Freund den Dampf abgelassen
hatte.
Endlich hörte er von fern sein
befremdetes: „Hallo! Bist du noch dran? Weshalb sagst du nichts?“
Florian Seibold nahm den Hörer
wieder ans Ohr und erwiderte sanft: „Ich wollte dich nicht unterbrechen.“
Kriminalhauptkommissar Kresser schnaubte.
Doch als er weitersprach, geschah es in normaler Lautstärke und ohne Erregung.
„Ich habe deinen Sohn vorhin im Flur getroffen. Es geht um die Sache Faber,
nicht? Der Kollege Friedrich bearbeitet sie. Ich habe nichts damit zu tun.“
„Das sagte mir Frau Hubertsen
und dieser junge... wie heißt er noch...? dein kleiner Wichtigtuer...“
„Florian!“ mahnte der Kommissar
grollend. „Keine Beamtenbeleidigung! Sonst hänge ich dir doch noch ein
Verfahren an. Du bist raus aus dem Geschäft, also laß deinen Sohn jetzt an den
Ball. Er kann‚s übrigens besser als du. Ein feiner, höflicher Mensch!“
„Das hat er von seiner Mutter“,
bemerkte Florian Seibold glucksend. „Hoffentlich geht ihm bald auf, daß er
damit bei euch nicht weiterkommt. Ihr haltet wichtige Informationen zurück...“
„Wie wäre es mit dieser?“
unterbrach ihn sein Freund. „Rainer Faber hat gestanden, daß er die Pistole
seines Vaters aus der Truhe genommen hat, zusammen mit einem Hitlerbild und
einigen Kriegssouvenirs. Vor einem Jahr übrigens schon.“
„Woher weißt du das?“
„Aus dem Vernehmungsprotokoll.
Die Akte lag zufällig auf Friedrichs Schreibtisch.“ Kresser lachte verschmitzt.
Doch dann wurde seine Stimme besorgt. „Die Patrone, die in der Truhe gefunden
wurde, ist vom gleichen Kaliber wie das bei dem Mädchen entfernte Geschoß. Ich
habe mich mit Oberinspektor Friedrich über den Fall unterhalten. Schließlich
kenne ich die Familie deiner Haushälterin, und Friedrich wollte von mir Näheres
über die Herkunft des Jungen wissen. Die spielt bei derartigen Ermittlungen ja
eine gewisse Rolle, wie du weißt.“
„Und?“ drängte Florian Seibold,
als Kresser nicht weitersprach.
„Es sieht nicht gut aus“, sagte
der Kommissar. „Es gibt zu viele Ungereimtheiten in dieser Sache und eine Menge
Belastungsmaterial, die für eine Verurteilung ausreichen dürften. Angeblich hat
Rainer die Pistole und die Souvenirs vor einem halben Jahr verkauft. An einen
Touristen, den er zufällig kennenlernte. Engländer, Amerikaner oder Holländer,
genau wisse er es nicht. Der große Unbekannte also.“
„Und ihr haltet das für
unwahrscheinlich?“
„Glaubst du es?“ fragte Kresser
zurück.
Florian Seibold schwieg.
„Man könnte es dem Jungen
vielleicht abnehmen, denn er sagte, daß er sich in Geldschwierigkeiten befand
und seiner Mutter damit nicht kommen wollte. Freunde aus der Nachbarschaft
haben das bestätigt. Er war ständig in Geldverlegenheit. Aber da ist noch die
Geschichte mit dem anderen großen Unbekannten. Faber versucht uns weiszumachen,
daß er zwischen den auf dem Hof abgestellten Autos Geräusche hörte, bevor der
Schuß fiel. Die ermittelnden Beamten sind der Sache nachgegangen, aber nichts
deutete auf die Anwesenheit von Einbrechern oder Autoknackern hin. Tatsache
aber ist, daß Faber am Tage zuvor in einer Kneipe geäußert hat, daß es dieser
Eva noch einmal leid tun würde, ihn so behandelt zu haben. Das hat ein Zeuge zu
Protokoll gegeben.“
„Wer hat so etwas noch nicht
geäußert? Das muß nicht als Drohung gemeint gewesen sein“, wandte Florian
Seibold gereizt ein.
„Stimmt“, bestätigte Kresser.
„Doch wenn dann tatsächlich etwas passiert, sieht die Geschichte anders aus.
Weshalb lief der Junge fort? Wenn er unschuldig war, hätte er einen
Krankenwagen alarmieren und sich der Polizei als Zeuge zur Verfügung stellen
müssen.“
„Vielleicht hatte er Angst vor euren
Bullen“, sagte Florian Seibold grob. „Ihr solltet euer Image mal wieder
aufpolieren. Die Polizei — dein Freund und Helfer! Das war
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