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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Erde umherliegende grosse Sandsteine. Da wohnten einst die Riesen in einer ans grossen Felsstücken erbauten Burg. So oft einer von ihnen starb, begruben ihn seine Gefährten unter die noch da befindlichen Hügel. Als zuletzt nur noch einer übrig blieb, stürzte er die Burg aus Missmuth ein, schleuderte die Steine weit umher und wälzte den grössten über sich selbst. Auch einzelne Hügel, Inseln und Felsen schreibt das Volk ihnen zu. Ein Riesenmädchen will von Pommern aus eine Brücke nach Rügen bauen, damit es über das Wässerchen gehen könne, ohne seine Pantöffelchen zu netzen. Sie nimmt eine Schürze voll Sand und eilt ans Ufer, aber die Schürze hat ein Loch. Hinter Sagard lauft ein Theil Sand aus und bildet einen kleinen Berg. ›Ach,‹ sagt das Hünenmädchen, ›nun wird die Mutter schelten,‹ hält die Hand unter und läuft, so schnell sie kann. Die Mutter schaute über den Wald und drohte dem Kind mit der Ruthe. Da erschrak es, liess die Schürze gleiten, aller Sand ward umher verschüttet und bildete die dürren Hügel bei Litzow. Ein Riese, der einem Bauern feindselig gesinnt war, füllte seinen Handschuh mit Sand und schüttete ihn über des Bauern Hof aus, so dass der ganze Hof zugedeckt wurde; was durch die fünf Fingerlöcher gelaufen war, bildete fünf Hügel. Bekannt ist die Sage von der Riesentochter, die einen pflügenden Bauern auf dem Felde findet, ihn mit seinem Pferd und Pflug in die Schürze nimmt und ihrer Mutter als artiges Spielzeug zeigt. Aber die Mutter zürnt und befiehlt ihr, Alles wieder zurück zu tragen, denn diese Erdwürmer würden die Riesen noch einmal auffressen, sie würden den Riesen Untergang bereiten. Beim Kloster Ilefeld im Harz sieht man einen grossen Felsen das Nadelöhr genannt. Einst reiste ein Riese ettliche Meilen weit, da fühlte er, dass ihn etwas heftig im Schuh drücke; er zog den Schuh aus, da fand er den Felsen darin. Ein anderesmal finden wir einen Riesen pflügend, aber der Pflug geht so tief, dass überall die Wasser springen; die Erde, welche er vom Pflug abschüttet, bildet kleine Hügel.
    Oft wohnen zwei Riesen auf einander nahe liegenden Bergen und haben irgend ein Geräth gemein, welches sie einander zuwerfen. So hatten zwei Hünen auf dem Eberstein und Homburg nur eine Axt; wollte einer an die Arbeit und der andere hatte die Axt noch, dann rief er ihm nach der nur anderthalb Stunden entfernten Burg zu, er solle ihm die Axt hinüber werfen, was sofort geschah. Ein anderesmal haben zwei Hünen einen gemeinsamen Backofen; wenn der eine Holz zum Heizen von dem andern haben will, kratzt er sich nur am Leib, das ist so laut, dass es der andere hört.
    Anderemale werfen sie zum Spiel oder auch im Ernst mit Steinen und Hämmern und man sieht die Spuren ihrer Finger in den Felsen eingedrückt. So wollte ein Riese, der am Melibocus wohnte, ein Schiff vernichten, welches er eben auf dem drei Stunden entfernten Rhein daherfahren sah. Er ergriff einen grossen Felsblock und warf darnach, aber er warf zu hoch und der Block fiel eine Stunde von da nieder; er trägt noch die Zeichen der Riesenfinger.
    Wenn sie im Streit mit einander leben und einer den andern verfolgt, springt der Verfolgte schnellen Laufs über ganze Dörfer weg und ritzt wohl dies grosse Zehe an der Thurmspitze, dass das Blut in Bogen sprützt und eine Lache bildet. Wenn Riesen sich zum Ausruhen an Felsen lehnen, dann drücken sie ihre Gestalt dem Stein ein. Solcher Züge sind die Sagen voll.
    Jenes Zuwerfen des Geräthes finden wir besonders oft, wenn die Riesen bauen . Als gewandte Baumeister nämlich werden sie schon in der Edda genannt 73 und zahllose Sagen haben ihr Andenken in dieser Eigenschaft aufbewahrt, nur setzen die deutschen meist an die Stelle des Riesens den Teufel, die nordischen in die Stelle der Götter einen theuren König, an die der Asenburg eine Kirche und lassen die Hinderung der Vollendung des Baus auf andere Weise erfolgen, wie es in dem eddischen Mythus geschieht. Eine Menge von Kirchen sollen von Riesen erbaut sein und sehr oft bauen zwei um die Wette und wählen die Baustelle dadurch, dass sie ihren Hammer werfen; wo er hinfällt, da beginnen sie den Bau.
    Die Steinnatur der Riesen geht besonders auch noch daraus hervor, dass die Sage sie häufig in Stein verwandeln lässt. So verwandelte König Olaf Riesen, welche sich ihm auf seinen Bekehrungsreisen in Norwegen widersetzten in Felsen. Als Gott lange Zeit dem blutdürstigen König Watzmann, der bei Salzburg

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