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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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hauste, zugesehen hatte, sandte er ein schreckliches Gewitter, während dessen die Schlosshunde den König, die Königin und ihre sieben Kinder erwürgten, dass ihr Blut zum Thale rann. Ihre Leiber wuchsen versteinernd zu Bergen, das Blut bildete an deren Fuss zwei Seen.
    Wird in der letzten Sage König Watzmann blutdürstig genannt, so scheint das ein ursprünglich ihm fremder Zug, denn grausam sind unsere Riesen nicht, wie die menschenfressenden Riesen anderer Völker, sie sind nur wild und diese Wildheit übt sich am liebsten in ungeheuren, alle menschliche Kraft unendlich überragenden Dingen, wie wir sahen in Felswürfen, Bergversetzungen, gewaltigen Bauten u. a. Ihr der menschlichen Art überhaupt näher stehendes Wesen erkannten wir bereits aus ihrer Gestalt, die selten von der menschlichen abweicht, während die der Riesen anderer Völker schon ungleich verschiedener von ihr ist.
    Im Ganzen machen sie den Eindruck eines untergehenden Volkes, das trotz seiner überlegenen Körperkraft den Menschen die Erde räumen muss. Wie darin so gleichen sie auch den Zwergen in ihrem Abscheu vor dem Landbau und dem Ausroden der Wälder, die sie als ihr Eigenthum betrachten, in dem Hass gegen das Glockengeläute der Christen, der sie oft dazu verführt, grosse Felsstücke auf christliche Kirchen zu schleudern, die jedoch natürlicherweise nicht treffen, oder ohne Schaden zu bringen niederfallen.

Elemente. 79
    Die Urstoffe, welche der Schöpfung aller andern Dinge vorausgingen, die alles durchdringen und alles in sich aufnehmen, müssen als solche, auch ohne dass sie in nähere Beziehung zu göttlichen Wesen gesetzt werden, heilig sein, sie sind dies bei allen Völkern und stehen darum in eigenthümlicher Verehrung. Wasser, Feuer, Luft und Erde sieht der Mensch in unablässig reger Thätigkeit und Kraft auf die gesamte Natur einwirken und so weiht er ihnen einen Cultus, auch ohne das Walten eines Gottes in ihnen zu erkennen, noch mehr und mit grösserm Recht, wenn dieses noch dazutritt.
    Auf dieser Heiligkeit beruht die reinigende, heilende, sühnende Kraft der Elemente. Sie wird um so grösser sein, je mehr dieselben noch ihre ursprüngliche Reinheit haben, je weniger sie noch mit dem Menschen oder andern Dingen in Berührung kamen, oder gar zum Dienst des Menschen verwendet wurden, ebenfalls je günstiger oder heiliger die Zeit ist, zu welcher wir uns in ihren Besitz setzen, oder ihre Kraft verwenden wollen.
    Wir wenden uns zuerst zur Betrachtung des Wassers . Quellen und Flüsse standen bei unsern Vorfahren in hoher Verehrung; an ihnen betete, ihnen opferte man, vorzugsweise den Quellen, welche unsere alte Sprache Ursprinc nannte. An der Quelle ist das Element rein, unentweiht, sein ewig frisches, lebendiges Hervorsprudeln, die Oeffnung des Bodens verdankt es selbst häufig göttlicher Einwirkung, wie wir dies u. a. von den Quellen wissen, welche der Lanzenschaft Wuotans und Balders oder der Hufschlag ihrer Rosse der Erde entlockten.
    Soll das Wasser aber seine volle Heiligkeit haben, dann muss es in heiligen Augenblicken geschöpft werden, wie in der tiefen Stille der Mitternacht, oder vor Sonnenaufgang, ehe der Tag beginnt. Wie die Zwerge nur während der Nacht auf der Erde schalten und walten und der erste Sonnenstrahl ihrem Leben ein Ende macht, so scheint auch das Licht entkräftend auf die heiligen Wasser zu wirken. Heilawâc , heilwâc , heilwaege , vom ahd. wâc, unserm Woge, Fluth nannte unsere alte Sprache solches Wasser und es gilt bis heute noch als ein kräftiges Heilmittel; so jenes welches in der heiligen Weihnacht, so lang die Glocke zwölf schlägt, geschöpft wird. Damit steht auch der Volksglaube in Verbindung, dass sich in diesem Augenblick alles Wasser in Wein verwandle. Solches Wasser verdirbt nicht, so wenig wie des, welches man am ersten Ostertage früh vor Sonnenaufgang, stillschweigend (unberufen) stromabwärts schöpft; es verjüngt, heilt Ausschläge und kräftigt das junge Vieh. Andere Wasser schöpft man Sonntags vor Tagesanbruch an drei fliessenden Brunnen, sammelt sie in ein Glas und entzündet eine Kerze davor, wie vor einem göttlichen Wesen. In Hessen ziehen Jünglinge und Jungfrauen am Morgen des zweiten Ostertages zum hohlen Stein im Gebirg, schöpfen Wasser und werfen Blumen zum Opfer in die Quelle.
    Nicht nur heilend auch weissagend sind die Quellen. Wenn ein Kind oder auch ein Erwachsener krank ist, legt man eins seiner Kleidungsstücke, welches jedoch von Leinwand sein muss, auf

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