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Die deutsche Götterlehre

Die deutsche Götterlehre

Titel: Die deutsche Götterlehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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all dem Unglück hört man den verachteten Geist, wie er lachend das Haus umtanzt.
    Auch das diebische Wesen theilen sie mit den andern elbischen Wesen, doch stehlen sie meistens, wie wir eben schon gesehen haben, zum Vortheil ihrer Herren. Zwei solcher Geister wohnten in zwei einander nahe gelegenen Dörfern bei zwei Bauern, deren Heuvorrath gegen das Frühjahr hin nur sehr klein war. Beide machten sich Nachts auf, um anderswo Heu für ihre Herren zu stehlen und der Zufall wollte, dass jeder in die Scheune des Herrn des andern gerieth, wo sie eine gute Tracht Heu auf den Rücken nahmen und sich auf den Rückweg machten. Unterwegs begegneten sie sich und da jeder sah, dass der andere seinen Herrn bestohlen hatte, geriethen sie an einander und kämpften die ganze Nacht. Am folgenden Morgen fand man an der Stelle grosse Heuhaufen liegen.
    Da der Kobold so besorgt ist um das Hauswesen, so ist ihm nichts mehr zuwider, als wenn Knechte oder Mägde faul und lässig in ihrem Dienste sind. Solche haben stets von ihm zu leiden, er bläst ihnen dies Licht aus, zieht ihnen die Decken vom Leibe weg, stösst ihnen den Melkkübel um, so dass die Milch verschüttet und verhöhnt sie noch dazu durch sein schadenfrohes Gelächter. Ueberhaupt ist er neckisch und führt gern lustige Streiche auf. Ein Knecht hatte ihn einmal zum Besten gehabt. Dieser schlief in der folgenden Nacht mit seinem Kameraden in einem Bette und er war etwas kleiner, als sein Schlafgesell. Als er nun eben einschlafen wollte, stellte sich der Puk oben ans Bett, fasste den Knecht bei den Haaren und rief: »Nicht gleich!« Und damit zog er ihn so weit hinauf, dass er mit seinem Kameraden gleich lag. Dann trat er ans andere Ende des Bettes, hub die Decke auf und fasste den Knecht an der grossen Zehe, indem er abermals rief: »Nicht gleich!« und zog ihn wieder hinunter. Auf diese Weise zerrte er ihn die ganze Nacht hin und her und man kann sich denken, dass der Knecht dabei kein Auge schliessen konnte.
    Diese und andere Neckereien machen ihn oft den Hausbewohnern lästig, denn er übertreibt es dabei nur zu gern, wie er z. B. einem Bauern, der ihn beleidigt hatte, jeden Morgen vor Tagesanbruch den ganzen Hühnerstall in Aufruhr brachte, so dass alle Hähne krähten; das Vieh Nachts im Stalle wild machte, den Bauern selbst bei der Nase zupfte oder bei der grossen Zehe kniff u. a. m. In solchen Fällen scheint kein anderer Rath zu bleiben, als das Haus aufzugeben. Das that ein von ihm sehr geplagter Mann und um recht sicher zu sein, dass er den Kobold los werde, packte er alles Hausgeräth auf einen Wagen und zündete das Haus an, um den Kobold darin zu verbrennen. Dann setzte er sich auf seinen Wagen und wollte fortfahren, da rief es zwischen dem Geräth hervor: »Du, es war Zeit, dass wir uns aus dem Staube machten.« Es war der Hausgeist, der sich dort versteckt hatte. Ein andermal zogen zwei Familien aus zwei Häusern aus, weil sie es schlechterdings nicht mehr darin aushalten konnten. Als das Geräth weggeschafft war, gingen die Dienstmägde aus beiden Häusern mit den Besen auf den Schultern zuletzt aus der Thür. Sie begegneten einander und die eine fragte die andere, wohin sie wolle? Da riefs oben aus den Besen: »Wir ziehen um, wir ziehen um.«
    Oft weicht er von selbst, weil der Hausherr, dankbar für die gethanen Dienste, ihm Kleider schenkt. So hatte ein Müller einen Kobold, der ihm lange Jahre hindurch in der Mühle half und zum Lohn jede Nacht nur ein Butterbrod bekam. Den Müller jammerte der nackend erscheinende Geist und er berieth sich mit seiner Frau, sie wollten ihm Kleider machen lassen. Der Schneider wurde gerufen und nähte ihm ein Röckchen und Hosen, welche der Müller Abends zu dem Butterbrode legte. Als der Geist die Kleider fand, zog er sie sogleich an, sprang fröhlich darin herein, aber – er arbeitete nicht mehr.

Riesen. 71
    Weit über menschliche Grösse hinaus ragt des Riesen Leib, so weit, als der Elben und Zwerge Grösse unter der menschlichen steht, aber was ihn in dieser Beziehung über den Menschen stellt, das findet ein Gegengewicht in seinen geistigen Anlagen. Wäre das nicht, dann würden die Menschen längst durch die Riesen, die meist der Götter wie der Erdgebornen Feinde sind, von der Erde vertilgt sein. So weit die Elbe und Zwerge den Menschen in feinerm Sinn und geistiger Aufgewecktheit übertreffen; so weit übertrifft der Mensch darin den Riesen. Darum vermag dieser trotz seiner gewaltigen Kraft und Unbändigkeit

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